Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1910

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8342#0051
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 47 —

Hätten wir schon oben darauf hin-
gewiesen, daß der Samariter der Habich-
schen Zeichnung ebenso wie bei Last-
man eine viereckige Flasche in der Hand
hält, so hätte dieser Hinweis vielleicht
durch den Einwand entkräftet werden
können, diese Form sei damals in der
Mode gewesen.1 Gewiß ist dem so, aber
daß sie in diesem Fall als Beweis für die
Abhängigkeit Rembrandts von Lastman
betrachtetwerden muß,dafür spricht, daß
in der Zeichnung B, wo Rembrandt sich
mehr und mehr von dem Stiche entfernt,
er nicht mehr diese Flasche verwendet,
sondern an ihre Stelle eine kleine runde
Schale treten läßt.

Das zweite für die Beurteilung der
Frage der Abhängigkeit von Lastman
nicht unwichtige Detail sind die er-
wähnten Striche bei den Vorderhufen.
Suchen wir in dem Stiche nach einer
Erklärung für sie, das heißt, suchen wir,
was dort die Vorderhufe des Pferdes
überschneidet, so finden wir sofort, daß
es nichts anderes sein kann als der
Kasten mit den Flaschen. Und tatsäch-
lich, hat man einmal diese Lösung ge-
funden, dann ist es ganz klar, daß das,
was hier mit wenigen Strichen ange-
deutet ist, wirklich der Kasten mit den
Flaschen ist.

Gehen wir nun zur Besprechung
des Gemäldes über. Merkwürdigerweise
ist es im Verhältnis zum Stiche und zu
den Zeichnungen im Gegensinne kom-
poniert. Was diese Änderung hervor-
gerufen hat, darüber Hypothesen aufzustellen, scheint zu gewagt. Für unsere Untersuchung wichtiger als dieser
Umstand ist jedoch, daß durch die Hinzufügung der Berge, die nunmehr wie im Stiche den Himmel fast gar nicht mehr
sehen lassen, eine neuerliche starke Anähnlichung an die Kornposition Lastmans hervorgerufen wird.

Es scheint wahrscheinlich, daß Rembrandt beim Entwerfen des Gemäldes auch die Zeichnung von 1644 vor
Augen gehabt habe; denn Züge, die in der späteren Zeichnung weggelassen sind, finden sich hier wieder, zum Beispiel
die Pflanzen im Vordergrunde rechts, das Heben des einen Hufes, das Halten der Flasche mit beiden Händen, die Hin-
zufügung von Priester und Leviten usw. Wie die Komposition sich entwickelt, nach der Breite hin erweitert wird,
ist klar: in der Habichschen Zeichnung ist der Baum vom Rande noch überschnitten, dann rückt er in der Zeichnung B
etwas in das Bild hinein, bis er endlich im Gemälde hinter dem Samariter steht. Dabei erhalten sich einzelne Züge, wie
das Loch im Stamm des Baumes, das in der Zeichnung B schon angedeutet ist und ähnliches. Das Pferd, das in der
Habichschen Zeichnung frei gegen die Luft oberhalb der Gruppe steht und die ganze Komposition zusammenhält, ist in
der späteren Zeichnung nur mehr über dem Verwundeten und endlich im Gemälde ganz losgelöst von der Gruppe. Es
wurde schon erwähnt, daß die Zeichnung B gegenüber der in diesem Punkte von Lastman völlig abhängigen Habich-
schen Zeichnung eine Drehung des Verwundeten gegen den Beschauer zeigt; auch dieses Motiv ist im Gemälde auf-
genommen, wenn auch der linke (respektive rechte) Arm keine erhöhte Unterlage mehr hat. In allen Stadien der Kom-
position erhält sich dagegen das Motiv, daß der Oberkörper erhöht liegt; die Verkürzung in das Bild hinein findet sich
dagegen nur in der Habichschen Zeichnung.

Es wurde früher gesagt, daß aus der Vergleichung der einzelnen Werke sich die Abhängigkeit des Gemäldes
von Zeichnung B und damit von Lastmans Stich ergeben werde. Dies läßt sich an einem Punkt ganz deutlich zeigen:
' Vergleiche dazu S. 46, Anmerkung 1.

Pr£tcnt imnutif quem i"rtsbyur,fuq.

ftrt vius muc mcMcam Sdituuibmiis evem

awlc Uuita Inßmdcns ^mimim.pmiiuiyictixtc. liqiurmn.

Uuribus Usi: ivtum dtunuiue ''tri.

Abb.

Nicolaas Lastman, Der barmherzige Samariter.

Kupferstich.
 
Annotationen