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Bock, Nils
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0153

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Heroldsamt. Ursprung, Ausbildung, Institutionalisierung

Vor diesem Hintergrund können diplomatische Aktivitäten, Versammlungen
wie Hof- und Reichstage sowie der Aufenthalt eines Herrschers in der Stadt
als wichtigste Faktoren für überdurchschnittlich hohe Belegzahlen von Herol-
den ausgemacht werden.

4.4.3 Essen, Duisburg, Wesel
Eine räumliche Erweiterung des Befundes lässt sich durch die Auswertung
der Stadtrechnungen der drei niederrheinischen Städte Essen, Duisburg und
Wesel des 14. und 15. Jahrhunderts gewinnen. In den 1390er Jahren lassen sich
in Duisburg und in Wesel erste Herolde fassen. Die teilweise nur kurzen Be-
legzeiträume, wie in Essen, sind durch die Zeitspanne der edierten Jahrgänge
bedingt. Die Übersicht (Anhang R 3) zeigt, dass Herolde auch in niederrheini-
schen Städten präsent waren, wenn auch in einem kleineren Maß als in den
vorgenannten Reichsstädten. Unter den vier Städten hebt sich die Stadt Wesel
als eine der Residenzen der Grafen von Kleve deutlich in der Zahl von He-
roldsbelegen von den anderen ab. Dies kann einen Einfluss darauf ausgeübt
haben, dass Herolde nicht nur aus Herrschaften der niederrheinischen Nach-
barschaft, sondern auch des gesamten römisch-deutschen Reiches sowie Eu-
ropas nachgewiesen werden können. Unter den wenigen namentlichen Nen-
nungen erscheint der Wappenkönig Romreich im Jahr 1433, wofür die Kaiser-
krönung Sigmunds den Anlass geboten haben könnte und wegen deren Ver-
breitung der Herold an den Niederrhein kam.480
Als Ergebnis der Analyse der drei niederrheinischen Stadtrechnungen
kann einerseits festgehalten werden, dass der Befund nicht regional be-
schränkt ist. Andererseits verstärkt er den Eindruck der Eigendynamik des
Heroldsbegriffs mit seiner Übernahme in die deutsche Sprache um die Mitte
des 14. Jahrhunderts. Er hat sich zu einer Funktionsbezeichnung entwickelt,
die ihren Träger von anderen Hofunterhaltern unterscheidet und anhand de-
rer er in den Stadtrechnungen identifiziert werden kann. Das ist nicht nur in
den süddeutschen Großstädten der Fall, sondern auch in kleineren Städten am
Neiderrhein. Dank der Übernahme und des Gebrauchs der Heroldstitulatur
im städtischen Milieu liegen überhaupt Belege für den Aufenthalt von Herol-
den vor. Diese Beobachtung kann zugleich als Beleg für die engen Austausch-
verbindungen zwischen der adlig-höfischen Kultur als Träger des Heroldsam-
tes und der städtischen Kultur gelten.
4.5 Großzügigkeit als Mittel politischer Kommunikation
Abschließend soll die städtische Geschenkpraxis, die den Ausgangspunkt der
meisten der in diesem Kapitel registrierten Einträge von Herolden in den

Wende zur Neuzeit, Sigmaringen 1998 (Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg,
36).
Duisburg: (1433) Jtem Romen Rijck fkeyfers erald, I gulden. Stadtrechnungen Duisburg, Bd. 1,
hgg. von Mihm / Mihm, S. 580.

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