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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.6495#0021
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Holzschnitt aus der Allerhcilsamsten Warnung. (Originalgröße
etwa 13"5 : 9*5 cm.)

schichtweisem Laubwuchs und stärkerer, zum Stamm gehender
Binnenzeichnung, das langsame, kräftige Wachstum der Stämme,
ihr Verankern an der Erde mit Querschraffur, der helle Streif am
Waldboden, das waldmäßige Zusammenwachsen. Da ist derselbe
scharfflächige und doch als kubische Masse aufgefaßte Fels mit
dem oben abgehenden dornenartigen dürren Gewächs (L. 100,
Kreuzigungszeichnung, Ho. c 4r).

Gemeinsam auch die Auffassung vom Menschen: Das neue
Geschlecht breit, voll und in sicherem Gehaben. Die Körper groß
gegliedert, plastisch voll die Komplexe, klar und locker die Gelenke:
Die Kriegsknechte L. 2, HL. 373, Ho. g3v. Insbesondere überein-
stimmend das ganz individuell gesehene, prächtige elastische Auf-
steigen der Beine vom breiten gegen den Knöchel sich zusammen-
ziehenden Fuß zur muskelvollen Wade: L. 100 (die Frau), L. 2,
HL. 373, Ho. g 3v; das Wachsen des Oberschenkels zum gewölbten
Becken: L. 2, HL. 373, Ho. g3v. Das Vorbeulen und Umrunden
des Knies und Beines: L. 2, L. 100, HL. 312, 370, 373, Ho. f 3r,
k lv. Das Vordrängen der Bewegung (Ausfallstellung: L. 2, HL. 371,
373, Ho. h 4r, g 7').

Eine physiognomische Verwandtschaft ist unverkennbar.
Neben einem allgemeinen, jungen runden Typ (L. 2 Mitte = HL. 1
links: Die von der Nase abstrahlende Backenmodellierung, das
undifferenzierte Abschließen der Nase unten, immer wieder in den
Holzschnitten L. 2 und L. 100 rechts), männlich starke Typen mit
großen individuellen Zügen (L. 1, L. 100, Kreuzigungszeichnung,
HL. 1, 21 lv, Ho.). Alle plastischen Teile vorgewölbt und tektonisch
gebunden. Der Mund in starker schwellenmäßiger Horizontalität,
die Oberlippe regelmäßig als schmaler schwarzer Spalt, die Unterlippe vorgetrieben. Das runde Auge mit dem
plastisch betonten Oberlid, der füllenden Pupille von gesammeltem, saugendem Blick. Köpfe wie der des zu Bischof
Severinus kommenden Bittstellers HL. 21 lv, des Johannes der Kreuzigungszeichnung, des Reiters mit der Frau L. 100
sind vom selben Geschlecht: schwer drängenden Charakters; im einzelnen der starken fleischigen Nasen, des hoch-
gezogenen Nasenloches, des plastisch runden Auges, des intensiven Blickes, des leise geöffneten Mundes mit der
vorspringenden Unterlippe, dem Differenzieren von Kiefer und feingebildetem Kinn sind schlagende Übereinstimmungen
zu finden. (Vgl. den Gestürzten der Zeichnung in London und den Schergen Ho. i 5r.) Übereinstimmend ist das kräftige
Wachsen und Ansetzen des Halses erfaßt (L. 2, L. 100, Kreuzigungszeichnung, HL. 21 lv). Das für Dürer stets bezeich-
nende Sehen des Haares auf die große plastische Form, die betonte Freude am intensiven ornamentalen Duktus zeigen
übereinstimmend schon die frühen Zeichnungen und die Holzschnitte in dem vollen und kräftigen Gang der lockeren
Wellen (L. 100, HL. 21 lv, Kreuzigungszeichnung, Ho. a 4v usw). Wie, um diesen Genuß voll zu haben, wiederholt sich
ein von hinten gesehenes Lockenhaupt, das die ganze Fülle des Haares bietet.

Der nackte Körper läßt sich an den Kreuzigungen des Ho. (k lv) und der neugefundenen Zeichnung vergleichen.
Voll und stark die Glieder. Ein Rhythmisieren und Zusammenfassen der Kompartimente durch großzügige Schraffur und
großgegliederten Kontur. Die Einwärtsflächung des Oberschenkels, Beulung der Knie, das Umkreisen des Beines, das
breite Auseinandergehen der Füße, die Art ihres Übereinanderlegens, die Sehnung des Unterarms, sein sehniges Ansetzen
am Oberarm, das Umkrampfen der Nägel mit den übergroßen Händen, auch der breite männliche Typ und das Vorsinken
des Kopfes stimmen überein.

Ein besonderer Reichtum wird hier und dort entfaltet in den Motiven der Hände. Und was spräche mehr für
Dürer? Die Wichtigkeit der Härhde geht schon daraus hervor, daß sie nicht selten zu groß gezeichnet sind, eine
Eigentümlichkeit, die noch später bei Dürer sich findet (Hamburger Liebespaar). Übereinstimmend das ganz neue Gliedern
und sichere Bewegen, jetzt erst wird wirklich zugepackt. Mit der Ausdruckskraft im allgemeinen stimmen auch Motive im
einzelnen überein. So ist zu vergleichen: Die Redegebärde des Johannes der Kreuzigungszeichnung und L. 2 mit Bruder
Klaus. HL. 94v, 373, 375, 382 b 3r, 382v, Ho. f 7v: Die starke Bildung des Handballens, das Abgehen des Daumens,
das Biegen der Finger nach innen. Sehr sorgfältig ist beobachtet, wie das letzte Fingerglied nach außen weicht: L. 100,
der Reiter ganz links, der Johannes der Kreuzigungszeichnung, HL. 21 lv, Ho. b 6r, das Ausbiegen am Fingeransatz:
L. 2, L. 100, HL. 211v (Mitte), Ho. b 6r, f 7v, g 2>\ Gemeinsam ist auch das verunglückte Fassen der vorderen Fingerglieder:
L. 2, HL. 94v, 373, 382v, Ho. a 4v, f 3r, auf der Kreuzigungszeichnung und HL. 38 lv das Auseinandergehen der Zehen beim
Auftreten, der schlanke, elastische Kontur des Fußes, das ausdrucksvolle Sitzen des Knöchels.

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