5.1. Fazit: Spanien und die Reconquista
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Bronisch bemerkte, dass in der Chronik der Begriff von einem „heiligen
Sieg", nämlich sacra victoria auftaucht, als die Kämpfe Alfonsos III. gegen die
Araber verherrlicht werden. Auffällig ist außerdem, dass Christus als Führer
genannt wird.696 Zwar betonte Bronisch, dass der Krieg mit einer Aura der
Heiligkeit umgeben worden sei, doch betonte er auch, dass die Zeit für die
Vorstellung, dass der Krieg selbst etwas Heiliges sein könnte, noch nicht reif
war.697 Darüber hinaus kommt er zu dem Schluss, dass sich in den asturischen
Quellen keinerlei Hinweise auf einen Einfluss des islamischen Konzeptes vom
djihäd auf die Ansichten der Christen finden lassen, doch geht er davon aus, dass
es ihnen zumindest bekannt war.698
5.1. Fazit: Spanien und die Reconquista
Im frühmittelalterlichen Spanien wurde Gott also als Siegeshelfer empfunden. Es
wurde für den Beistand des christlichen Gottes gebetet, aber es fand noch keine
Sakralisierung des Krieges statt, wenngleich die Schlacht bisweilen als eine Art
Gottesurteil empfunden werden konnte. Immer wieder werden in Spanien by-
zantinische Einflüsse spürbar, was nochmals untermauert, dass das frühmittel-
alterliche Byzanz ein wichtiger Faktor in der Geschichte einer christlichen
Kriegsführung war. Die Christen, die im Rahmen der Reconquista kämpften,
zelebrierten schon früh Messen, in denen die Taten Gottes für das Volk Israel
beschworen wurden und man um den Sieg bat, die muslimischen Feinde wur-
den mit religiös konnotierten Begriffen belegt, die diffamierenden Charakter
haben sollten. Die Zeit war aber für die Vorstellung, dass der Krieg etwas Hei-
liges sein könnte, noch nicht reif.
Man kann konstatieren, dass sich in sämtlichen Chroniken Spaniens, bis weit
ins zwölfte Jahrhundert, der Glaube an den vollständigen Sieg der Christen über
die Muslime findet - beeinflusst durch die Bibel. Gott bestrafte in dieser Vor-
stellungswelt sein Volk für dessen Sünden, und zwar durch Rückschläge im
Kampf gegen die Muslime, wendet sich aber letztendlich gegen die Feinde der
Christen.699 Bronisch befindet, dass die Religion der feindlichen Muslime dabei
keinerlei Rolle gespielt habe, sie seien lediglich als Heiden wahrgenommen
worden, ihr Glaube aber sei als Motiv für den Kampf völlig unerheblich gewe-
sen.700 Der Kampf gegen sie, stellt er fest, wurde als bellum Deo auctore wahrge-
696 Vgl. Bronisch: Reconquista und Heiliger Krieg, S. 144; Chronique d'Albelda, S. 27f.: Rex quoque
clarus omni mundo factus / lam suprafatus Adefonsus uocatus, / Regni culmine datus, belli titulo aptus, /
Clarus in Astures, fortis in Vascones, / Vlciscens Arabes et protegens eines: / Cui principi sacra sit uictoria
data; / Christo duce iuuatus, semper clarificatus, / Polleat uictor saeculo, fulgeat ipse caelo; / Deditus hic
triumpho, praeditus ibi regno. Amen.
697 Vgl. Bronisch: Reconquista und Heiliger Krieg, S. 144; vgl. auch Caballero Kroschel: Reconquista
und Kaiseridee, S. 32.
698 Vgl. Bronisch: Reconquista und Heiliger Krieg, S. 155.
699 Vgl. ebd., S. 232.
700 Vgl. ebd., S. 232 f.
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Bronisch bemerkte, dass in der Chronik der Begriff von einem „heiligen
Sieg", nämlich sacra victoria auftaucht, als die Kämpfe Alfonsos III. gegen die
Araber verherrlicht werden. Auffällig ist außerdem, dass Christus als Führer
genannt wird.696 Zwar betonte Bronisch, dass der Krieg mit einer Aura der
Heiligkeit umgeben worden sei, doch betonte er auch, dass die Zeit für die
Vorstellung, dass der Krieg selbst etwas Heiliges sein könnte, noch nicht reif
war.697 Darüber hinaus kommt er zu dem Schluss, dass sich in den asturischen
Quellen keinerlei Hinweise auf einen Einfluss des islamischen Konzeptes vom
djihäd auf die Ansichten der Christen finden lassen, doch geht er davon aus, dass
es ihnen zumindest bekannt war.698
5.1. Fazit: Spanien und die Reconquista
Im frühmittelalterlichen Spanien wurde Gott also als Siegeshelfer empfunden. Es
wurde für den Beistand des christlichen Gottes gebetet, aber es fand noch keine
Sakralisierung des Krieges statt, wenngleich die Schlacht bisweilen als eine Art
Gottesurteil empfunden werden konnte. Immer wieder werden in Spanien by-
zantinische Einflüsse spürbar, was nochmals untermauert, dass das frühmittel-
alterliche Byzanz ein wichtiger Faktor in der Geschichte einer christlichen
Kriegsführung war. Die Christen, die im Rahmen der Reconquista kämpften,
zelebrierten schon früh Messen, in denen die Taten Gottes für das Volk Israel
beschworen wurden und man um den Sieg bat, die muslimischen Feinde wur-
den mit religiös konnotierten Begriffen belegt, die diffamierenden Charakter
haben sollten. Die Zeit war aber für die Vorstellung, dass der Krieg etwas Hei-
liges sein könnte, noch nicht reif.
Man kann konstatieren, dass sich in sämtlichen Chroniken Spaniens, bis weit
ins zwölfte Jahrhundert, der Glaube an den vollständigen Sieg der Christen über
die Muslime findet - beeinflusst durch die Bibel. Gott bestrafte in dieser Vor-
stellungswelt sein Volk für dessen Sünden, und zwar durch Rückschläge im
Kampf gegen die Muslime, wendet sich aber letztendlich gegen die Feinde der
Christen.699 Bronisch befindet, dass die Religion der feindlichen Muslime dabei
keinerlei Rolle gespielt habe, sie seien lediglich als Heiden wahrgenommen
worden, ihr Glaube aber sei als Motiv für den Kampf völlig unerheblich gewe-
sen.700 Der Kampf gegen sie, stellt er fest, wurde als bellum Deo auctore wahrge-
696 Vgl. Bronisch: Reconquista und Heiliger Krieg, S. 144; Chronique d'Albelda, S. 27f.: Rex quoque
clarus omni mundo factus / lam suprafatus Adefonsus uocatus, / Regni culmine datus, belli titulo aptus, /
Clarus in Astures, fortis in Vascones, / Vlciscens Arabes et protegens eines: / Cui principi sacra sit uictoria
data; / Christo duce iuuatus, semper clarificatus, / Polleat uictor saeculo, fulgeat ipse caelo; / Deditus hic
triumpho, praeditus ibi regno. Amen.
697 Vgl. Bronisch: Reconquista und Heiliger Krieg, S. 144; vgl. auch Caballero Kroschel: Reconquista
und Kaiseridee, S. 32.
698 Vgl. Bronisch: Reconquista und Heiliger Krieg, S. 155.
699 Vgl. ebd., S. 232.
700 Vgl. ebd., S. 232 f.