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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.3630#0077
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— 73

m«nns »Don Juun«, illustriert von Adelheid Schimz und AliceClar us.]

Mit 2 färb. Taf.--------Heft 7/8 (Oktober-November): Julius Zeitler,

Kriegsgraphik. Mit 7 Abb. — Mela Escherich, Hans Baidungs
Tätigkeit für den Holzschnitt.-------Heft 9 (Dezember): Ernst Schulze-
Besser, Der Weltkrieg im Schcrzbilde. IV. Mit 29 Abb.

Museum of Fine Arts Bulletin. (Boston.) Oktober: F.. It. R., Neu'
Acquisitions of the Print Department. Mit 11 Abb.

The Print-Collector's Ouarterly. Boston.) April 1915: Frits Lugt,
liembrandt's Amsterdam. Mit 27 Abb. u. 1 Plan. —Frank Jewctt Mather,
Jr., Goya and »Los Desastres de la Guerra«. Mit 10 Abb. — William
M. Ivins, Jr., Piranesi and »Le Carceri d'Invenzione«. Mit 16 Abb. —
Arthur M. Hind, Van Dyck: his Original Etchings and his Iconography.
III. Mit 19 Abb. — John Charrington, Note on a Undescribed Mezzotint
by S. W. Reynolds. Mit 1 Abb. — Concerning a Whistler Portrait:

»Mr. Man* or »Mr. Davis*?-------Oktober: Louis R. Metcalfe, ('laude

Mellan (1598—1088). Mit 13 Abb. — Frank Weitenkampf, The Litho-
graphs of Eugene Isabey. Mit 11 Abb. — Elisabeth Luther Cary,
Dante Gabriel Rossetti, Illustrator. Mit 12 Abb. — Emil II. Richter,
German Woodcuts of the Fifteenth Century. Mit 9 Abb. — W. G. Raw-
linson and Emil H. Richter, Turner and his Unpublished Series of
Mezzotints. — John Charrington, Note on a Portrait-Etching byRcm-

brandt. Mit 1 Abb.-------Dezember: George S. Hellmrn, Drawings by

Dutchand Flemish Artists in the Metropolitan Museum of Art. Mit 12 Abb.
— Edward R. Smith, Hollar's London. Mit 15 Abb. — A. E. Gallatin,
Notes on Some Rare Portraits of Whistler. Mit 0 Abb. — Henry L. Seaver,
The Golden Book of Landscape Lithography. Mit 15 Abb. — Frank
Weitenkampf. John La Fai-ge, Illustrator. Mit 12 Abb.

Mitteilungen der Gesellschaft.

Mappe und Prämie für das Jahr 1916.

Im vergangenen Jahre hat das Prämienblatt, Albin Eggers aus Lienz wuchtige Lithographie mit den stürmenden
Deutschen und Österreichern, vom Kriege Zeugnis abgelegt, während Gottfried Kellers an Stelle der Mappe gegebene
Novelle »Die drei gerechten Kammacher.< mit den sechs Radierungen Alfred Coßmanns vom Frieden sprach. Dieses
Jahr erinnern die drei Blätter der Muppe an den nicht endenwollenden Krieg, den wir schaudernd miterleben.

Ferdinand Andri hat einen verendeten Gaul, den er irgendwo auf dem Karst liegen sah, auf den Stein gezeichnet.
Der Bauch des Pferdes ist aufgetrieben, seine Beine sind starr, aus dem Maul bleckt das Gebiß hervor. So liegt das
arme Tier, das seine letzten Kräfte hergegeben hat, bis es von einem feindlichen Geschoß getroffen oder von einer
Seuche dahingerafft wurde, als erschütterndes Opfer des Krieges da, der nicht nur den Menschen und seine Städte und
Äcker, sondern auch die Tiere, die wie Pferd und Hund ihm Freund sind, ja sogar die Vögel in der Luft und die Fische
im Meer vernichtet. — Hinter der toten Kreatur aber ragen fühllos, ewig, am wenigsten berührt vom sinnlosen Toben
der Menschen, die steinernen Höhen des Karstes empor, und über ihnen schweben die Wolken des Himmels. — Die
hohe Kunst Andris hat mit ihrer das Wesentliche heraushebenden und steigernden Weise den Pferdekadaver auf der
Karsthochfläche zu einem ergreifenden Symbol des Krieges erhoben.

Oskar Laske gibt auf seiner Lithographie »Evakuierte in Ostgalizien« ein buntes Gewimmel von Menschen und
Tieren wieder. Von Ferne betrachtet, hat das Blatt die Wirkung eines geschmackvoll gemusterten Teppichs, in der
Nähe offenbart es eine Fülle scharf beobachteter und mit großer Sicherheit festgehaltener Einzelheiten. Das Leid, das
allen diesen Menschen, die Hals über Kopf von Haus und Hof haben fort müssen, anhaftet, verschwindet im Eindruck,
den ihre buntbewegte Masse macht. Des Künstlers überlegener Humor kann hie und da nicht umhin, lächelnd bei einer
menschlichen Schwäche zu verweilen, die selbst im Elend zur Geltung drängt.

Oswald Roux hat mit seiner Radiernadel ein »krankes Pferd« festgehalten, das mühsam dem Mann, der es am
Halfter führt, nachfolgt. Überzeugend ist der steife, wehe Gang des Tieres zur Anschauung gebracht. In der winter-
lichen Landschaft schiebt sich hinten lautlos die Trainkolonne vorwärts, zu der auch der Soldat und sein Gaul gehören.

Weitab vom Kriege, in eine bloß von der Phantasie geschaute Welt führt die Prämie, Rudolf Jettmars große
Radierung »Prometheus bringt den Menschen das Feuer«. Das Blatt ist ein Gegenstück zu desselben Künstlers
Radierung »Die Befreiung des Prometheus«, der Prämie vom Jahre 1010. Auf dem neuen Blatt ist der Augenblick dar-
gestellt, in dem Prometheus mit dem gestohlenen Funken die Erde erreicht. Er hat ihn mit einem Bündel mürben,
dürren Holzes eingefangen und das glimmende unter seinem Mantel verborgen gehalten. Eben als er den Berggipfel
betritt, hat ihn Zeus erspäht und schleudert ihm — vergebens — einen Blitz nach. Da läßt er den Mantel fahren und
streckt die Rechte gegen den Gewaltherrscher aus, abwehrend und triumphierend. Das Holzwerk in seiner Linken aber
beginnt zu schwälen, zu qualmen, zu brennen. Erschreckt, verwundert, unfähig zu begreifen, blickt die Gruppe der
Männer, die eben einen Bären schlachten wollen, auf den Ankömmling. Sie haben sich mit ihrer Beute auf den kahlen
Gipfel zurückgezogen, vom Sturm gefällte Baumstämme halfen ihnen die Schlucht überschreiten, die sie sonst vor Über-
fällen wilder Tiere schützt. Dumpf vor sich hinbrütend kauern vorne drei Weiber und ein Greis. Eine Mutter säugt
ihr Kind. Von den zwei am Rand der Felsplatte spielenden Kindern starrt das eine in die zum erstenmal gesehene
Glut. Es ahnt nicht, daß diese ihm und den Seinen wird behilflich sein, den größten Schritt zu tun, der den Menschen
vom Tier hinweg- und emporführt.

All das hat Jettmar, auf der Höhe seiner Kunst stehend, überzeugend zu gestalten gewußt, als einer, der sich
noch heute erfolgreich um klassische Ideale bemüht.

Die Redaktion.
 
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