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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.3630#0006
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Sbefuset jBaria foccurrentttobfeeum
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erteilen, wohl nie gefaßt'. Als Weisbach in seiner Arbeit
ber den unbekannter. Meisterl Burckhardts Dürer-
Hypothese stilkritisch bekämpfte, gelang ihm der Nachweis
verschiedener kleiner Holzschnitte in Baseler Drucken, die
eine dortige Tätigkeit des Meisters bis zum Jahre 1499
wahlscheinlich machten und die sich dennoch im Stile von
den frühen Illustrationen nicht entfernen. Eine selbständige
Persönlichkeit, die sich ihre Eigenart auch in späteren
Jahren völlig bewahrt hatte, war somit festgestellt, denn
Durer, der im Sommer 1494 wieder nach Nürnberg heim-
gekehrt war, hatte bereits in den bald folgenden Jahren
Gelegenheit, seinen ihm eigentümlichen Stil im Holzschnitte
zu bekunden. Einen so mächtigen großen Stil3, daß daneben
die Baseler Holzschnitte dürftig erscheinen und es uns un-
möglichmachen,an einen solchenSprung zuglauben. Die Ver-
mutung, die Baseler Holzschnitte könnten früher gezeichnet,
aber zufällig erst später veröffentlicht worden sein, ist natür-
lich möglich, aber wenig begründet. Der Titelholzschnitt in
den »Varia Carolina* des Sebastian Brant aus dem Jahre 1498
(Weisb. 14), eine Darstellung des Poeten selber, wird zum
Beispiel auch von einem Kenner Brantscher Bildnisse wie
Jaro Springer" für das gleiche Jahr in Anspruch genommen,
da die bereits gealterten Züge des damals vierzigjährigen
Dichters eine weitere Zurückdatierung höchst unwahr-
scheinlich machen. Auf den sich daraus ergebenden Zwie-
spalt mit der auch von ihm noch festgehaltenen Annahme
der Dürerschen Urheberschaft an den Baseler Holzschnitten
geht Springer leider nicht ein. Nun stehen wir vor der Frage:
wo war der »Meister der Bergmannschen Offizin her und
wo blieb er; welches sind seine Arbeiten vor seiner Baseler
Glanzzeit und was hat er nach seinen berühmt gewordenen
Werken geschaffen ? Hier möchte ich nun die Aufmerksam-
keit auf einen größeren Holzschnitt lenken, der uns die
Eigentümlichkeiten unseres Meisters in seltener Deutlichkeit
vor Augen führt. Es handelt sich um ein Blatt, das viele schon
seit Jahren als das älteste datierte und mit Namen versehene Bücherzeichen kennen, das Exlibris des Bischofs von Troja,
Balthasar Brennwald von Walenstadt in Chur(Abb. 1). Das bei Gerster"' abgebildete und kurz beschriebene Blatt, eine
Darstellung der heiligen Anna selbdritt nebst dem Wappen des Besitzers, trägt am Schlüsse der gesetzten Legende die
Jahreszahl 1502. Wir hätten also hier, wenn wir nicht ohne jeden Grund den Entwurf zum Holzschnitt allzuweit
zurückdatieren, ein neues Zeugnis für des Meisters spätere Tätigkeit in der Schweiz. Die Ähnlichkeit mit seinen
Arbeiten der frühen neunziger Jahre ist so stark, daß auf eine eingehende Analyse wohl verzichtet werden kann.
Gesichtstypus, Haar und Gewandbehandlung sind die gleichen. Als besonders günstig für den Vergleich möchte ich die
Frauengestalten auf Blatt 30 und 38 des .Ritters vom Turn•<° vorschlagen, wobei ich auch auf die eigentümlich
schwachen Hände aufmerksam mache, die ein charakteristisches Merkmal aller Arbeiten des Meisters sind. Daß
er in der Darstellung des Nackten keine wesentlichen Fortschritte gemacht hat, zeigt der Vergleich des
Jesusknaben auf dem Exlibris mit Adam und Eva auf Blatt 15 des »Ritters«. Hier wie dort sehen wir noch den
gleichen Versuch, durch kleine parallele Strichlagen dem Körper Form und Rundung zu geben. Vergleicht man

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Abb 2. »Meister der Bergmannschen Offizin«, Ein anderes Exlibris Cur
den Bischof von Troja, Balthasar Brennwald von Walenstadt in Chur.

i Ebenso gefahrlich ist es, ein Holzschnittwerk auf Grund der Verschiedenheit einzelner Gruppen aufzuteilen Wie weit verschieden

Holzschneider die Zeichnungen eines Meisters auseinanderbringen können, zeigt uns zum Betspiel der Drachsche Spiegel menschlicher B
Vergleiche Flechsig, Der Meister des Hausbuchs als Zeichner für den Holzschnitt, Monatshefte für Kunstwissenschaft, IV. 3 u. 4.
- Weisbach, Der Meister der Bergmannschen Offizin. Straßburg, Heitz, 1S96.

5 Friedlander charakterisiert ihn in seiner Besprechung des Weisbachschen Buches, ohne Burckhardts Hypothese abzulehnen
Die Bewegungen werden hastig, die Maße groß, die Ausdrucksweise feurig, stammelnd, dunkel, wild. Repert. für Kunstwissenschaft XIX.

i Sebastian Brants Bildnisse. Straßburg, Heitz, 1907.

6 L. Gerster, Die schweizerischen Bibliothekzeichen. Kappelen 1898. Verkleinert wurde des Blatt im Auktionskatalog Stiebel bei
1910 noch einmal abgebildet.

,; Ich beziehe mich hier aut Kautsch, Die Holzschnitte zum »Ritter von Turn«. Straßburg, Heitz, 1903.

begabte
ehaltnis.

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