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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.3630#0022
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18 —

Unbekannter italienischer Kupferstecher, Heilige Katharina. Stich (Isny,
Kirchenbibliothek).

[srahel \an Meckenem. Heilige Margarethe. Stich (Wien, Hofhihliothelo

retuschierten Platte gezogen ist. Er hat seinen vollen Papierrand,1 so daß der Eindruck der an den oberen Ecken
abgeschrägten Kupferplatte ringsum deutlich erkennbar ist. Im Oberrand steht von einer Hand des XVIII. Jahrhunderts
>A. Krontaler«,2 im Unterrand »V. Schorer«, wahrscheinlich Namen der ehemaligen Besitzer des Buches, in dem der
Stich eingeklebt war. Ein Wasserzeichen ist nicht vorhanden.

Sieht man von dem italienischen Beiwerk, dem Renaissance-Fruchtgehänge oben, den Hügelwolken, der Stadt in
der Ferne und den Schiffsformen sowie der Zinkenkrone der Heiligen ab, so fallen sofort ihre Haltung und das
Knitterwerk ihres Faltenwurfs als germanische Bestandteile auf. Ein Vergleich mit der oben daneben abgebildeten
heiligen Margarethe von Israhel van Meckenem B. 129, Geisberg 3433 zeigt sofort, daß der italienische Stich eine
gegenseitige Kopie nach dem des Goldschmieds von Bocholt ist. Krone und Scheibennimbus sind hinzugefügt. Die
Heilige hält in der Rechten die Märtyrerpalme und rechts neben ihr lehnt das Rad. Im Hintergrund eine weite Fluß-
landschaft, links steile Felsenufer, rechts in der Ferne eine von Bergen überragte Stadt. Auf dem Wasser zwei Schiffe
und zwei kleine Boote, vorn vier Grasbüschel und am Ufer Schilf. Am Himmel Wolkenstreifen und über der Heiligen
Festons mit zwei herabhängenden bebänderten Blumensträußen. 159 : 110)»»; Einf, 162 : 11-1 mm PI.

Aber auch Israhels heilige Margarethe ist wie die meisten Stiche des Bocholters keine selbständige Arbeit. Im
Repertorium' habe ich darauf hingewiesen, daß ihr höchstwahrscheinlich eine Zeichnung Schongauers zugrunde liege
und daß Daniel Burckhardt darin deutliche Analogien mit einer Federzeichnung Schongauers in Basel zu erkennen
glaube, die S. Katharina mit einem anbetenden Stifter und umgeben von der heiligen Barbara, Dorothea, Ursula und
Margarethe darstellt.5 Dort stimmen Kopf und Oberkörper der heiligen Barbara seiner Ansicht nach ziemlich mit der
heiligen Margarethe Israhels überein. Geisberg rechnet diese zur sogenannten grüßten Heiligenfolge, die er in die

1 240 : 200 mm.

- Der Name Krontaler weist auf Tirol und ist z. B. in Bozen sehr häufig.

3 Zu den siebzehn Exemplaren, die Geisberg nach meinen iilteten Notizen auffuhrt, kommen noch zwei weitere in Lüttich und Nürnberg.

i XVII. (1894) 103. 127.

6 U. 10. 6. Lichtdruck in Handzeichnungen Schweizer Meister Tafel 31.
 
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