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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.4233#0012
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— 8 —

63. — Die Stufenjahre des Mannes. Holzschnitt, aus
vier Blättern zusammengesetzt. Ca. 488x655. (Berlin,
Kupferstichkabinett; Wien, Sammlung J. Wünsch. —
Pass III, S. 380, Holbein Nr. 31.)

Auf den neun Stufen eines Mauerbogens, dessen beide Enden
auf von je vier Pfeilern getragenen Gewölben aufruhen, sitzt je eine
Figur als Vertreter der einzelnen Altersstufen des Mannes. Unter
jeder Stufe befindet sich eine Mauernische mit einem die Eigen-
tümlichkeit des betreffenden Alters versinnbildlichenden Tiere. Links
in aufsteigender Reihe: ein nacktes Knäblein auf einem Stecken-
pferde (10 Jahre; Zicklein), ein Jüngling mit einem Degen (20 Jahre;
Kalb), ein Mann mit einer Fahne (30 Jahre; Ochse), ein andrer mit
klagender Geberde (40 Jahre; Löwe). Die oberste Stufe nimmt ein
Mann ein, der in einer langen Schriftrolle liest. Hinter ihm der Tod
als Schütze. (50 Jahre; Fuchs.) Rechts in absteigender Reihe: ein
beschaulicher Mann (60 Jahre; Wolf), ein Greis mit einem Rosen-
kranze (70 Jahre; Pudel), ein andrer mit einer Krücke (80 Jahre;
Katze) und zum Schlüsse ein Alter mit einem Kinde zwischen den
Knien (90 Jahre; Esel). Unter dem Gewölbe der absteigenden Hälfte
ein Sarg auf einer Bahre. Das der linken Seite ist leer. Durch den
Bogen erblickt man die Auferstehung des Fleisches. In Wolken
Christus auf dem Regenbogen sitzend, vor ihm kniend Johannes der
Taufer und Maria. Darunter ein Feld mit Gräbern, deren einem eben
noch ein Todter entsteigt, und Grabsteinen, deren mittelster die
Jahreszahl MDXXXX trägt. Rechts treiben Teufel die Verdammten
in den Hüllenrachen, links geleitet ein Engel die Guten zur Seligkeit.
Abb. in Hirths Kulturgeschichtlichem Bilderbuche, II, 747. Der
Schnitt des Cornelis Anthoniszoon W. Schmidt (Meyers Künstler-
lexikon, II, S. 99) Nr. 23 ist durch Breus Arbeit beeinflußt.

64- — Kaiser Karl V., seine Schwester Maria,
Königin von Böhmen und Ungarn, König Fer-
dinand und seine Gemahlin Anna auf einer
Schlittenpartie begriffen. Holzschnitt, aus zwei
Blättern zusammengesetzt. Ohne Einfassungslinien.
233x740. (Wien, H.-B.; München, graph. Sammlung;
Berlin, Kupferstichkabinett; Basel, öffentl. Sammlung;
Feste Koburg. — W. Schmidt, Rep., XIX (1896), S. 286:
Werk des Vaters Breu.)

Den vorderen Schlitten, in dem die Königin Anna sitzt, lenkt
König Ferdinand, den zweiten Kaiser Karl. Die von ihm geführte
Dame ist seine Schwester Marie. Die Schlitten sind überaus reich
verziert: der erste trägt ein öfter wiederholtes aus den Buch-
staben F und A gebildetes Monogramm, der zweite, mit den Säulen
des Herkules gezierte den Buchstaben K. Zwei Läufer eilen voraus,
zwei andre folgen. Abb. in Hirths Formenschatz, 1879, 135/136.

Das Blatt überliefert eine in der Literatur übrigens nicht zu
belegende Szene aus den Festlichkeiten des Augsburger Reichstages
von 1530. Auf eine Skizze Breus des Vaters geht die Hauptgruppe
zurück, die Redaktion des Ganzen und die Hinzufügung der vier
Diener erfolgte durch den Sohn. Dem Kostüm der Knechte nach
entstand der Schnitt anfangs der vierziger Jahre.

65. _ Die war abconterfectur der Statt Algieri in
Africa, mit sampt der belegerung des Grossmächtigen
Kaiser Caroli, den XX. Octobris, des M. D. XLI. iars.
Holzschnitt, aus zwei Blättern zusammengesetzt.
385 X 507. (Berlin,Kupferstichkabinett, koloriert; Gotha,
herzogl. Museum, mit lateinischem Texte.)

Blick aus der Vogelperspektive auf die an der Landseite von
breiten Wassergräben umfangene Stadt Algier. Links das Lager
Karls und die Verschanzungen seiner Truppen, die an einigen Stellen
bereits mit den Ungläubigen handgemein werden. Der Hauptteil des
christlichen Heeres sucht sich über eine Brücke den Eingang in die
Stadt zu erzwingen. Auf dem Meere kämpfende Schiffe. Italia, Sar-

dignia, Corsica und Hispania sind der Stadt in kartographischer
Aufnahme vorgelagert. Links vorne ein Täfelchen mit dem Zeichen
der Werkstätte.

