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Bock, Nils
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0309

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308

Medium adliger Kommunikation

Städten und Fürsten erklärten. Um dies für den Adel verständlich zu machen,
wurde auf das Mittel der endgültigen sozialen Exklusion der Delinquenten
und der Herolde für ihre Umsetzung zurückgegriffen.
Zum Einsatz der Herolde im Rahmen von Funeralzeremonien ist einerseits
festzuhalten, dass ein Herold zur Repräsentation des Amtskörpers seines
Herrn eingesetzt werden konnte. Zum anderen bildete der spezifische histori-
sche Kontext die Grundlage zur Interpretation des Einsatzes Romreichs bei den
Obsequien Friedrichs III. im Jahr 1493 als erstes Beispiel dieser Art im späten
Mittelalter. Als Erklärungsansatz ist die Einbeziehung des Herolds in die Idee
der Inszenierung der dynastischen Nachfolge im Rahmen eines Begängnisses
denkbar. Maximilian hat dabei den klassischen liturgischen Bestandteil des
Opferganges mit der westeuropäischen Tradition der Inszenierung der Herr-
schaftskontinuität verbunden. Diese wurde von Romreich durch das Ablegen
und Wiederaufnehmen des Wappenrocks als Zeichen für das Ende der Herr-
schaft Friedrichs III. und den Beginn der Alleinherrschaft Maximilians I. in-
szeniert. Zur Unterstützung dieses symbolischen Aktes trat häufig ein Sprech-
akt hinzu, der diesen Zusammenhang performativ unterstützen sollte. Es ist
dies die stärkste, weil vollständige Form der Ineinssetzung mit ihrem Herrn,
die Herolde in ihrer Tätigkeit realisierten. Dass dieses Handlungsmuster eines
Herolds auch zur Darstellung von Herrschaftsansprüchen genutzt werden
konnte, zeigt die Trauerfeier, die der zukünftige Karl V. für seinen Großvater
Maximilian I. in Barcelona begehen ließ und die aufgrund der politischen Si-
tuation als „Staatsstreich" bezeichnet werden könnte. Dies zeigt einmal mehr
das große Potential des Einsatzes von Herolden in Zeremonien.

9 Herolde und Schrift: Von der Augen- und Ohrenzeugenschaft
zur adligen Gedächtniskultur
Herolde sind im späten Mittelalter begehrte Auskunftspersonen, weil sie bei
den zuvor genannten Festen, Versammlungen oder Schlachten anwesend und
mit Aufträgen betraut waren, wovon sie berichten konnten, was sie gesehen
und gehört haben. So war es auch beim Wappenkönig Romreich, Bernhard
Sittich, der Herzog Albrecht IV. von Bayern-München von der Aachener Krö-
nung Maximilians I. im Jahr 1486 an berichtete:
Gn. H., hiemit schick ich uwr Gn. ein register, darin verzeichnet steend die
Kff. und Ff., geistlich und weltlich, Gff. und Fhh., die by unsern allergnst.
FFh., dem röm. Ks. und Kg., uf dem tag zu Frankfurt by der kgl. wale und zu
Ach uf der krönung gewesen, auch die geschichten, so an den beiden orten
von anfang bis zum ende, so vii mir muglich ist gewesen zu erfaren, gehan-
delt sind, [...].396

Im Begleitschreiben vom 03. Juli 1486 empfiehlt sich Bernhard Sittich Herzog Albrecht von
Bayern und bittet ihn um die Übersendung eines bayerischen Hofkleides sowie eines Reit-
 
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