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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.6521#0010
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■1429), Gott

dafür, ihre Herstellung in die letzten Jahre dieser Zeitspanne zu verlegen.1
Sie steht in naher Verbindung mit den beiden zuletzt besprochenen Werken,
führt aber in der dort erkennbaren Richtung noch etwas weiter (Abb. 9, 10).

Für die Rankendekoration gibt fol. 1 (Abb. 10), auf dessen Initiale wir
gleich zurückkommen, die Verbindung zur Preßburger Urkunde. Die großen
Spiralen am unteren Blattende, in denen neben Drolerienmotiven sich ein
kleiner Engel mit dem Wappen des Propstes Müstinger zeigt, enthalten auch
die Heckenrose wieder. Die Initiale D auf fol. 39 (Abb. 9), deren kleines
Innenbild die Madonna mit dem Christkind am Schöße zeigt, bringt abermals
das bei den vorangehenden Klosterneuburger Bänden besprochene Raum-
schema. Auf fol. 42 kehrt die Komposition der Geburt Jesu wieder, die wir
vorn Schwabenspiegel her kennen. In zweierlei läßt sich hier ein Fortschritt
erkennen: in der noch etwas stärkeren Lockerheit der Modellierung der Ge-
wandformen, die nun schon sehr weit von der peniblen Genauigkeit des
Schwabenspiegels entfernt sind; und in der zunehmenden Buntheit, die etwa
in dem kleinen Bildchen der das Kind herzenden Maria auf Blatt 39 zwölferlei
Farben unterbringen läßt. Sogar auf die Holzfarbe wurde hier verzichtet und
jeder Teil der Wand anders angestrichen. Die Miniatur auf fol. 1 (Abb. 10)
zeigt uns ein Motiv, das der Künstler im weiteren immer wieder, mit Vorliebe
gestaltet hat: an den Raum, in dem die Szene spielt, stoßen beiderseits zwei
schräg gesehene andere, durch Bogen abgetrennt, durch andere Farbe der
Zimmerdecken unterschieden. Auch der perspektivisch falsche Altar mit
dem eigentümlichen Behang wird uns wieder begegnen.

Als nächste Arbeit ist eine Handschrift anzusehen, die uns den Miniator
zum zweiten Male im Dienst des kaiserlichen Hofes zeigt: ein in der Wiener
Nationalbibliothek befindlicher, die Vorrechte und Freiheiten der Kirche
behandelnder Band für Friedrich III. mit der Datierung 1440 und des
Kaisers Devise und Wappen.1' Hier ist nur Rankenwerk gegeben, dessen
charakteristische Form zugleich mit einigen Drolerienmotiven eine sichere
Bestimmung auf den Ladislaus-Miniator zuläßt.

Abb. 6. Henricus de Segusia (1427
Vater. Klosterneuburg.

Das Missale Kod. 128 der Grazer Universitätsbibliothek, das uns nun zu beschäftigen hat, ist 1445 von Nikolaus
von Zwittau nach Mariazell gestiftet worden.3 Außer
dem Kanonblatt auf fol. 221 sind nur drei Blätter, 8, 129
und 222 (ein kniender Papst, Auferstehung und Ölberg).
von unseres Meisters Hand.4 Fol. 8 mit der Initiale A zeigt

1 Winkler, a. a. 0., Das Wappen des Propstes findet sich außer
fol. 1 noch fol. 99. Er selbst ist auf fol. 1 vor dem Altar kniend dargestellt.

- Kod. 2224. Siehe Kat. der Miniaturenausst. 1901, Nr. 92. Schon
nach Friedrichs Wahl zum deutschen König. Datum und Wappen auf
fol. 1, unter ihnen auch das Königswappen.

3 Auf der Vorderseite des Kanonblattes, fol. 221, finden sich
die folgenden Angaben; die erstere von der Hand des Schreibers der
ganzen Handschrift, die zweite von anderer Hand mit kursiven Bei-
mengungen, offenbar von Nikolaus selber herrührend: Hunc librum
missalem cum una cruce atque monstrantia . . . obtulit Nicolaus de
Czwitavia prespiter Beate virgini Marie in Cellis super altare ipsius
humilime se commendans matri Misericordie 1445. Darunter: 1450
hie liber Missarum per commutationem unius libri gradualis qui modo
est in Afflenz, ad me pervenit Nicolaum prespiterum de Czwitavia.
Quem modo obtuli saneto Lamberto in monasterio St. Lamberti . . .
humiliterSt. Lamberto me commendando . . . Erwähnt bei Suida,a.a.O.

4 Dieübrigen rein ornamentalen Initialen desGrazer Missale sind
von einem Schüler unseres Meisters ausgeführt, der sich von seinem
ziemlich eng nachgeahmten Vorbild doch sehr leicht unterscheiden läßt,
vor allem durch die viel grelleren, dabei flacheren Farben, unter denen
ein bei dem Ladislaus-Meister stets fehlendes Orangerot auffällt. Das
Rankenwerk ist viel härter, die Blätter den Stengeln gegenüber zurück-
gedrängt, unter deutlicher Reminiszenz an italienische Handschriften des
vorangehenden Jahrhunderts. Fol. 2 lb ist hiefür besonders bezeichnend.

Abb. 7. Ptolemäus (1435 — 1438), Ptolemäus mit Astrolabium. Klosterneuburg.

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