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Dohmen, Linda; Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn [Editor]; Jan Thorbecke Verlag [Editor]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Ursache allen Übels: Untersuchungen zu den Unzuchtsvorwürfen gegen die Gemahlinnen der Karolinger — Mittelalter-Forschungen, Band 53: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51256#0289

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IV. Eine Gleichung mit mehreren
Unbekannten - der Fall ,Utaz
1. Utas familiärer Hintergrund und ihre Heirat mit Arnulf
von Kärnten
Uta gilt als die einzige legitime Gemahlin Kaiser Arnulfs (von Kärnten) und
Mutter seines Thronfolgers Ludwig, den sie 893 zur Welt brachte. Die ersten
Erwähnungen einer namentlich nicht genannten coniux Arnulfs stammen jedoch
bereits aus den ersten Monaten seiner Herrschaft im Frühjahr bzw. Sommer 888.
So urkundete der neue König am 12. Mai 888 zu Regensburg für das Kloster
Lorsch mit der Bitte, pro nobis ac coniuge nostra zu beten.1 Ungefähr zur gleichen
Zeit, Anfang Juni 888, bestimmte eine Mainzer Synode ebenfalls Gebete „für den
glorreichen König Arnulf wie auch für seine glorreiche Gemahlin".2 Dass es sich
bei der namentlich nicht Genannten um Uta handelte, steht allerdings außer
Frage. Es gibt keinerlei Hinweis auf andere legitime Verbindungen Arnulfs.3 Die
relative Anhäufung von Gebetsformeln für den König und seine Gemahlin im
Frühjahr 888, die ansonsten für die Regierungszeit des Karolingers nicht bezeugt
sind, legt eine Heirat zu dieser Zeit nahe. Wenn Arnulf Uta nicht bereits un-
mittelbar vor dem Sturz Karls III. geheiratet hatte, um seine Anhänger fester an
sich zu binden, scheint er analog zum Verhalten Lothars II. 855 im Frühjahr 888
als eine seiner ersten , Amtshandlungen' als neuer fränkischer König auf Braut-
schau gegangen zu sein, um sich die Zustimmung gewisser Adelskreise seines
neuen Reiches durch Knüpfung familiärer Bande zu sichern bzw. diese für die
geleistete Unterstützung zu entlohnen.4

1 D Am 23 (Regensburg, 12. Mai 888), S. 33 f. Es handelt sich hierbei um eine wörtliche Aus-
schreibung von D LD 63 (Gernsheim, 23. Juni 852), S. 86 f. (seinerseits nach einer Vorurkunde
Ludwigs des Frommen D LF 57 [Aachen, 5. März 815], S. 144 ff.), jedoch argumentiert Reuter, Der
Uota-Prozeß, S. 256, gegen eine unreflektierte Übernahme. Vgl. dazu auch das parallele Zeugnis
der Mainzer Synode unten Anm. 2.
2 Concilium Moguntiacense occasione Amulphi novi regis, ed. Mansi, in: Sacrorum conciliorum
nova et amplissima collectio 18a, Sp. 61-76, c. 1, Sp. 63: Statuimus, ut oratio ab omnibus nobis tarn pro
glorioso rege Arnulpho, een etiam et pro gloriosa conjuge sua, [...] in ecclesiis nostris assidue celebretur;
dazu Hartmann, Die Synoden, S. 362, mit Diskussion des Datums der Synode S. 361; Hartmann,
Kaiser Amolf, S. 243, bes. auch Anm. 73; zum Datum auch bereits Dümmler, Geschichte 3, S. 306,
Anm. 3; Hlawitschka, Lotharingien, S. 77ff., mit Anm. 45. Arnulf befand sich am 29. Mai 888 in
Lunsee bei Speyer (D Am 25, S. 36 f.), am 8. Juni urkundete er zu Frankfurt (D Am 26, S. 37 ff.), ein
Aufenthalt in Mainz würde demnach gut ins Itinerar passen.
3 Anders zwar Konecny, Die Frauen, S. 143 f., die Arnulfs Verbindungen mit den Müttern seiner
Söhne Zwentibold und Ratold ebenfalls als Ehen bezeichnet, jedoch die Heirat mit Uta sehr wohl
„um 888" ansetzt.
4 So Kasten, Königssöhne, S. 547; erneut dies., Chancen, S. 41; anders Werner, Die Nachkommen,
S. 456, Anm. 20: Heirat „ kurz vor [Arnulfs] Erhebung, Ende 888" [sic]. Der Verweis von Ludwig,
 
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