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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.6521#0030
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in der Mitte auf dem Berliner Blatt zu vergleichen.
Dieser Engel wiederholt sich nun fast genau auf der
Berliner »Madonna« (Abb. 3), auch die übrigen Engel
dort zeigen den bekannten Typus. Eine Besonderheit
des Berliner Bildes ist ferner die Form der Engelsflügel,
die sich zu einer geschlossenen Kreiskurve ergänzen.
Hierfür vergleiche »Apokalypse« Tafel XXII, XXXI,
XLIII. In ähnlicher, etwas reduzierter Form kehren sie
wieder auf den Brüsseler und Berliner »Madonnen«.
Für den Christustyp gibt es in der »Apokalypse« selbst
keine Analogien, doch ist er dem Schmerzensmann
auf dem Nürnberger Blatt der »Gregorsmesse« (Abb.4)
ungemein verwandt: dieselben hageren Körperformen,
dieselben Gesichtszüge (man beachte besonders die
charakteristische dreieckige Verbreiterung an derNasen-
wurzel). Dieser Typ wiederholt sich dann auf dem
Kölner »Jüngsten Gericht«. Was den Faltenstil anbe-
trifft, so steht unser Bild der »Apokalypse« selbst am
nächsten. Die tütenförmigen Falten (besonders der Engel
links) finden sich wieder auf Tafel XII, XXIII und anderen.

Mit dem Xachweis dieser zahlreichen Überein-
stimmungen zwischen Bild und Holzschnittgruppe
dürfte die Tatsache eines engen Zusammenhanges zur
Genüge bewiesen sein; schwieriger ist es, die Art dieses
Zusammenhanges mit Sicherheit festzustellen. Identi-
fizieren möchte ich keine der an den Holzschnitten
beteiligten Hände mit dem Meister unseres Bildes,
da dieses mit jeder von ihnen Berührungspunkte
aufweist; doch könnte man sich wohl denken, daß der
Maler aus der Werkstatt des »Apokalypse«-Meisters

Abb. 3. Nordniederländischcr Meister. Die Jungfrau mit dem Kinde in der Glorie.
Bemalter Holzschnitt. Berlin, Kupferstichkabinett.

hervorgegangen ist. Dafür sprechen die bis ins Detail gehenden Ana-
logien.Auf jedenFall wird man unser Bild lokal in die unmittelbare Xähe
des »Apokalypse«-Ateliers rücken müssen. Daß wir uns dessen Sitz in
den nördlichen Niederlanden zu denken haben, wurde bereits gesagt.
Eine genauere Begrenzung des in Frage kommenden Gebietes ist nicht
leicht. Ich möchte am ehesten an das Gebiet etwa der heutigen Provinz
Limburg denken, an jene Gegend von Maaseyck, auf die Max J. Fried-
länder als »Quellpunkt niederländischer Kunst ^besonders hingewiesen
hat. Die Annahme dieses im Schnittpunkt von Holland. Deutschland und
Belgien gelegenen Grenzgebietes als Ursprungsland der »Apokalypse«
wäre jedenfalls geeignet, manche Rätsel, die uns ihr Stil aufgibt, lösen
zu helfen. So würden damit gewisse Anklänge an die Kunst des Nieder-
rheins,- die in den Holzschnitten spürbar sind und, trotz Ablehnung
des Kölner Ursprungs, auch für das Bild nicht geleugnet werden sollen,
erklärt werden. Anderseits wäre das Ausstrahlen des Apokalypse-Stils
nach den südlichen Niederlanden von hier aus am besten zu verstehen.
Diese nähere Lokalisierung mag hier als Hypothese geäußert sein;
außer Frage gestellt ist jedenfalls der allgemein-holländische Charakter
des Berliner Bildes, so daß für die nord-niederländische Malerei vor
Ouwater, die wir nur aus so spärlichen Werken kennen, ein neues
beachtliches Dokument gesichert wäre. Werner Cohn.

1 Max J. Friedländer, »Von Eyck bis Bruegel«, 2. Aull., S. 5.

2 Zaretzky, a. a. O., setzte die Kölner Blätter nach Köln selbst.

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Abb. 4. Nordniederländischer Meister, