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Bock, Nils
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0123

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122

Heroldsamt. Ursprung, Ausbildung, Institutionalisierung

Jüngeren Reihe der Raitbücher ab 1454.335 Schließlich liegen unter den ober-
rheinischen Städten die Ausgabenlisten der Stadt Basel ediert vor.336 An diesen
wie an den Rechnungsbüchern der eben genannten Reichsstädte lassen sich ab
dem ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts Änderungen der städtischen Ge-
schenkpraxis gegenüber Herolden sowie Musikern und Unterhaltern feststel-
len, deren Analyse das Ende des vorliegenden Kapitels markiert.
4.1 Verdichtungsprozesse des Heroldsamtes in Westeuropa um 1300
Die Entwicklung der Herolde von namenlosen Fahrenden bis zu ihrer Auf-
nahme an die Höfe und ihre Ausdifferenzierung als eigenständige Gruppe
innerhalb der Hofunterhalter mit klaren äußeren Erkennungszeichen lässt sich
ab dem Ende des 13. Jahrhunderts in England und Frankreich beobachten und
an drei Kategorien festmachen: der Nennung der Namen der Herolde und
ihrer Herren, der Verwendung von Bezeichnungen, die auf erste Organisati-
onsformen innerhalb der Gruppe der Herolde aufmerksam machen und
schließlich den den Herolden zugeschriebenen Aufgaben. Noch dem Turnier
verhaftet, konnten diese Faktoren im Zusammenhang des zuvor genannten
Turniers von Chauvency im Jahr 1285 beobachtet werden, da erstens sechs
Herolde aus der Anonymität der Masse treten und mit Namen bekannt sind,
diese zweitens unterschieden werden in „Herolde" und „Könige der Herol-
de", was auf eine erste Organisationsform aufmerksam macht, und drittens
die Herolde durch ihre spezifischen Aufgaben von den anderen Hofunterhal-
tern unterschieden werden. Es wird sogar eine Konkurrenzsituation um die
Geschenke der Adligen beschrieben, in der dieser Umstand deutlich hervor-
tritt. Allerdings scheinen die Herolde noch als herrenlose Fahrende unterwegs
gewesen zu sein.337 Die gleichzeitig einsetzenden Belege von Herolden in kö-
niglichen und fürstlichen Rechnungsquellen Englands und Frankreichs zeigen
sie zum einen als florierende Gruppe um 1300 und zum anderen ihre zuneh-
mende Nähe zu adligen Herren und ihren Höfen. Für die Jahre 1285,1301 und
möglicherweise 1307 ist in französischen Rechnungsquellen ein rex heraudorum
der Champagne belegt, der für bestimmte Zeitspannen ausbezahlt wurde und
demnach zeitweilig in einem Dienstverhältnis zum französischen König ge-
standen hat.338 Bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts bleiben es aller-

Prokop VON Freyberg, Stuttgart (u.a.) 1829, S. 81-168; München, Hauptstaatsarchiv, Herzog-
tum Bayern, Ämterrechnungen bis 1506, Nr. 501-523.
335 Innsbruck, Tiroler Landesarchiv, Jüngere Reihe der Raitbücher der oberösterreichischen
Kammer von 1454-1752.
336 Der Stadthaushalt Basels im ausgehenden Mittelalter. 1. Abt.: Die Jahresrechnungen 1360-
1535, hg. von Bernhard HARMS, Tübingen 1909-1913.
337 Anthony Richard WAGNER: Heralds of England. A History of the Office and Collge of Arms,
London 1967, S. 6-7.
338 (1285) Rex heraudorum Campaniae ad dona hospicii, XXX l. Tur.; Recueil des historiens des
Gaules et de la France. Nouvelle édition. Bd. 22: Contenant la troisième livraison des monu-
ments des règnes de Saint Louis, de Philippe le Hardi, de Philippe le Bel, de Louis X, de Phi-
lippe V et de Charles IV, depuis MCCXXVI, jusqu'en MCCCXXVIII, hgg. von Léopold Victor
Delisle, Natalis de Wailly, Paris 1860 (Rerum gallicarum et francicarum scriptores, 22),
 
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