2. Chronologie und Inhalt der Vorwürfe
187
Waldradas verortet.36 Ein Ingramn, Graf in Alemannien und Neffe des hl.
Chrodegang von Metz, ist vor allem als Vater der Irmingard, der ersten Frau
Ludwigs des Frommen bekannt, und auch der Name ,Irmingard' steht im Ge-
denkbuch von Remiremont in Waldrada-Zusammenhängen.37 Diese mögliche
Abstammung Waldradas aus der Sippe Ingramns kann jedoch keineswegs in
direkter Linie verlaufen sein, denn auch Lothar II. war dessen Urenkel und zu
enge Verwandtschaft wurde selbst von den Gegnern der Ehe Waldradas und
Lothars nie als Hindernis genannt.38
Insgesamt lässt sich zur Abstammung Waldradas feststellen, dass sie wohl
durchaus dem „alten Adel" entstammte, ihre verwandtschaftlichen Beziehun-
gen zu dessen vornehmsten Vertretern in jedem Fall aber zu weitläufig waren, als
dass ihre Familie von reichspolitischer Bedeutung gewesen wäre. Lokal kann
Waldradas engere Verwandtschaft mit ziemlicher Sicherheit im südlichen Mo-
seltal, im Elsass inklusive der östlichen Vogesen und des Raumes um Metz an-
gesiedelt werden. Darauf deuten etwa die Ausstattung ihres Sohnes Hugo mit
dem Elsass 86739 sowie nicht zuletzt die auffallende Präsenz ihres Namenbe-
standes und der ihr nahestehenden Adelsgruppen im Gedenkbuch des Vogesen-
Stiftes Remiremont, in das sich Waldrada nach Lothars Tod zurückzog.40 Ins-
gesamt hat die Schlussfolgerung Karl Schmids, „dass Waldradas Verwandte im
Hinblick auf Rang, Vornehmheit und Reichtum den Vergleich mit den Ver-
wandten Theutbergas nicht bestehen können"41, weiterhin Bestand. 855 ent-
schied sich Lothar daher für die Angehörige der mächtigeren Adelssippe, doch
deren Stern begann bald schon wieder zu sinken.
2. Chronologie und Inhalt der Vor würfe
a. Erster Trennungsversuch 857/858
Noch keine zwei Jahre nach Lothars und Theutbergas Heirat im Herbst 855
berichtet Prudentius von Troyes mit eindeutig missbilligendem Tonfall, der
König habe seine Königin verstoßen.42 Die westfränkischen (!) ,Annales Berti-
36 Liber memorialis Romaricensis, edd. Hlawitschka - Schmid - Tellenbach, fol. 25r (Textband: S. 50),
siehe Schmid, Ein karolingischer Königseintrag, S. 130.
37 Liber memorialis Romaricensis, edd. Hlawitschka - Schmid - Tellenbach, fol. 42r (Textband: S. 91);
vgl. Schmid, Ein karolingischer Königseintrag, S. 129 ff.
38 So auch bereits Büttner, Geschichte 1, S. 134 (Original S. 150); vgl. auch Vollmer, Die Etichonen,
S. 176 i., Anm. 291, in Hinblick auf Waldradas vermeintliche Etichonen-Zugehörigkeit.
39 Zu Hugos Ausstattung unten Anm. 322.
40 Schmid, Ein karolingischer Königseintrag, S. 132, hat bereits auf mögliche Verbindungen zu den
Bischöfen von Langres aufmerksam gemacht.
41 Ebd., S. 134.
42 Annales Bertiniani, edd. Grat - Vielliard - Clemencet, a. 857, S. 74 (zitiert oben Anm. 10). Nelson,
Introduction, S. 15, geht davon aus, dass Hinkmar, der spätestens 863 übernahm, den Text seines
Vorgängers lediglich an wenigen Stellen ergänzte, nicht aber veränderte, siehe auch allgemein
ebd. S. 9-13.
