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Bock, Nils
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0163

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Heroldsamt. Ursprung, Ausbildung, Institutionalisierung

spiele aufgrund der Vorreiterrolle für das Verständnis des Heroldsamtes uner-
lässlich.
Zum Verständnis dieses Prozesses soll vorab auf die hochmittelalterliche
Tradition der Boten eingegangen werden, da diese aufgrund der späteren
Botentätigkeit der Herolde einen Einfluss ausgeübt haben könnte. Des Weite-
ren werden einige wichtige Merkmale des Patronageverhältnisses erläutert, in
dem sich die Herolde befanden. Gleiches gilt für ihren Status als Repräsentant
ihres Herrn und das Phänomen der Mehrfachloyalität, das bereits im Zusam-
menhang der Geschenkpraxis des erstens Teils dieser Arbeit beobachtet wer-
den konnte.
Als Quellengrundlage stehen für die vorliegende Fragestellung drei unter-
schiedliche Typen von Dokumenten zur Verfügung. Dabei handelt es sich
erstens um Herkunftslegenden und Traktate zum Heroldsamt des 15. Jahr-
hunderts, denen zwar auf Grund ihrer Zielsetzung ihres Gegenwartsbezuges
eine große Bedeutung zum Verständnis des Heroldsamtes zukommt, die in
den Schriften formulierten Grundsätze können aber nicht als Regel angesehen
werden.502 Daneben enthalten von Herolden verfasste literarische Werke
Selbstbeschreibungen, die in ähnlicher Weise interpretiert werden können.
Zweitens kann sich die Untersuchung auf königliche und fürstliche Bestal-
lungs- und Geleitbriefe von Herolden des Reichs vom Ende des 14. bis zu Be-
ginn des 16. Jahrhunderts stützen, die über die Aufnahme von Herolden in die
Dienste eines adligen Herrn, die Aufgaben und Leitsätze der Amtsführung
und ihre Rechte informieren. Schließlich ergänzen Fremdbeschreibungen von
Herolden das Tableau, die Bilder von den Herolden vermitteln, wie diese und
ihr Platz in der Gesellschaft gesehen wurden oder sie ihn selbst sahen.
5.1 Faktoren der Statusbestimmung
5.1.1 Die hochmittelalterliche Tradition der Boten
Herolde werden ab dem 14. Jahrhundert immer mehr zu Botendiensten hin-
zugezogen, wie dies zunächst innerhalb der Turniere und dann an Beispielen
der schottischen Kriege des Hundertjährigen Krieges und in den Einträgen in
den holländisch-hennegauischen Rechnungen beobachtet werden kann. Damit
tritt das Heroldsamt in Verbindung und komplementär als eine besondere,
kulturell determinierte Form des Boten zur bereits seit langem bestehenden
Tradition des adligen wie städtischen Botenwesens im Mittelalter hinzu. Auf-
grund dieser Konstellation ist zu vermuten, dass auf die Herolde als Boten
Vorstellungen projeziert wurden, die auf Boten seit den Anfängen ihres Ein-
satzes Anwendung fanden.503 Die nun vorzustehenden Traditionen beziehen

502 Siehe Anm. 46.
503 Aus der umfangreichen Literatur zum Botenwesen sei hier nur hingewiesen auf: Märtl /
ZEY (Hgg.), Europäische Diplomatie; Volker SCIOR: Bemerkungen zum frühmittelalterlichen
Boten- und Gesandtschaftswesen, in: Der frühmittelalterliche Staat. Europäische Perspekti-
ven, hg. V. Walter Pohl / Veronika Wieser, Wien 2009 (Österreichische Akademie der Wis-
senschaften, phil.-hist. Klasse; Denkschriften, 386. Bd. / Forschungen zur Geschichte des Mit-
 
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