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Schludi, Ulrich; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Entstehung des Kardinalkollegiums: Funktion, Selbstverständnis, Entwicklungsstufen — Mittelalter-Forschungen, Band 45: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34761#0179

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3. Vom Vorwahlrecht der Kardinalbischöfe

wenn er es zur Regel erhob, seine Urkunden von seinen Kardinalbischöfen,
Kardinalpriestern und Kardinaldiakonen unterzeichnen zu lassen und in
einer Urkunde von Juli 1089 ausdrücklich formuliert, dass seine Urteile und
Beschlüsse in der Hauptsache auf die cardma/es zurückgingen A'
All diese Stimmen machen deutlich, wie groß die Spannungen waren - und
wie tiefgreifend der Veränderungsprozess, der die römische Kirche in der Zeit
des Reformpapsttums erfasst hatte. Die papstgeschichtliche Wende/^ die dar-
aus resultierenden neuen Anforderungen an die Umgebung des Bischofs von
Rom, die allmähliche Lösung des Papsttums und der Kurie vom römischen
Adel, die Besetzung von Schlüsselpositionen mit Personen nichtrömischer
Herkunft, die zunehmende Hinzuziehung der Kardinalbischöfe und seit den
1060er Jahren auch immer mehr die anderer auswärtiger Bischöfe als Berater,
Mitarbeiter und Legaten,^' die Einführung der römischen Ostersynode und

sentenz unterschrieben: Gesta Romanae ecclesiae I, S. 370, Z. 19-21, vgl. dazu MALECZEK, Papst
und Kardinalskolleg, S. 211. An einer anderen Stelle bemerkt er, dem Urteil der oardtnatos und
der anderen Kleriker des Lateran unterliege aufgrund des Privilegs für den Heiligen Stuhl
die ganze Welt: Gesta Romanae ecclesiae II, S. 375, Z. 12-14. Hugo spricht dagegen davon, es
sei ein Privileg der römischen Kirche, dem Bischof bzw. Vikar desselben Stuhls immer durch
Kardinalpriester und -diakone zu assistieren - und ohne die Unterschrift dieser sedes, also
der assistierenden Kardinalpriester und Kardinaldiakone, sei ein öffentliches Urteil dieses
Bischofs ungültig: Est antom pr;'udeg;Mm Romanae sed;s semper asststoro per eardinaies presNferos
et diaeonos ;'ps; snmmo ponft/ic; Md u;'car;'o tpsrns sedis, ;'d est d, ^Mom ;'psa sedes saerosanefa os SMMm
/adt, per ^Mom et OMm (?M0 predicaf, per ^Mom sacramonta admdusfrat, per ^Mom et OMm ^noji'rmanda
con/frmat et tmprodanda tmprodat, (?na non sn^serdvnfe muadda est pnddea SMmm; pontt/fds sen-
fenha. (Gesta Romanae ecclesiae X, S. 418, Z. 14-18). Zur Datierung dieser Aussage: HÜLS,
Kardinale, S. 251, n. 21, der sie wie der Herausgeber, FRANCKE, S. 417, SCHNITZER, Gesta Roma-
nae Ecclesiae, S. 21, Anm. 5, und ZiESE, Wibert, S. 250, auf 1098 datiert, wogegen BLUMENTHAL,
Roman Primacy, S. 82, Anm. 73, und DIES., Opposition, S. 90, Anm. 48, sie auf die Zeit nach
1112 ansetzt (so auch MALECZEK, Papst und Kardinalskolleg, S. 216, mit Anm. 62), von dieser
Datierung allerdings in DIES., Fälschungen, S. 251, ohne näheren Kommentar wieder abgeht.
- Vgl. BECKER, Urban II., Bd. III, S. 99f., zu der Frage, was die wibertinischen Kardinalpriester
und Kardinaldiakone alles unter den Begriff sontontta (»Verfügung«) fassten.
480 KLEwiTz, Entstehung, S. 69, 79.
481 [...] danc reg;'mm;s SMSceperimMS OMram, Mt ex aMdordafeAposfodcae sed;s [...] Mn;Mors;'s per ordern
aeedesds [...] proMidere ddvamMS, precipMe tarnen Romanis necciesns [...] maxime anfem ;'d;'s ^ni-
dns eardinaies addnianfMr, nostr; snnf ocMd, nosfra Micissdndine /nn^nntnr, per ^nos nosfra
rndtda, nosfra deerefa prineipaider disponnnfnr [...] (MoRiNi, Septem bullae ineditae, S. 196). Aus
dieser Urkunde kann im Übrigen nicht gefolgert werden, dass Clemens III. nur Kardinal-
priester und Kardinaldiakone als eardinaies ansprach, weil nur sie in Rom selbst Kirchen hat-
ten. Der Begriff eardinaies wird hier nämlich nicht abschließend definiert. Vgl. auch die Aus-
sage des anonymen Autors der Descriptio sanctuarii Lateranensis ecclesiae, dass die sieben
römischen Bischöfe und die Kardinalpriester das Recht hätten, über alle Bischöfe des römi-
schen Imperiums das Urteil zu sprechen: Et ^Mando edodrat domnMS papa, sauet; Petr; u;'car;MS,
ddvnt d assistere udrard et codaterates SM; praedict;', uidddrd. WE episcop; CMm .XXW1E cardmadims
tottdem m ecciesds m/ra mMros Mrd;s Romae praesidenfdms, ^M; potestatem optmont ;Md;'dMm /ädond;
SMper omnos eptscopos totrns Roman; imperd in omndms concdds od sinodis ^MdmscMm^Me tegat; od
praesentes aydermt. (Descriptio sanctuarii Lateranensis ecclesiae, c. 9, S. 345, Z. 9-13).
482 Vgl. ScmEFFER, Papstgeschichtliche Wende, und LAUDAGE, Papstgeschichtliche Wende.
483 Zur Bedeutung der Kollegialität der Bischöfe für die Päpste jener Jahrzehnte ZEY, Entstehung,
S.77-79.
 
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