Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bock, Nils
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0239

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
238

Medium adliger Kommunikation

St. Peter und speiste zusammen beim Markgrafen. Am folgenden Dienstag
(19. Januar) ritt der Herold mit den kaiserlichen Briefen und den Briefen Her-
zog Albrechts IV. von Bayern-München in das Königreich Neapel, wobei er
von zwei weiteren Personen und drei Armbrustschützen aus der Garde des
Papstes begleitet wurde. In Terradna erreichte er König Ferdinand I. von Ne-
apel, dem er die Briefe überreichte, von dem er aber offenbar nichts anderes
erhielt als gute Worte. Die Beschreibung des päpstlichen Zeremonienmeisters
endet damit, dass Romreich am 2. Februar mit den Briefen wieder nach Rom
zurückkehrte, die von Ferdinand I. abgezeichnet wurden. Abschließend wur-
den die Pläne für einen Feldzug gegen die Türken auf einem Kongress im
Sommer verhandelt.
Strukturiert ist der Bericht anhand der verschiedenen Audienzen des
Wappenkönigs beim Papst und dem Zeremoniell bei der Übergabe der Briefe
und der Verhandlung ihres Inhaltes, das durch den Rang und das Verhältnis
zwischen Sender und Empfänger sowie deren poliüsche Absichten geprägt ist.
Dabei erscheint der Herold als Repräsentant des Kaisers, was klar dadurch
zum Ausdruck kommt, dass er vom Sohn des Markgrafen von Baden begleitet
wurde und auch selbst die Briefe an die Kardinale übergab. Damit setzte sich
Romreich von Boten ab, die dem badischen Prinzen die Briefe übergeben hät-
ten, damit dieser als Vertreter der Belange des Kaisers in Rom die Weitergabe
an den Papst hätte vornehmen können. Das Vertrauen in den Herold tritt auch
dadurch hervor, dass er entgegen der zuvor genannten Angaben zu den
Sprachkenntnissen der Herolde keine der beiden für die Mission nötigen
Sprachen - Latein oder Italienisch - beherrschte und ihm alle Äußerungen der
anderen übersetzt werden mussten. Das setzt wiederum Vertrauen des He-
rolds in die Richtigkeit der Übersetzung voraus und zeigt seine Abhängigkeit,
die erneut die Frage nach der Funktionalität der Mission eröffnet. Zu ihrer
Beantwortung muss auch die Überlegung mit einbezogen werden, dass sich
die Handlungen Romreichs auch von denjenigen diplomatischer Funktionsträ-
ger unterschieden, welche die Verhandlungen hätten führen können.717 Die
körperliche Repräsentation als exklusives Statusmerkmal des Herolds ließ
selbst adlige Stellvertreter des Kaisers in ihrem sichtbaren Geltungsanspruch
zurücktreten. Die Reziprozität der Beziehung zwischen Sender und Empfän-
ger der Briefe wird auch darin deutlich, dass der Herold „fürstliche" Ge-
schenke vom Papst erhielt, was bis zu diesem Zeitpunkt nur im Umfeld der
adlig-höhschen Kultur und der Städte beobachtet werden konnte, was aber
auch auf die päpstliche Kurie zutraf und auf gesamteuropäische Umgangs-
formen deutet. Was hier mittels des Empfangs des Wappenkönigs und der
Ehrerbietungen symbolisch ausgedrückt werden sollte, war das temporäre

717 Des Weiteren unterscheidet sich auch das Empfangszeremoniell, wie das Beispiel einer
französischen Gesandtschaft von 1485 zeigt. Den sieben französischen oratores wurde jeweils
beim Betreten und Verlassen des Konsistoriums erlaubt, dem Pontifex nicht nur den Kniefall
darzubeiten, sondern am Anfang und Ende, die Füße, Hände und den Mund des Papstes zu
küssen, was eine Ehre für die Gesandten bedeutete; Burchard, Liber notarum, Bd. 1, S. 108-
110. Diese Beobachtung zeigt, dass den oratores Gesten zustanden, die dem Herold entweder
aufgrund seines Status als Repräsentant des Kaisers oder seines Amtes nicht zukamen.
 
Annotationen