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Abb. 6. Moritz v. Schwind, Die mitleidigen Tiere.
Königin. Blo/it Sdiu-o-Ttr .' _ Carlos.
Zeichnung
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Abb. 7. Moritz v. Schwind, Der Zweikampf.
(Anna Karolina, später Frau Dr. Jakob Siebert in Frankfurt) zusammenhängen, gehören noch zwei Blättchen von
Schwinds Hand.
Da Schwinds erste Frankfurter Wohnung (Mainzer Chaussee Nr. 366) weit von der Poststelle weglag, ließ die
abends spät mit Reisetasche ankommende -Frau Mama- ihr Gepäck »in heiliger Mondnacht« durch einen > Karren-
schieber« nach der »fast ganz im Freien« gelegenen schwiegersöhnlichen Behausung verbringen. Der kleine Verdienst
hat den biederen Altfrankfurter wahrscheinlich noch zu einem -Schoppen Äppelwein« und zu verlängerter Abend-
stunde verführt, so daß bei der Nachhausekunft dem freundlichen Manne ein übler Empfang zuteil wurde, denn »Liebe
pflegt mit Kummer stets Hand in Hand zu gehen«, meint Schwind, der hier seinen einstigen eigenen Liebesnöten eine
grotesk humoristische Ausdeutung gibt. (Abb. 4 und 5.)
Diese Blättchen geben Zeugnis dafür, daß die üble Laune, in der Schwind aus seinen Karlsruher Verhältnissen
schied, geschwunden ist. Er schreibt zu gleicher Zeit an Genelli: »Frankfurt ist eine ganz plausible Stadt, und ich
fasse nach und nach wieder Zutrauen zu mir, daß ich was zu stände bringen könnte, was die Möglichkeit in der Malerei
etwas erweitert«. (17. März 1845.)
Sehr auffällig ist, daß unter den Zeichnungen aus dem persönlichen Leben Schwinds das im Arger verlassene
Karlsruhe gegenüber dem neuen Frankfurt den Vorrang hat. Allerdings hat ja auch Karlsruhe durch die seelischen
Erlebnisse und durch die zahlreichen staatlichen Aufträge vor der mehr aus dem Innern schaffenden Tätigkeit des
Meisters zu Frankfurt das Übergewicht.
Schon der Verkehr mit dem Hauptauftraggeber, dem Oberbaurat H. Hübsch, der für Karlsruhe und Baden dieselbe
Rolle spielt wie F. von Gärtner in München, und die Beziehungen, die sich von hier aus zur badischen Kammer und
zum Hause des Staatsministers von Blittersdorff, »das einzige, das er außer der Familie besuchte«, ergaben, setzten
eine Menge persönlicher Erlebnisse und Eindrücke voraus, die sich künstlerisch gestalten ließen.
Mit einer köstlichen Laune hat der streitbare Meister auf einer Federzeichnung die drei Hauptpersonen bei dem
Bau und dem Schmuck der Kunsthalle zu Karlsruhe dargestellt: den Bauleiter H. Hübsch, der die Berufung Schwinds
von München nach Karlsruhe veranlaßt und während der Karlsruher Jahre Schwind mehrfach Aufträge verschafft hatte,
ferner den in München lebenden Bildhauer F. X. Reich, der die beiden Marmorfiguren auf dem Mittelrisalit der Kunst-
halle geschaffen, und endlich sich selbst. (Abb. in der Zeitschrift f. d. Geschichte d. Oberrheins, a. a. O.)
Auch die politisch aufgeregte Zeit, die bei der festen Haltung des Ministers von Blittersdorff in der > Urlaubs-
frage« zuerst zur Kammerauflösung und später zum Rücktritt des Ministers führte, ist uns in einigen Zeichnungen
Schwinds festgehalten worden. Mehr um einem Wunsch des ihm befreundeten Ministers zu entsprechen, als aus eigenem
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Abb. 6. Moritz v. Schwind, Die mitleidigen Tiere.
Königin. Blo/it Sdiu-o-Ttr .' _ Carlos.
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Abb. 7. Moritz v. Schwind, Der Zweikampf.
(Anna Karolina, später Frau Dr. Jakob Siebert in Frankfurt) zusammenhängen, gehören noch zwei Blättchen von
Schwinds Hand.
Da Schwinds erste Frankfurter Wohnung (Mainzer Chaussee Nr. 366) weit von der Poststelle weglag, ließ die
abends spät mit Reisetasche ankommende -Frau Mama- ihr Gepäck »in heiliger Mondnacht« durch einen > Karren-
schieber« nach der »fast ganz im Freien« gelegenen schwiegersöhnlichen Behausung verbringen. Der kleine Verdienst
hat den biederen Altfrankfurter wahrscheinlich noch zu einem -Schoppen Äppelwein« und zu verlängerter Abend-
stunde verführt, so daß bei der Nachhausekunft dem freundlichen Manne ein übler Empfang zuteil wurde, denn »Liebe
pflegt mit Kummer stets Hand in Hand zu gehen«, meint Schwind, der hier seinen einstigen eigenen Liebesnöten eine
grotesk humoristische Ausdeutung gibt. (Abb. 4 und 5.)
Diese Blättchen geben Zeugnis dafür, daß die üble Laune, in der Schwind aus seinen Karlsruher Verhältnissen
schied, geschwunden ist. Er schreibt zu gleicher Zeit an Genelli: »Frankfurt ist eine ganz plausible Stadt, und ich
fasse nach und nach wieder Zutrauen zu mir, daß ich was zu stände bringen könnte, was die Möglichkeit in der Malerei
etwas erweitert«. (17. März 1845.)
Sehr auffällig ist, daß unter den Zeichnungen aus dem persönlichen Leben Schwinds das im Arger verlassene
Karlsruhe gegenüber dem neuen Frankfurt den Vorrang hat. Allerdings hat ja auch Karlsruhe durch die seelischen
Erlebnisse und durch die zahlreichen staatlichen Aufträge vor der mehr aus dem Innern schaffenden Tätigkeit des
Meisters zu Frankfurt das Übergewicht.
Schon der Verkehr mit dem Hauptauftraggeber, dem Oberbaurat H. Hübsch, der für Karlsruhe und Baden dieselbe
Rolle spielt wie F. von Gärtner in München, und die Beziehungen, die sich von hier aus zur badischen Kammer und
zum Hause des Staatsministers von Blittersdorff, »das einzige, das er außer der Familie besuchte«, ergaben, setzten
eine Menge persönlicher Erlebnisse und Eindrücke voraus, die sich künstlerisch gestalten ließen.
Mit einer köstlichen Laune hat der streitbare Meister auf einer Federzeichnung die drei Hauptpersonen bei dem
Bau und dem Schmuck der Kunsthalle zu Karlsruhe dargestellt: den Bauleiter H. Hübsch, der die Berufung Schwinds
von München nach Karlsruhe veranlaßt und während der Karlsruher Jahre Schwind mehrfach Aufträge verschafft hatte,
ferner den in München lebenden Bildhauer F. X. Reich, der die beiden Marmorfiguren auf dem Mittelrisalit der Kunst-
halle geschaffen, und endlich sich selbst. (Abb. in der Zeitschrift f. d. Geschichte d. Oberrheins, a. a. O.)
Auch die politisch aufgeregte Zeit, die bei der festen Haltung des Ministers von Blittersdorff in der > Urlaubs-
frage« zuerst zur Kammerauflösung und später zum Rücktritt des Ministers führte, ist uns in einigen Zeichnungen
Schwinds festgehalten worden. Mehr um einem Wunsch des ihm befreundeten Ministers zu entsprechen, als aus eigenem