Abb. 7. Wolf Huber, Der heilige Chrysostomus. Helldunkel-
zeichnung in den Uffizien zu Florenz.
Abb. S. Wolf Huber, Die Verkündigung an Joachim. Helldunkel-
zeichnung in den Uffizien zu Florenz.
Lineament in Erscheinung tritt, mit saftigen Lavierungen, lebt dieselbe stürmische Erregung, der gleiche Aufruhr,
dasselbe Ungestüm: Die Erde hebt sich und kreist, der Berg brandet auf wie eine mächtige Woge, die sich über-
schlagen will.
Man hat den Künstler mit Herkules Segers, mit einem ganz modernen, wie Vincent van Gogh verglichen. In der
Tat gibt es Werke dieses großen Kunstmärtyrers, die den gleichen ungestümen Geist atmen.1 Aber während es bei ihm
die gegen die Weltzufriedenheit der Impressionisten gerichtete Reaktion eines einzelnen war, dessen krankhaft erschütterte
Gefühlswelt die Hemmungen souveräner Vernunft völlig abgeworfen hatte, ist es in Huber ein Vergangenes, das im
Ungestüm seines Striches nachzittert. Wie das gotische Ornament Bewegung ausdrückte, und selbst die Schrift von
beunruhigter Geistigkeit erfüllt war, finden wir in den frühen Landschaftsminiaturen den alten Bodenstreifen, der sich
in »aufgeregten Bodenwellen«2 zackig und zerklüftet wie Springflut aufbäumt. Es war die »Ausdrucksmacht« der
zu Ende gehenden Gotik, die in die von der Renaissance heraufgeführte Landschaftsdarstellung ihren geheimen
Einzug hielt. Robert Graf.
Meier-Graefe, Vincent, Bd. II, Tat. 63 (Rohrfederzeichnung). — 2 H. Brandt, Anfänge der deutschen Landschaftsmalerei, Tat. VI.
Für die Erlaubnis, Lichtbilder anfertigen zu lassen und liebenswürdige Auskunft habe ich vor allem zu danken der
Leitung der Albertina in Wien, den Direktionen der Kupferstichkabinette in Berlin, Dresden, Florenz, München, des
städtischen Museums in Bayonne, der Universitätsbibliotheken in Erlangen und Graz, der Akademie der bildenden
Künste in Wien. Besonders verbunden bin ich Herrn Hofrat Dr. Josef Meder für wertvollste Förderung.
zeichnung in den Uffizien zu Florenz.
Abb. S. Wolf Huber, Die Verkündigung an Joachim. Helldunkel-
zeichnung in den Uffizien zu Florenz.
Lineament in Erscheinung tritt, mit saftigen Lavierungen, lebt dieselbe stürmische Erregung, der gleiche Aufruhr,
dasselbe Ungestüm: Die Erde hebt sich und kreist, der Berg brandet auf wie eine mächtige Woge, die sich über-
schlagen will.
Man hat den Künstler mit Herkules Segers, mit einem ganz modernen, wie Vincent van Gogh verglichen. In der
Tat gibt es Werke dieses großen Kunstmärtyrers, die den gleichen ungestümen Geist atmen.1 Aber während es bei ihm
die gegen die Weltzufriedenheit der Impressionisten gerichtete Reaktion eines einzelnen war, dessen krankhaft erschütterte
Gefühlswelt die Hemmungen souveräner Vernunft völlig abgeworfen hatte, ist es in Huber ein Vergangenes, das im
Ungestüm seines Striches nachzittert. Wie das gotische Ornament Bewegung ausdrückte, und selbst die Schrift von
beunruhigter Geistigkeit erfüllt war, finden wir in den frühen Landschaftsminiaturen den alten Bodenstreifen, der sich
in »aufgeregten Bodenwellen«2 zackig und zerklüftet wie Springflut aufbäumt. Es war die »Ausdrucksmacht« der
zu Ende gehenden Gotik, die in die von der Renaissance heraufgeführte Landschaftsdarstellung ihren geheimen
Einzug hielt. Robert Graf.
Meier-Graefe, Vincent, Bd. II, Tat. 63 (Rohrfederzeichnung). — 2 H. Brandt, Anfänge der deutschen Landschaftsmalerei, Tat. VI.
Für die Erlaubnis, Lichtbilder anfertigen zu lassen und liebenswürdige Auskunft habe ich vor allem zu danken der
Leitung der Albertina in Wien, den Direktionen der Kupferstichkabinette in Berlin, Dresden, Florenz, München, des
städtischen Museums in Bayonne, der Universitätsbibliotheken in Erlangen und Graz, der Akademie der bildenden
Künste in Wien. Besonders verbunden bin ich Herrn Hofrat Dr. Josef Meder für wertvollste Förderung.