Abrahams« und namentlich der »Anbetung der Hirten«,
weiter zurück auf der Kreuzigungstafel des Tucher-
altares1 in Nürnberg, in gotischer Zierlichkeit auf der
gleichen Darstellung des Hasenburgischen Meßbuches'2
von 1400 in der Wiener Staatsbibliothek. Zum Ver-
gleiche heranzuziehen ist die frühe Hieronymuszeich-
nung3 Altdorfers; auch hier ist der Heilige mit dem
ihm gegenüberaufsteigendengeborstenenBaumstamme
wie im gotischen Spitzbogen zusammengeschlossen,
der Stimmungsgehalt ist reinste Waldeslyrik.
Eine Nachwirkung unserer Johanneszeichnung
liegt zweifelsohne in dem Holzschnitte »Der Evangelist
Johannes« Erhard Altdorfers in der Lübecker Bibel1
vor; der bäuerische Typus des Apostels, sein Sitzen
auf dem Baumstrunke mit untergeschobenem Mantel,
die zugedrehte Stellung des Adlers, der Platz der
himmlischen Erscheinung (hier ist es Christus) sprechen
dafür, ebenso die ganze Anlage der gleichfalls nach
rechts rückwärts weichenden Landschaft, die Stellung
der Bäume, wenngleich der mächtige Stamm links Alt-
dorferschen Typus hat. Von Huber ist eine Hieronymus-
zeichnung in Verlust geraten,5 die Johanneszeichnung
erhalten geblieben; von Altdorfer haben wir das schon
besprocheneHieronymusblatt,und man möchte meinen,
daß ein Johannes auf Patmos von seiner Hand verloren-
gegangen ist. Wenigstens weist ganz in seine Art eine
von Schilling veröffentlichte Handzeichnung,0 die
vielleicht mit dem in der Stiftsgalerie von Lambach in
Oberösterreich befindlichen Gemälde7 desselben The-
mas, das die gleiche Adlerstellung mit gebogen ab-
gewandtem Kopfe, sehrähnlicheMadonnenerscheinung
mit baldachinartig entbreitetem Mantel, ähnlich ange-
ordnete Landschaft und den in zwei Zipfeln vorgezoge-
nen Mantel des Evangelisten aufweist, auf ein gemein-
sames Vorbild zurückgeht. Eine Zeichnung Altdorfers von 1511 zeigt den Apostel mit dem Kelche;8 ihn stehend zur
Madonna emporblickend — im Typus dem Hubers sehr ähnlich — der schöne Stich vom Ende der zwanziger Jahre.9
Die Erlanger Zeichnung II. E. 24, von Riggenbach als schlechte, späte Kopie bezeichnet, von Voß dem Monogram-
misten I. S. nahegerückt, geht ihrer ganzen Anlage nach auf die Zeichnung Hubers zurück: wir finden ein Mantelende
über die Schulter geschlagen, das andere über den Sitz gebreitet, den zu Wurzelwerk gewordenen Busch, den kräch-
zenden, aber hier tiefgestellten Adler, die nach rechts zurückziehende Landschaft: das Blatt ist nicht völlig vollendet, der
schon gezeichneten Wolkenöffnung fehlt noch die himmlische Erscheinung.10
Der Einfluß des Meisters von Flemalle auf die oberdeutsche Schule ist häufig betont worden,11 eine Verbindung
hergestellt über das langgestreckte Straßburger Bild des Konrad Witz,12 Maria Magdalena und Katharina, die Anbetung,
des Kindes um 145013 mit dem schräg daherströmenden Lech, bis zur Ruhe auf der Flucht Altdorfers,14 auf der das
gebirgige Gestade weit nach links zurückweicht; um weitere, besonders deutliche Beispiele anzuführen, sei auf das
gleichnamige Bild Cranachs in Berlin, die Anbetung der Könige von Dürer in den Uffizien, den Holzschnitt Altdorfers,
Enthauptung des Täufers,15 hingewiesen. Auf den landschaftlichen Zeichnungen und Holzschnitten Wolf Hubers findet
sich meistens diese Anordnung, auf einer Zeichnung von 15181G ein ausgewaschenes Flußgestade mit schräg von rechts
vorn nach links zurückziehendem Fluß- oder Seeufer (Abb. 5). Der Innenraum als Gemachstreifen, wie wir ihn auf dem
Barbaraflügel17 des Meisters von Flemalle im Prado sehen, hat sich, nachdem das Figürliche noch lange einen wichtigen
Abb. 4. Wolf Huber,
Christus auf dem Ölbergf
Ambrosiana zu Mailand.
