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Bock, Nils
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0232

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Vom Turnier zur Diplomatie

231

6.2 Geleit
Neben dem Geleit, das Herolden zu dem grundsätzlichen Anspruch des Am-
tes auf Immunität in Briefen persönlich bestätigt wurde und sie auf ihren Rei-
sen vor Zugriffen schützen sollte, wurden Herolde mit der Überbringung von
Geleitbriefen und der Begleitung von Reisenden beauftragt.696 Während das
simple Überbringen eines Geleitbriefes häufig von Boten erledigt wurde, wur-
den Herolde auch mit dem Geleit von Reisenden und Gesandten betraut, wie
dies im 14. Jahrhundert im Rahmen der sogenannten Preußenreisen bereits
beobachtet werden konnte und im 15. Jahrhundert zur umfangreichen Praxis
wurde. Dabei scheint die Eskorte durch einen Herold für einen gewissen Im-
munitätsanspruch zu sprechen, der im Wappenrock seinen Ausdruck findet.697
Herolde wurden Adligen auf Reisen zur Seite gesteht, wie das Beispiel des
vom burgundischen Hof ausgesandten Bertrandon de la Broquière illustriert,
der im Jahr 1436 auch an den Hof Albrechts VI. von Österreich kam und dort
durch den Habsburger einen Persevanten des Grafen von Cilli zugestellt be-
kam. Dieser sollte dem burgundischen Reisenden in den habsburgischen Lan-
den solange zur Verfügung stehen wie es dieser wünsche. Der Burgunder
nahm dies bis Basel und darüber hinaus in Anspruch.698 Diese Form der Be-

696 Zu Beispielen von Geleitbriefen für Herolde siehe Kap. 5.2.2.2. Auch konnte es geschehen,
dass ein Herold vom Empfänger eines Schreibens beauftragt wurde, bei seinem Herrn um
die Ausstellung eines Geleitbriefes nachzusuchen; so z.B. im Jahr 1440 der Herold Österreich,
Heinrich von Heessei. Regesta Imperii XIII, Halbband 23, Nr. 23.
697 Zu Herolden und Geleit siehe im Allgemeinen Römheld, Funktionen, S. 25-29. Siehe auch
Martin Kintzinger: Servir deux princes. Les familiares étrangers au XVe siècle, in: Revue du
Nord 84 (2002), S. 453-476, hier S. 458-459. Die Belege von Herolden als Begleiter im Rahmen
der Preußenreisen vgl. Marienburger Tresslerbuch, hg. von Joachim, S. 24 (1399), 156 (1402),
233 (1403), 382-383 (1406), 434 (1407), 552 (1409). So auch noch am Beispiel eines Herolds
Pfalz, den Otto von Dolen im Jahr 1451 dem Hochmeister des Deutschen Ordens lobend her-
vorhebt, weil der Herold ihn vom Hof des Herzogs von Burgund bis nach Livland begleitet
habe; vgl. Werner Para VICINI: Zeitenwende. Edelleute aus dem Ordensland Preußen und
Livland im Westeuropa des 15. Jahrhunderts, in: Reich, Regionen und Europa im Mittelalter
und Neuzeit. Festschrift für Peter Moraw, hgg. von Paul-Joachim Heinig, Sigrid Jahns,
Hans-Joachim Schmidt (u.a.), Berlin 2000 (Historische Forschungen, 67), S. 413-442, hier
Nr. 7, S. 435-436.
698 Le voyage d'Outremer de Bertrandon de la Broquière, premier écuyer tranchant et conseiller
de Phillipe le Bon, duc de Bourgogne, hg. von Charles Schefer, Westmead 1972 (ND Paris
1892) (Recueil de voyages et de documents pour servir à l'histoire de la géographie depuis le
XIIIe siècle jusqu'à la fin du XVIe siècle, 12), S. 239-241 und S. 255-259. Weitere Beispiele in
unterschiedlichen Zusammenhängen liefert Antoine de la SALE: L'hystoyre et plaisante cro-
nicque du petit Jehan de Saintré et de la jeune dame des belles cousines, sans autre nom
nommer, publiée d'après les manuscrits de la Bibliothèque royale, hg. von J.-Marie Gui-
chard, Paris 1843. Hierzu auch Wim AnrooiJ: Heralds, knights and travelling, in: Medieval
Dutch Literature in its European Context, hg. von Erik Kooper, Cambridge 1994 (Cambridge
Studies in Medieval Literature, 21), S. 46-61; Andreas Ranft: Die Hofesreise im Spätmittel-
alter, in: Grand Tour. Adeliges Reisen und europäische Kultur vom 14. bis zum 18. Jahrhun-
dert. Akten der internationalen Kolloquien in der Villa Vigoni 1999 und im Deutschen Histo-
rischen Institut Paris 2000, hgg. von Rainer BABEL, Werner PARA VICINI, Sigmaringen 2005
(Beihefte der Francia, 60), S. 89-103; Hiltmann, Heroldskompendien, S. 16. Als Arbeitsin-
strument bietet das Projekt der „Digitized travel accounts of late medieval and early modern
Europe" (http://www.digiberichte.de/) der Residenzenkommission optimale Bedingungen
 
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