rahmen klare Konturen an. Der Leichnam lässt
sich somit ganz analog zu den Ergebnissen
der Body History für den lebenden Körper als
Konstrukt verstehen; er entsteht erst durch die
sozialen Zuschreibungen der (Über-)Lebenden.
Diesen Konstruktionsprinzipien wird hier in
zehn Kapiteln, die stets das Spannungsfeld von
Praxis und Theorie, von Darstellung und Alltag
beschreiben, nachgegangen.
Neue naturwissenschaftliche Methoden haben
es der Mittelalterarchäologie ermöglicht, die
materiellen Überreste der Verstorbenen selbst
zu einer Quelle für die Mediävistik werden zu
lassen. Die daraus resultierenden Erkenntnisse
zur Praxis mittelalterlicher Leichenbehandlung
werden hier erstmals systematisch und diszi-
plinübergreifend in einen Kontext mit den
Schriftquellen gestellt. Dabei wird rasch
deutlich, dass der tote Körper mehr ist als ein
physikalisches Objekt, denn seine Existenz
nimmt erst in einem kulturellen Zuschreibungs-
ROMEDIO SCHMITZ-ESSER
Der Leichnam im
Mittelalter
Einbalsamierung, Verbrennung und die kulturelle
Konstruktion des toten Körpers