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Oschema, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Bilder von Europa im Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 43: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34759#0109

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108

Kapitel V

denen Gott wiederum 72 Jünger gesandt habe.^s Auch die in einem Gleichnis
des Matthäus-Evangeliums genannten drei Maße (sttftt) Mehl bedeuteten ihm
entsprechend die Kirche, die »sich aus den im Glauben geeinten drei Erdteilen
zusammensetze« - die Dreizahl verweist hier auf die drei Söhne Noahs, die drei
Erdteile, den auf der ganzen Erde zu verbreitenden Glauben und schließlich
die KircheA Gerade dieses Motiv einer übergreifenden Einheit des dreigeteilten,
universalen Schöpfungswerks ermöglichte auch die Anbindung der gefestigten
geographischen Tradition an die exegetische Deutung biblischer Triaden: Beda
Venerabilis - oder wohl eher Hrabanus Maurus - schlugen eine entsprechende
Ausdeutung für die Dreizahl der Weisen vor, die Christus gehuldigt hätten,
aber auch für weitere, unauffälligere Triaden/" Im Gegenzug unterstrichen
einzelne Texte die Geltung der dreigliedrigen Einheit, indem sie diese als vor
der Geburt Jesu in der Hand des Teufels befindlich markiertend'

4. Kleineuropa - Großeuropa

Gerade im Schnittfeld der unterschiedlichen Perspektiven griechischer und rö-
mischer Autoren, die sich letztlich ja der umfassenden politischen Einheit des
römischen Reichs zugehörig fühlten, war die räumliche Verortung Europas
auf lange Zeit nicht eindeutig zu klären. Während einerseits immer wieder die
Kategorie des Erdteils im Vordergrund stand, der den beiden anderen Erdteilen
Asien und Afrika (auch unter der Bezeichnung als Libyen oder zuweilen als
Ägypten) gegenübergestellt wurde, wurde nicht selten auch die nordgriechi-
sche Festlandsregion genannt, die ebenfalls als Europa bezeichnet werden
konnte. Diese >kleineuropäische< Bezeichnung fand insbesondere im Rahmen
von Synodalakten oder administrativen Schriftguts, aber auch in historiogra-
phischen Texten des griechischsprachigen Raums Erwähnung und erschien in
der Folge auch in lateinischen Texten.^ Dabei wäre es müßig, nach einer klaren

38 Walahfrid Strabo, Liber Genesis, in: PL 113, Sp. 113 (c. 10).
39 Ebd., Sp. 126 (c. 18). Vgl. Walahfrid Strabo, Liber regum tertius, in: PL 113, Sp. 594f.
40 (Ps.-)Beda Venerabilis, In Matthaei evangelium expositio, in: PL 92, Sp. 12f. (12): Mpstice HM-
tem tres Mag; tres partes mMmii signi/iomt, Asiam, A/ricam, EMropam, siue immanMm genMS, pMod a
triims /iiiis Noe seminariMm SMmpsit. Bereits Schönbach 1903, S. 19-34, erkannte in diesem Text
eine Überarbeitung des Matthäus-Kommentars von Hrabanus Maurus, s. heute Hrabanus
Maurus, Expositio in Matthaevm, hg. Löfstedt 2000, Bd. 1, S. 62; ebd., Bd. 1, S. xxi, Hinweise
auf jüngere Forschungen zum Verhältnis der beiden Texte. Bei Beda selbst s. etwa Beda Ve-
nerabilis, Homiliae, in: PL 94, Sp. 156 (II5). Näher zur Figur der drei Magi s. Kap. XVI5.
41 Haymo von Halberstadt [Haymo von Auxerre], Commentariorum in Isaiam libri tres, in: PL 116,
Sp. 889 (II 33): Significat diaMMm in isto loco propter SMperNam, pni tres partes istins orin's, Asinm,
Enropam, A/h'cam^Me ante aduentnrn Domini sno sni; imperio sniphgatas i;aM;at. Zur Zuschrei-
bung an Haymo von Auxerre s. knapp Gansweidt 1998; vgl. Kap. VIII, Anm. 71.
42 Vgl. Kap. V, Anm. 26. In der byzantinischen Historiographie des 6. und 7. Jhs. konnte der
Europa-Name gleichermaßen auf die Balkangebiete wie auf den Erdteil angewendet werden,
s. Grattarola 1986, S. 179-184, zu den Werken von Zosimos, Prokopios' von Caesarea, Agathias
Scholastikos, Evagrios Scholastikos und Theophylaktos Simokates. Vgl. mit einer Nachricht
zu 330 das in der ersten Hälfte des 7. Jhs. entstandene Chronicon Paschale, hg. Whitby/Whit-
by 1989, S. 8f. Das Spektrum der in der frühbyzantinischen (griechischsprachigen) Historio-
 
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