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der Mutter los, der ich wahrscheinlich zu arm
bin. Plagt sich einer sein Leben durch, um sich
dann sagen zu lassen, er habe kein sicheres Aus-
kommen oder eigentlich Einkommen .'
Nachdem aber Schwind am 14. Februar 1842
sich verlobt hatte, ging alles gut. »Seit Weih-
nachten konnte ich aus der Mutter nichts Rechtes
herauskriegen, bis ich gestern daranging, und
in ein paar Minuten alles erobert hatte. Das
gute Mädel fing an zu weinen um ihren Vater
und ihre Schwester, die beide in der Zeit von
8 Monaten gestorben sind, sie hat sich aber
wieder getröstet. Alle Bekannten, Halbbekannten
und selbst Fremde gratulierten mir, ich hätte
das bravste Mädel auf weit und breit«.2
Nach den vorehelichen Stürmen kam in der
Ehe Friede, Glück und Behagen für sich, sein
Haus und seine Verwandtschaft. Schon daß
Schwind alle Schwäger und Schwägerinnen
porträtiert hat, darf als Zeichen dafür angesehen
werden, wie gut er mit seiner angeheirateten
Verwandtschaft auskam. Auch hat er ihr einige
launige Blättchen gewidmet und damit alltägliche
Erlebnisse durch seine Kunst geadelt.
Seine Schwägerin Friederike verheiratete
sich 1843 mit dem nachmaligen Stadtkomman-
danten von Karlsruhe von Noel. Die fleißige und
häusliche Braut benutzte jeden Augenblick, um
zu stricken, zu stricken im Wachen und Träumen,
in der Ruhe und selbst im Küssen, wie ein
liebenswürdiges Blättchen uns zeigt. (Abb. 1.) Ja,
vielleicht hat die energische junge Frau bald
selbst im geheimen etwas mehr als das Haus-
regiment an sich gerissen, denn Schwind stellt
uns seine hübsche Schwägerin als »den neuen
Stadtkommandanten in Karlsruhe 1845« —
schon zu Schwinds Frankfurter Zeit -
(Abb. 2.1
Auch seiner Schwiegermutter hat
Künstler, dem es .gelegener war, ein
Striche zu zeichnen, als viel zu schreiben , ein
paar lustige Blättchen gewidmet. Frau Majoi
Sachs hat ihren Schwiegersohn in Frankfurt im
neuerbauten Hause besucht. Dieses lag «fast
ganz im Freien. Auf ihren Spaziergängen in
der Nähe des Irrenhauses wurde sie von einem
biederen Lustwandler mit der durch die Ört-
lichkeit besonders komisch wirkenden Anrede
angesprochen: »Fräulein sind wohl auf Condition
hier?« (Abb 3.)
In die gleiche Zeit der schwiegermütter-
lichen Besuche, die wohl mit der Vermehrung
der Familie durch das älteste Töchterchen
also
vor.
der
paar
Abb. 3. Moritz v. Schwind, Die verkannte Schwiegermutter. Zeichnung.
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Abb. 4. Moritz v. Schwind, Die Schwiegermuttei und der Karrenschieber.
Zeichnung.
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i Grillparzer-Jahrbuch, XIII, Seite 159 ff.
- Eggert Windegg, Kunstlers Erdewallen, Seite 37.
Abb. 5. Moritz v. Schwind, Dei Karrenschieber und seine Frau.
Zeichnung.
der Mutter los, der ich wahrscheinlich zu arm
bin. Plagt sich einer sein Leben durch, um sich
dann sagen zu lassen, er habe kein sicheres Aus-
kommen oder eigentlich Einkommen .'
Nachdem aber Schwind am 14. Februar 1842
sich verlobt hatte, ging alles gut. »Seit Weih-
nachten konnte ich aus der Mutter nichts Rechtes
herauskriegen, bis ich gestern daranging, und
in ein paar Minuten alles erobert hatte. Das
gute Mädel fing an zu weinen um ihren Vater
und ihre Schwester, die beide in der Zeit von
8 Monaten gestorben sind, sie hat sich aber
wieder getröstet. Alle Bekannten, Halbbekannten
und selbst Fremde gratulierten mir, ich hätte
das bravste Mädel auf weit und breit«.2
Nach den vorehelichen Stürmen kam in der
Ehe Friede, Glück und Behagen für sich, sein
Haus und seine Verwandtschaft. Schon daß
Schwind alle Schwäger und Schwägerinnen
porträtiert hat, darf als Zeichen dafür angesehen
werden, wie gut er mit seiner angeheirateten
Verwandtschaft auskam. Auch hat er ihr einige
launige Blättchen gewidmet und damit alltägliche
Erlebnisse durch seine Kunst geadelt.
Seine Schwägerin Friederike verheiratete
sich 1843 mit dem nachmaligen Stadtkomman-
danten von Karlsruhe von Noel. Die fleißige und
häusliche Braut benutzte jeden Augenblick, um
zu stricken, zu stricken im Wachen und Träumen,
in der Ruhe und selbst im Küssen, wie ein
liebenswürdiges Blättchen uns zeigt. (Abb. 1.) Ja,
vielleicht hat die energische junge Frau bald
selbst im geheimen etwas mehr als das Haus-
regiment an sich gerissen, denn Schwind stellt
uns seine hübsche Schwägerin als »den neuen
Stadtkommandanten in Karlsruhe 1845« —
schon zu Schwinds Frankfurter Zeit -
(Abb. 2.1
Auch seiner Schwiegermutter hat
Künstler, dem es .gelegener war, ein
Striche zu zeichnen, als viel zu schreiben , ein
paar lustige Blättchen gewidmet. Frau Majoi
Sachs hat ihren Schwiegersohn in Frankfurt im
neuerbauten Hause besucht. Dieses lag «fast
ganz im Freien. Auf ihren Spaziergängen in
der Nähe des Irrenhauses wurde sie von einem
biederen Lustwandler mit der durch die Ört-
lichkeit besonders komisch wirkenden Anrede
angesprochen: »Fräulein sind wohl auf Condition
hier?« (Abb 3.)
In die gleiche Zeit der schwiegermütter-
lichen Besuche, die wohl mit der Vermehrung
der Familie durch das älteste Töchterchen
also
vor.
der
paar
Abb. 3. Moritz v. Schwind, Die verkannte Schwiegermutter. Zeichnung.
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Abb. 4. Moritz v. Schwind, Die Schwiegermuttei und der Karrenschieber.
Zeichnung.
£7 £7 JT '
i Grillparzer-Jahrbuch, XIII, Seite 159 ff.
- Eggert Windegg, Kunstlers Erdewallen, Seite 37.
Abb. 5. Moritz v. Schwind, Dei Karrenschieber und seine Frau.
Zeichnung.