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Bock, Nils
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0158

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Die Entstehung des Heroldsamtes

157

on gegen Karl den Kühnen und der Eintritt der Stadt in die Eidgenossenschaft
sowie ihre Verbindungen zu einzelnen Herrschern abbilden.
4.6 Zusammenfassung
Die Ausgangslage des Heroldsamtes und der Verbreitung der Herolde ab dem
Ende des 13. Jahrhunderts zeigt sich als Beginn eines Verdichtungsprozesses.
Waren die Anfänge noch im Umfeld der Hofunterhalter beim Turnier zu fin-
den, so begannen sich nun die Beziehungen der Herolde zu den Adligen wei-
ter zu intensivieren. In England und Frankreich lässt sich dieser Prozess an-
hand von drei Faktoren nachvollziehen. Als wenig gewinnbringend stellte sich
dabei die Untersuchung der gruppeninternen Unterteilung der Herolde an-
hand der Begriffe des „Königs der Herolde" und des „Meisters der Herolde"
dar, wie sie zunächst im Rahmen des Turniers von Chauvency und etwa zur
gleichen Zeit auch in Rechnungseinträgen begegnen. Anhand dieser speziellen
Form des Königtums ließ sich eine klare hierarchisch-regionale Gliederung
der Herolde zu diesem Zeitpunkt nicht nachweisen.
Demgegenüber konnte die Patronage als zentrales Instrument der Integra-
tion der Herolde an die Höfe identifiziert werden. Indikator hierfür ist die
Vergabe von Amtsnamen, die einen eindeutigen Bezug zu ihrem Herrn her-
stellen. In den untersuchten Beispielen sind sie meist an Toponyme angelehnt.
Von den Patronisierten können Herolde unterschieden werden, die sich durch
lautmalerische Namen, das Fehlen eines Patronyms und changierende Betäti-
gungsfelder auszeichneten und vor diesem Hintergrund als fahrende Herolde
bezeichnet werden können. Aus den Einträgen treten die patronisierten He-
rolde als eigenständige Gruppe hervor und setzen sich begrifflich von anderen
Varendlaeut, insbesondere den Sprechern klar ab, die sich durch die Verwen-
dung lautmalerische Namen wie „Suchensinn", „Irrgang" oder „Peter Loben-
fromm" leicht identifizieren lassen.494 Diese Analogie zu den Befunden in den
hennegauisch-holländischen Rechnungen und dem Marienburger Tressler-
buch erlaubt es die zuvor gewonnene Einteilung in fahrende und patronisierte
Herolde sowie den Gebrauch des Heroldsbegriffes im Wechsel mit anderen
Termini, wie Sprecher oder Dichter, und lautmalerischer Namen als Hinweis
für einen nicht angestellten Herold zu werten.495 Auskommen finden beide
Gruppen aufgrund der Praxis adliger Freigiebigkeit. Allerdings weisen die
geschenkten Summen einen Unterschied zwischen beiden auf. Dies könnte mit
ihren unterschiedlichen Aufgaben Zusammenhängen, was diese Differenzie-
rung bestätigen würde. Auch lässt sich dadurch eine Abstufung des Ansehens
der Herolde festmachen, die darauf basiert, dass patronisierte Herolde durch

494 In die Bartholomeii dem Irrgankch Sprecher geben, I Pfd. Nota liber rationis Walfardi Heltampt,
hg. von Von Freyberg, S. 147. In die Ruperti dem Suchensin vnd seinen gesellen geben, IIII Pfd.
[...] An Montag darnach [die Michelis] Johannsen von Lichtenstain Sprecher geben genannt Peter
lobben frumen, LX Pfd. Eodem die Graf Heinrich und seines bruder von Swartzburg knecht einen
Sprecher geben, XXXVI Pfd. Ebd., S. 148. In die Blasii einen Sprecher genant, der ivmmsam geben,
XXXVI. Ebd., S. 149.
495 Siehe oben Anm. 371, 374,458-409.
 
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