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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.6495#0066
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aufgedeckte Tatsache, daß gelegentlich Hss. die
gleiche Bildanordnung aufweisen, die in Wirklich-
keit ihrem Texte nach nicht das geringste Ver-
wandtschaftsverhältnis zeigen.

Die Szenenauswahl ist in den Hss. nicht
immer die gleiche; in manchen Hss. wurde die
Zahl der Szenen ganz beträchtlich erweitert, in
andern dagegen einzelne Motive gegen neue
ausgewechselt. Dies Charakteristikum hat Ga-
belentz benutzt bei seiner Gruppierung der Hss.
Führt nun dieser Weg zwar bedeutend näher dem
Ziel, so kann dies jedoch schon deswegen nicht
erreicht werden, weil beispielsweise die Menge
der die ursprüngliche Szenenauswahl bewahren-
den Hss. hierdurch keine weitere Gliederung
erfahren kann, oder auch etwa fragmentarisch
erhaltene Mss. durch ihren heutigen Bestand
keinen Anhalt zur sicheren Einordnung geben.

Somit bleibt es Cornells Verdienst, als
erster das in der Frage der Filiation vorzugsweise
entscheidende Kriterium angewendet zu haben,
indem er sich der mühevollen Aufgabe eines
eingehenden Textvergleiches unterzog.

Die textlichen Bestandteile setzen sich —
wie bereits erwähnt — zusammen aus den
Lektionen, den Prophetensprüchen und den
Tituli, d. h. leoninischen Hexametern, die wegen
ihrer gebundenen Form am feinsten die Va-
rianten anzuzeigen vermögen. Der Verfasser kann
sich also auf eine genaue Untersuchung dieser
Verse beschränken, dagegen Lektionen und
Prophetensprüche mit einigen Textproben und
kurzen Erläuterungen erledigen.

Die Lektionen gehen auf Perikopen und
Lektionarien zurück und unterscheiden sich von
diesen durch die angehängte typologische Aus-
legung. In den Hss. lassen sich drei verschiedene
Fassungen beobachten. Dagegen sind die Sprüche der vier Propheten wohl zumeist einem Missale oder einem Brevier
entnommen, nicht direkt der Bibel. Schon früh sind sie mit der Liturgie verbunden gewesen; nicht sicher zu entscheiden
ist jedoch, ob man sie mit einer festen Tradition in Verbindung setzen kann. Für die Vierzahl wird neben kompositionellen
Rücksichten auch ihre traditionelle Zuordnung zu den vier Evangelisten eine Rolle gespielt haben. Die in den Hss. vor-
kommenden Sprüche zeigen eine einheitlichere Überlieferung als die der beiden anderen Textelemente.

Eine lange Geschichte haben auch die Tituli hinter sich, bevor sie in der B. P. erscheinen. Ihr Gebrauch geht auf
die altchristliche Zeit zurück. In ihrer älteren Gestalt bestehen sie aus gereimten Hexametern, seit dem X. Jahrhundert
zeigen sie jedoch die leoninische Form. Ihre Verbreitung erstreckt sich über ganz Europa; typologischer Inhalt läßt sich
bei ihnen zuerst in Italien nachweisen. Zahlreiche Beispiele finden sich vor allem in dem der Entstehung der B. P.
unmittelbar vorangehenden Jahrhundert, besonders in Bayern und Österreich, wo aller Wahrscheinlichkeit nach das
Werk entstanden ist. Unter den in den Hss. der B. P. vorkommenden Tituli hat Cornell ein paar in älteren Denkmälern
nachweisen können, die Mehrzahl ist jedoch offensichtlich für die B. P. neu gedichtet worden.

Die Haupt-Hss.-Typen, die schon auf Grund des Szenenbestandes unterschieden werden konnten, finden ihre
Bestätigung durch die Untersuchung der Tituli. Varianten kommen bezeichnenderweise am häufigsten bei solchen
Szenen vor, die der ursprünglichen B. P. nicht angehört haben. Der Verfasser stellt in einer genauen Übersicht sämtliche in
den Hss. vorkommenden Tituli zusammen, zur Ermittlung des verwandtschaftlichen Verhältnisses der einzelnen Hss.
untereinander und der exakten Form eines jeden Verses.

Das Ergebnis ist in drei ausführlichen Kapiteln niedergelegt, einem Katalog der Hss., einer Entwicklungs-
geschichte der verschiedenen Typen und einer Untersuchung über die deutschen Übersetzungen. Daraus ergibt sich

Abb. 2. Wien, Nationalbibliothek: Cod. 1198, fol. V.
 
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