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Müsegades, Benjamin
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0069

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58

Kapitel III

oder Rechnungen, um eruieren zu können, ob der Fürst sich häufiger auf der
Festung aufhieit.^ Ein gelegentlicher Wechsel junger Fürsten zwischen
verschiedenen Residenzen eines Hofs während ihrer Erziehung und
Ausbildung war jedoch wohl - wie die vorigen Beispiele gezeigt haben -
normal.
Standen junge Fürsten unter Vormundschaft, so besuchten sie
gemeinsam mit ihren Vormündern häufiger die Versammlungen der
jeweiligen Landstände. Dies geschah wahrscheinlich sowohl, um den
zukünftigen Herrscher auf seine Regierungsaufgaben vorzubereiten als auch
die jeweiligen Regenten durch die Anwesenheit des Fürsten zu legitimieren.
Der elfjährige Landgraf Philipp von Hessen findet sich bereits 1516
gemeinsam mit seiner Mutter Landgräfin Anna auf dem Landtag am Spieße
Im Jahr 1536 besuchte Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-
Ansbach gemeinsam mit seinem Vormund Markgraf Georg einen Ausschuss-
tag des Unter- und Oberlands in Ansbach A<
Insgesamt kann konstatiert werden, dass Reichsfürsten, auch wenn sie
den eigenen Hof nicht verließen, bis zu ihrer Volljährigkeit keinesfalls
stationär blieben, sondern sowohl am Hof als auch zwischen einzelnen
Residenzen mobil waren. Die angeführten Beispiele können jedoch nur einen
geringen Teil der wahrscheinlich stattgefundenen Bewegungen abdecken, da
es an einer ausreichenden Zahl von Quellen mangelt, um für einzelne Fürsten
über einen längeren Zeitraum hinweg ein Itinerar zu erstellend

111.2 Das Umfeld der Fürsten in der

Die Rekonstruktion von Alltag und personellem Umfeld gestaltet sich für das
Mittelalter und für den Beginn der zur Frühen Neuzeit schwierig.^ Auch der
Hof macht hierbei keine Ausnahme, allerdings müssen zusätzlich einige
Spezifika berücksichtigt werden. Die Mobilität des Hofs und die Möglichkeit,

368 Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve an Erasmus von Rotterdam, 10. November 1529, in:
ALLEN/ALLEN/GARROD, Opus epistolarum Des. Erasmi Roterdami. Bd. 8, Nr. 2234, S. 300-301.
369 Sächsische Räte an die Ernestiner, [Anfang Oktober 1516], in: GLAGAU, Hessische
Landtagsakten. Bd. 1, Nr. 200, S. 494: Da ist EM/MrsÜH wid An rcü'n, A. Johanns ZM Sad:sscn HfA Mg.
PMEps am SpE's gewest. Siehe hierzu auch PUPPEL, Der junge Philipp von Hessen S. 59;
AUMÜLLER/KRÄHWINKEL, Landgraf Philipp der Großmütige und seine Krankheiten, S. 31.
370 SCHAUPP, Die Landstände, S. 52, 294.
371 Eine Ausnahme stellt SPIEß, Itinerar des Herzogs Bernhard von Braunschweig-Lüneburg, dar.
In seiner Auflistung berücksichtigt der Autor unter anderem auch den später regierenden Sohn
Lriedrich.
372 Zum Problem der Definition des Begriffs Alltag sowie zu Schwierigkeiten der
Alltagsrekonstruktion im Mittelalter siehe beispielsweise BORST, Alltagsleben im Mittelalter;
KÜHNEL, Zum Geleit; SCHUBERT, Alltag im Mittelalter; JARITZ, Zwischen Augenblick und
Ewigkeit.
 
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