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Bock, Nils
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0287

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286

Medium adliger Kommunikation

für diesen Zug notwendig erschienen und welche Position er diesen beimaß.
Der Platz der Herolde sollte vor dem Reichsbanner und dem Reichsschwert
sein. An diesem Beispiel ist außerdem auf den Kontrast zwischen Alt und Neu
zu achten, der vor allem in der bildlichen Umsetzung deutlich wird. Während
die Herolde und die Reichsinsignien noch ganz in der Tradition des Mittelal-
ters stehen, erscheint der Kaiser als Renaissancefürst in der Tradition Cäsars
auf seinem Triumphwagen.
In der Zusammenschau der Beispiele zeigt sich weiterhin, dass die Herolde
anfänglich mit den Spielleuten und Musikern eine Gruppe in den Einzügen
bildeten, aus denen sie sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts zu lösen began-
nen. Ihre Position besaßen die Herolde zwar schon vor diesem Zeitpunkt im
weiteren Umfeld der Fürsten, in ihrer unmittelbaren Nähe lassen sie sich aber
erst in der Folge des Beispiels von Trier im Jahr 1473 ausmachen. Diese Unmit-
telbarkeit bleibt im Folgenden bestehen, wenngleich Variationen immer wie-
der beobachtet werden können. Eine herausragende Stellung nahm der Wap-
penkönig Romreich ein, der aufgrund seines Wappenrocks und Amtsnamens
besonders geeignet war als Repräsentant des Kaisers diesen anzukündigen.
Der Einsatz der burgundischen Herolde beim Treffen in der Moselmetropole
macht wiederrum darauf aufmerksam, wie ihre Mitwirkung zu einem präch-
tigen und vielfältigen Programm mit königlichem Anspruch beitragen konnte.
Zur besseren Einordnung der Befunde bezüglich des Einsatzes der bur-
gundischen Herolde auf dem Treffen von Trier ist die vergleichende Einbezie-
hung der Rolle der Herolde in Zeremonien in Westeuropa zweckmäßig. Bei
einem Einzug eines französischen Königs in Paris sind Herolde im näheren
Umfeld des Herrschers erst im Jahr 1431 bezeugt. Dabei handelte es sich um
den aufwendig inszenierten Einzug Heinrichs VI. von England, der zugleich
(in einer von seinen Vorgängern seit 1340 ausgeführten Tradition) den Titel
eines Königs von Frankreich für sich beanspruchte. Ein nicht unerheblicher
Einfluss englischer Traditionen auf die Pariser Zeremonie wird daher voraus-
zusetzen sein. Ähnlich wie im Reich, wurde in den überlieferten Beschreibun-
gen kaum zwischen Herolden, Trompetern und Paukern differenziert. Hierin
mag eine Folge der Tatsache zu sehen sein, dass der Einsatz der jetzt ange-
wandten Zeremonie am französischen Hof bis dahin unüblich war. Sechs Jah-
re später beim Einzug Karls VII. in Paris, und damit nach der erneuten Etab-
lierung der französischen Königsdynastie auf dem Thron, wurde die Rolle der
Herolde deutlich aufgewertet und der Wappenkönig Montjoie, als oberster
Vertreter seines Amtes in Frankreich, ritt dem König unmittelbar voraus. Ähn-
liches lässt sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts auch in Burgund beobach-
ten.847 Während etwa zur gleichen Zeit auch im Reich Veränderungen zu kon-
statieren sind, nahm Romreich eine ähnliche Position wie Montjoie erst im Zu-
sammenhang der Krönung Maximilians im Jahr 1486 ein. Im Reich, wie an den
westeuropäischen Höfen, blieb es allerdings dabei, dass die genaue Position

847

Vgl. für die westeuropäischen Beispiele SIMONNE AU, Grandeur, S. 160-167.
 
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