Unter dem Bilde 16 deutsche Reimpaare von H. R., d. i.
Hans Rogel, der Dichter und Formschneider in einer Person war.
Vgl. über ihn Max Radlkofers Arbeit in der Zeitschrift des hist.
Vereins für Schwaben und Neuburg, XXIV (1897), S. 1 ff. Am
Schlüsse: Gctruckt zu Augspurg durch Hans Hofer, Briefmaler, im
klainen Sachssengeßlin. Die lateinische Ausgabe führt den Titel:
Ideale exemplar civitatis Algieri in Africa. Cum obsidione qua Inuic-
tissimus & Semper Augustus Carolvs V. Africam inuasit. Anno M. D.
XLI. XX. die Octobris und ist mit lateinischen Distichen Jo. Lori-
chius' Had. versehen. Auch hier ist Hofer der Drucker. Die Bekannt-
schaft Breus mit der inhaltsgleichen Darstellung Cornelis Anthonis-
zoons, W. Schmidt Nr. 28 (Gotha), ist offenkundig.

66. — Der reiche Prasser und der arme Lazarus.
Holzschnitt, aus acht Blättern zusammengesetzt. Ca.
680X990. (Wien, Albertina; Gotha, herzogl. Museum.)

Unter einer reichen Säulenhalle, welche die linke Hälfte des
Blattes einnimmt, sitzt vor einem Gobelin auf einer von einem un-
gewöhnlichen Unterbau getragenen Stufenestrade mit einer Frau und
einem Greise, von einem Schalksnarren unterhalten, der reiche
Prasser. Drei Diener tragen Getränke und Speisen zu, zwei
Musikanten spielen auf. Rechts ein geräumiger Hof mit einem
Brunnenbassin, auf dessen Rand vier nackte Figuren stehen. Vorne
in der Mitte liegt Lazarus; Hunde belecken seine Wunden. Rechts
weiden zwei Jäger einen nur halb sichtbaren Hirschen aus. Rückwärts
weite Landschaft: zwei Engel tragen den Leichnam des Lazarus zu
Grabe, zwei andre seine Seele in einem Tuche zu Gott Vater, dessen
lebhaft bewegte Halbfigur in Wolken sichtbar wird. Rechts hinten
der reiche Mann im Höllenrachen.

67. — David und Bathseba. Holzschnitt, aus acht
Blättern zusammengesetzt. Ca. 630 X 940. (Berlin,
Kupferstichkab.)

Links ein Palast mit einem von vier Säulen getragenen
Balkon, auf dem David steht. Vor dem Palaste eine von eigenartigen
Substruktionen getragene Terrasse, deren Ecken zwei Obelisken
zieren und von der einige Stufen auf einen gepflasterten, von einer
einfachen Holzbalustrade umzäunten Hof führen, in dem eine Palme
steht. Durch das Rennaissance-Portal rückwärts betritt diesen der
Hauptmann Urias. Rechts verschiedene Gebäude, vor ihnen ein von
einer Neptun-Figur bekrönter Brunnen mit einem Bassin, in dem
Bathseba, von einer Frau bedient, die Füße badet. Über die Holz-
balustrade winkt ihr ein Diener des Königs mit einem Briefe zu. Auf
der Terrasse und im Hofe sind noch vier andre Männer zu sehen.
Im Hintergrunde Landschaft mit einem Zeltlager.

68. — Das Opfer Isaaks. Holzschnitt, aus acht Blättern
zusammengesetzt. Ca. 655x945. (Wien, Albertina;
Berlin, Kupferstichkab.)

Links Abraham, mit der Linken die Schulter Isaaks fassend,
der halbnackt und gefesselt auf dem Holzstoße kniet, in der Rechten
das Schwert schwingend, das der aus Wolken herabfliegende Engel
faßt. Im Unterholze des Waldes, der die Szene umgibt und zu äußerst
links durch eine Palme geschlossen wird, verfängt sich der Widder.
Rechts Landschaft mit Bergen und einer Stadt. Isaak, ein Holz-
bündel auf dem Rücken, Abraham mit gezücktem Schwerte und zwei
Knechte mit einem Esel ziehen im Mittelgrunde der Opferstätte zu.

69. — Die Grablegung Christi. Holzschnitt, aus acht
Blättern zusammengesetzt, 622 X 965, nach Mantegnas
Stich B. 3. (London, British Museum; Schloß Wolfegg.)

Der Schnitt kopiert im Figuralen Mantegnas Stich sehr getreu,
nur die Schriftcharaktere am Saume der Stiefel und des Wamses des
Mannes zu äußerst links auf dem Stiche fehlen im Schnitte. Der
Felsen des Schnittes ist etwas reicher detailliert, die Wolken sind
 
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