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Abb. 12. Jacopo Bellini, Gastmahl des Herodes.
von
äntile
,al#
da Fabrianos zugrundegegangenen Fresken fehlt und zweifelhafte Werke neue Unklarheiten schaffen könnten, sei nur
die »Anbetung der Könige« in der Akademie zu Florenz zum Vergleich herangezogen. Das ist eines von jenen Bildern,
die in erstaunlicher Weise die Fülle und Vielseitigkeit eines Künstlers, ja einer Epoche in sich vereinigen. Jacopo
Bellini mochte sich die Darstellung von Madonna und Kind darin zum Vorbild nehmen; die Einfachheit der Gewänder
der heiligen Familie, die Pracht der Modekleider der anbetenden Könige, die minutiöse Ausführung des Ruinen-
gemäuers und des Steintroges, die Pferde mit den kleinen, steil stehenden Ohren. Die etwas weichlichen, anmutigen
Gesichter und das lockere Stehen dieser Figuren ohne Muskeln und Standfestigkeit hat sich Jacopo so sehr
angeeignet, daß er darin keinem andern Einfluß zugänglich war.1 Auch als er physische Kraft darstellen wollte,
zum Beispiel bei »Simson« und «David« im Pariser Skizzenbuch (87 und 83), zeichnet er nur einen breiteren und
schwereren Menschen, ohne ihn mächtig oder stark erscheinen zu lassen. In den drei kleinen Landschaften des
Hintergrundes der »Anbetung der Könige« sehen wir die Berge, die Festung, die Tore der Stadt, den Weg, der sich
an dem Berg hinaufschlängelt, und den unendlichen Zug, der immer kleiner wird und in dem Tor verschwindet —
l Während der Einfluß Masaccios auf Jacopo Bellinis Raumdarstellung, worauf im folgenden hingewiesen wird, deutlich ist, fehlt ein solche
vollständig in der Darstellung des Menschen.
Abb. 12. Jacopo Bellini, Gastmahl des Herodes.
von
äntile
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da Fabrianos zugrundegegangenen Fresken fehlt und zweifelhafte Werke neue Unklarheiten schaffen könnten, sei nur
die »Anbetung der Könige« in der Akademie zu Florenz zum Vergleich herangezogen. Das ist eines von jenen Bildern,
die in erstaunlicher Weise die Fülle und Vielseitigkeit eines Künstlers, ja einer Epoche in sich vereinigen. Jacopo
Bellini mochte sich die Darstellung von Madonna und Kind darin zum Vorbild nehmen; die Einfachheit der Gewänder
der heiligen Familie, die Pracht der Modekleider der anbetenden Könige, die minutiöse Ausführung des Ruinen-
gemäuers und des Steintroges, die Pferde mit den kleinen, steil stehenden Ohren. Die etwas weichlichen, anmutigen
Gesichter und das lockere Stehen dieser Figuren ohne Muskeln und Standfestigkeit hat sich Jacopo so sehr
angeeignet, daß er darin keinem andern Einfluß zugänglich war.1 Auch als er physische Kraft darstellen wollte,
zum Beispiel bei »Simson« und «David« im Pariser Skizzenbuch (87 und 83), zeichnet er nur einen breiteren und
schwereren Menschen, ohne ihn mächtig oder stark erscheinen zu lassen. In den drei kleinen Landschaften des
Hintergrundes der »Anbetung der Könige« sehen wir die Berge, die Festung, die Tore der Stadt, den Weg, der sich
an dem Berg hinaufschlängelt, und den unendlichen Zug, der immer kleiner wird und in dem Tor verschwindet —
l Während der Einfluß Masaccios auf Jacopo Bellinis Raumdarstellung, worauf im folgenden hingewiesen wird, deutlich ist, fehlt ein solche
vollständig in der Darstellung des Menschen.