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Frieling, Kirsten O.
Sehen und gesehen werden: Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit (ca. 1450 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 41: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34757#0014

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1.2 Forschungsstand

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pointiert einfängt. Speziell auf Kleidungspraktiken bezogen, hebt sie auf eben jenes
gegenseitige Sich-Mustern, Beäugen und Taxieren, jenes Sich-Darstellen und -Prä-
sentieren, jenes Auffallen und Eindruck machen, Beachtung und Anerkennung
finden Wollen ab, welches menschlichen vestimentären Verhaltensweisen im allge-
meinen und dem Kleidungsverhalten von Fürsten und Fürstinnen um 1500 im be-
sonderen zugrunde liegt.
Im folgenden wird zunächst ein Überblick über den aktuellen Stand der For-
schung gegeben (1.2), bevor anhand von Fragestellung und Herangehensweise das
Arbeitsvorhaben ausführlicher Umrissen wird (1.3). Danach erfolgen ein paar
grundsätzliche Bemerkungen zum methodischen Rahmen und zur Ausrichtung
der Arbeit (1.4). Einige Ausführungen zur Quellenbasis und zum Aufbau der Un-
tersuchung schließen die Einleitung ab (1.5).

1.2 Forschungsstand

Das wissenschaftliche Interesse an mittelalterlicher Kleidung hat eine lange Tradi-
tion.12 Schon die >ältere< Kulturgeschichte des späteren 19. und frühen 20. Jahrhun-
derts hat sich immer wieder des Themas angenommen, sei es im Rahmen epochen-
übergreifender Kostümkunden13 oder, was höfische Kleidung betrifft, im Rahmen
umfassenderer Studien zum höfischen Feben14. Wenngleich diese Arbeiten heuti-
gen wissenschaftlichen Ansprüchen kaum oder nur bedingt genügen und vor al-
lem in methodischer Hinsicht nicht mehr zu überzeugen vermögen15, erweisen sie
sich wegen ihrer Materialfülle auch heute noch als überaus nützlich.
Während in der größtenteils objektbezogenen Kostüm- und Textilkunde die
Beschäftigung mit Kleidung seitdem kontinuierlich fortgesetzt wurde16, hat Klei-
zen für den Historiker bietet Welskopp, Der Mensch und die Verhältnisse, 1997, bes. S. 46-56.
12 Die folgenden Ausführungen beziehen sich vornehmlich auf weltliche Kleidung. Zur umfas-
send erforschten liturgischen Gewandung vgl. Stolleis, Messgewänder aus deutschen Kir-
chenschätzen, 2001 (auf der Basis erhaltener Originale); Trichet, Le costume du clergé, 1986;
Mane, Piponnier, Entre vie quotidienne et liturgie, 1992; Bock, Geschichte der liturgischen
Gewänder des Mittelalters, 1970 (ursprünglich erschienen sind die drei Bände zwischen 1859-
1871); Müller-Christensen, Sakrale Gewänder des Mittelalters, 1955; Braun, Die liturgische
Gewandung, 1907. Zur heutigen liturgischen Kleidung in ihrer historischen Entwicklung
siehe auch Berger, Liturgische Gewänder und Insignien, 1987.
13 Klassisch: Hottenroth, Handbuch der deutschen Trachten, 1896; Ders., Trachten der Völker
alter und neuer Zeit, 1883; Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften, 1879-
1889; Falke, Costümgeschichte der Culturvölker, 1880; Ders., Die deutsche Trachten- und Mo-
dewelt, 1858; Weiss, Kostümkunde, 1860-1872; Köhler, Die Trachten der Völker in Bild und
Schnitt, 1871-1873; Boehn, Die Mode, 1907-1925.
14 Vgl. Schultz, Deutsches Leben im 14. und 15. Jahrhundert, 1892; Cartellieri, Am Hofe der Her-
zoge von Burgund, 1926; Huizinga, Herbst des Mittelalters, 1924; ferner Weinhold, Die deut-
schen Frauen in dem Mittelalter, 1882.
15 Problematisch ist insbesondere der wenig quellenkritische Umgang mit Bildzeugnissen und
literarischen Texten. Siehe dazu Anm. 102, S. 17.
16 Aus der Fülle der Arbeiten seien hier nur einige, aktuellere Kostümkunden herausgegriffen,
die vielfach Hinweise auf ältere kostümgeschichtliche Studien enthalten: Thiel, Geschichte
des Kostüms, 2004; Kühnei (Hrsg.), Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung, 1992; Koch-
 
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