Federzeichnung in der
1 Burger a. a. O., Abb. 371. — 2 Burger a. a. 0-, Bd. I, Taf. XIV. Cod. 1844. — 3 London. Britisches Museum, Abb. Friedländer, a. a. 0., S. 139.
— 4 1533134. Elfried Bock, Die deutsche Graphik. Abb. 148. — 5 Riggenbach a. a. O., S. 28, Anm. 3. — 0 Schilling, Altdeutsche Handzeichnungen
aus der Sammlung Lahmann zu Dresden. Taf. 32 Erhard Altdorfer zugewiesen. — ~' Lichtbild von Gugenbauer in Linz. — 8 Friedländer a. a. O.,
Abb. S. 151. — 9 Meister d. Graphik, Bd. III, Taf. 28. — 10 Von Huber unbeeinflußt ist der Holzschnitt Johannes auf Patmos des Meisters H. W. G.
— Ii Voß a. a. 0., S. 54ff. Stange a. a. 0., S. 14ff. — 1- Heidrich, Deutsche Malerei, Abb. 26. — 13 Heidrich a. a. 0., Abb. 34. — M Berlin. Friedländer
a. a. O., Abb. S 33. — 15 Meister der Graphik. Bd. III, Taf. 8. — 16 Kupferstichkabinett München. — 17 Voll, Altniederländische Malerei, Abb. 21.
weiter zurück auf der Kreuzigungstafel des Tucher-
altares1 in Nürnberg, in gotischer Zierlichkeit auf der
gleichen Darstellung des Hasenburgischen Meßbuches'2
von 1400 in der Wiener Staatsbibliothek. Zum Ver-
gleiche heranzuziehen ist die frühe Hieronymuszeich-
nung3 Altdorfers; auch hier ist der Heilige mit dem
ihm gegenüberaufsteigendengeborstenenBaumstamme
wie im gotischen Spitzbogen zusammengeschlossen,
der Stimmungsgehalt ist reinste Waldeslyrik.
Eine Nachwirkung unserer Johanneszeichnung
liegt zweifelsohne in dem Holzschnitte »Der Evangelist
Johannes« Erhard Altdorfers in der Lübecker Bibel1
vor; der bäuerische Typus des Apostels, sein Sitzen
auf dem Baumstrunke mit untergeschobenem Mantel,
die zugedrehte Stellung des Adlers, der Platz der
himmlischen Erscheinung (hier ist es Christus) sprechen
dafür, ebenso die ganze Anlage der gleichfalls nach
rechts rückwärts weichenden Landschaft, die Stellung
der Bäume, wenngleich der mächtige Stamm links Alt-
dorferschen Typus hat. Von Huber ist eine Hieronymus-
zeichnung in Verlust geraten,5 die Johanneszeichnung
erhalten geblieben; von Altdorfer haben wir das schon
besprocheneHieronymusblatt,und man möchte meinen,
daß ein Johannes auf Patmos von seiner Hand verloren-
gegangen ist. Wenigstens weist ganz in seine Art eine
von Schilling veröffentlichte Handzeichnung,0 die
vielleicht mit dem in der Stiftsgalerie von Lambach in
Oberösterreich befindlichen Gemälde7 desselben The-
mas, das die gleiche Adlerstellung mit gebogen ab-
gewandtem Kopfe, sehrähnlicheMadonnenerscheinung
mit baldachinartig entbreitetem Mantel, ähnlich ange-
ordnete Landschaft und den in zwei Zipfeln vorgezoge-
nen Mantel des Evangelisten aufweist, auf ein gemein-
sames Vorbild zurückgeht. Eine Zeichnung Altdorfers von 1511 zeigt den Apostel mit dem Kelche;8 ihn stehend zur