187
Waldradas verortet.36 Ein Ingramn, Graf in Alemannien und Neffe des hl.
Chrodegang von Metz, ist vor allem als Vater der Irmingard, der ersten Frau
Ludwigs des Frommen bekannt, und auch der Name ,Irmingard' steht im Ge-
denkbuch von Remiremont in Waldrada-Zusammenhängen.37 Diese mögliche
Abstammung Waldradas aus der Sippe Ingramns kann jedoch keineswegs in
direkter Linie verlaufen sein, denn auch Lothar II. war dessen Urenkel und zu
enge Verwandtschaft wurde selbst von den Gegnern der Ehe Waldradas und
Lothars nie als Hindernis genannt.38
Insgesamt lässt sich zur Abstammung Waldradas feststellen, dass sie wohl
durchaus dem „alten Adel" entstammte, ihre verwandtschaftlichen Beziehun-
gen zu dessen vornehmsten Vertretern in jedem Fall aber zu weitläufig waren, als
dass ihre Familie von reichspolitischer Bedeutung gewesen wäre. Lokal kann
Waldradas engere Verwandtschaft mit ziemlicher Sicherheit im südlichen Mo-
seltal, im Elsass inklusive der östlichen Vogesen und des Raumes um Metz an-
gesiedelt werden. Darauf deuten etwa die Ausstattung ihres Sohnes Hugo mit
dem Elsass 86739 sowie nicht zuletzt die auffallende Präsenz ihres Namenbe-
standes und der ihr nahestehenden Adelsgruppen im Gedenkbuch des Vogesen-
Stiftes Remiremont, in das sich Waldrada nach Lothars Tod zurückzog.40 Ins-
gesamt hat die Schlussfolgerung Karl Schmids, „dass Waldradas Verwandte im
Hinblick auf Rang, Vornehmheit und Reichtum den Vergleich mit den Ver-
wandten Theutbergas nicht bestehen können"41, weiterhin Bestand. 855 ent-
schied sich Lothar daher für die Angehörige der mächtigeren Adelssippe, doch
deren Stern begann bald schon wieder zu sinken.
2. Chronologie und Inhalt der Vor würfe
a. Erster Trennungsversuch 857/858
Noch keine zwei Jahre nach Lothars und Theutbergas Heirat im Herbst 855
berichtet Prudentius von Troyes mit eindeutig missbilligendem Tonfall, der
König habe seine Königin verstoßen.42 Die westfränkischen (!) ,Annales Berti-
36 Liber memorialis Romaricensis, edd. Hlawitschka - Schmid - Tellenbach, fol. 25r (Textband: S. 50),
siehe Schmid, Ein karolingischer Königseintrag, S. 130.
37 Liber memorialis Romaricensis, edd. Hlawitschka - Schmid - Tellenbach, fol. 42r (Textband: S. 91);
vgl. Schmid, Ein karolingischer Königseintrag, S. 129 ff.
38 So auch bereits Büttner, Geschichte 1, S. 134 (Original S. 150); vgl. auch Vollmer, Die Etichonen,
S. 176 i., Anm. 291, in Hinblick auf Waldradas vermeintliche Etichonen-Zugehörigkeit.
39 Zu Hugos Ausstattung unten Anm. 322.
40 Schmid, Ein karolingischer Königseintrag, S. 132, hat bereits auf mögliche Verbindungen zu den
Bischöfen von Langres aufmerksam gemacht.
41 Ebd., S. 134.
42 Annales Bertiniani, edd. Grat - Vielliard - Clemencet, a. 857, S. 74 (zitiert oben Anm. 10). Nelson,
Introduction, S. 15, geht davon aus, dass Hinkmar, der spätestens 863 übernahm, den Text seines
Vorgängers lediglich an wenigen Stellen ergänzte, nicht aber veränderte, siehe auch allgemein
ebd. S. 9-13.



