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Bock, Nils
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0170

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gereiste und von den aus der Sicht des Kompositeurs bedeutendsten adligen
Herrschaftsträgern Europas mit ihren Wappen ausgezeichnete und anerkann-
te Figur darzustellen. Das Bild vermittelt den Eindruck, dass der Herold in
Kontakt mit vielen Adligen steht. Insbesondere in der Ferne konnte ein Wap-
penschild auch den Schutz des Herolds durch den Landesherrn anzeigen und
es den Herolden ermöglichen sich frei zu bewegen. Ähnliches kann auch für
den Herold in der Darstellung des Wappenbuchs des Konrad Grünenberg
angenommen werden, auf die bereits im vorangegangenen Kapitel eingegan-
gen wurde und die einen Herold im Zusammenhang der Helmschau zeigt,
dessen Mantel im Schulterbereich mit zahlreichen Wappen geschmückt ist.522
Die Wappensammlungen sind Ausweise der Herolde, die einen Platz im Ge-
füge der adlig-höfischen Welt gefunden zu haben scheinen. So kann das vor-
genannte Beispiel der Einschreibung neuer adliger Kämpfer beim Turnier im
Rahmen der Turnierserie der Vier-Lande als eine Gebühr verstanden werden,
welche die Adligen den Herolden für ihre Dienste zu bezahlen hatten und die
Teil von deren Einnahmespektrum war. Die dem Akt zugrundeliegende Be-
deutung besteht aber in der Zuweisung und Anerkennung ihres legitimen
Platzes im Rahmen des Turniers.523
Der Grund für diesen im Rahmen der mittelalterlichen gesellschaftlichen
Verhältnisse außergewöhnlichen Status einer Mehrfachloyalität ist in der
Zweckmäßigkeit für die Beteiligten zu sehen, da für die Adligen als Sponsoren
die gewünschte Gestaltung des Turniers und die Würdigung ihrer Taten dem
adligen Werte- und Normsystem entsprechend umgesetzt werden konnte,
solange sich niemand in seinen Rechten zurückgesetzt fühlte. An diese Be-
obachtungen schließt sich die Frage an, auf welche Weise und mit welchen
Strategien versucht wurde innerhalb der unterschiedlichen Qualitäten, die
einen Herold ausmachen, Erwartungssicherheit herzustellen.
5.2 Institutionalisierungsprozess des Heroldsamtes
Auf welche Weise war es möglich das Verhalten und die Handlungen der
Herolde innerhalb der zuvor beschriebenen Faktoren zu reglementieren und
zu konditionieren, das es für andere Interaktionsteilnehmer vorhersehbar und
erwartbar war? Auch stellt sich die Frage, ob und mit Hilfe welcher Verfahren
versucht wurde die Position des Herolds als Repräsentant seines Herrn zu
vermitteln, um seine Akzeptanz und Legitimität zu erhöhen. Schließlich gilt es
zu untersuchen auf welche Weise sich dieser Institutionalisierungsprozess auf
den Status der Herolde ausgewirkt hat.524 Mit der Suche nach den hierfür ge-
nutzten Instrumenten beschäfigt sich der folgende Abschnitt, der zunächst
den Fokus auf die französischen Herolde legt. Es stellt sich die Frage, ob er-

522 Siehe oben Anm. 274.
523 Siehe oben Anm. 94.
524 Paravicini hat als essentiell für den Insitutionalisierungsprozess der Herolde den Amtseid,
den Heroldsstab, den Wappenrock und die Bestallungsbriefe herausgestrichen, auf die in der
folgenden Weise eingegangen wird; Para vicini, Kultur, S. 83.
 
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