Madonna emporblickend — im Typus dem Hubers sehr ähnlich — der schöne Stich vom Ende der zwanziger Jahre.9
Die Erlanger Zeichnung II. E. 24, von Riggenbach als schlechte, späte Kopie bezeichnet, von Voß dem Monogram-
misten I. S. nahegerückt, geht ihrer ganzen Anlage nach auf die Zeichnung Hubers zurück: wir finden ein Mantelende
über die Schulter geschlagen, das andere über den Sitz gebreitet, den zu Wurzelwerk gewordenen Busch, den kräch-
zenden, aber hier tiefgestellten Adler, die nach rechts zurückziehende Landschaft: das Blatt ist nicht völlig vollendet, der
schon gezeichneten Wolkenöffnung fehlt noch die himmlische Erscheinung.10
Der Einfluß des Meisters von Flemalle auf die oberdeutsche Schule ist häufig betont worden,11 eine Verbindung
hergestellt über das langgestreckte Straßburger Bild des Konrad Witz,12 Maria Magdalena und Katharina, die Anbetung,
des Kindes um 145013 mit dem schräg daherströmenden Lech, bis zur Ruhe auf der Flucht Altdorfers,14 auf der das
gebirgige Gestade weit nach links zurückweicht; um weitere, besonders deutliche Beispiele anzuführen, sei auf das
gleichnamige Bild Cranachs in Berlin, die Anbetung der Könige von Dürer in den Uffizien, den Holzschnitt Altdorfers,
Enthauptung des Täufers,15 hingewiesen. Auf den landschaftlichen Zeichnungen und Holzschnitten Wolf Hubers findet
sich meistens diese Anordnung, auf einer Zeichnung von 15181G ein ausgewaschenes Flußgestade mit schräg von rechts
vorn nach links zurückziehendem Fluß- oder Seeufer (Abb. 5). Der Innenraum als Gemachstreifen, wie wir ihn auf dem
Barbaraflügel17 des Meisters von Flemalle im Prado sehen, hat sich, nachdem das Figürliche noch lange einen wichtigen
Abb. 4. Wolf Huber,
Christus auf dem Ölbergf
Ambrosiana zu Mailand.
Federzeichnung in der
1 Burger a. a. O., Abb. 371. — 2 Burger a. a. 0-, Bd. I, Taf. XIV. Cod. 1844. — 3 London. Britisches Museum, Abb. Friedländer, a. a. 0., S. 139.
— 4 1533134. Elfried Bock, Die deutsche Graphik. Abb. 148. — 5 Riggenbach a. a. O., S. 28, Anm. 3. — 0 Schilling, Altdeutsche Handzeichnungen
aus der Sammlung Lahmann zu Dresden. Taf. 32 Erhard Altdorfer zugewiesen. — ~' Lichtbild von Gugenbauer in Linz. — 8 Friedländer a. a. O.,
Abb. S. 151. — 9 Meister d. Graphik, Bd. III, Taf. 28. — 10 Von Huber unbeeinflußt ist der Holzschnitt Johannes auf Patmos des Meisters H. W. G.
— Ii Voß a. a. 0., S. 54ff. Stange a. a. 0., S. 14ff. — 1- Heidrich, Deutsche Malerei, Abb. 26. — 13 Heidrich a. a. 0., Abb. 34. — M Berlin. Friedländer
a. a. O., Abb. S 33. — 15 Meister der Graphik. Bd. III, Taf. 8. — 16 Kupferstichkabinett München. — 17 Voll, Altniederländische Malerei, Abb. 21.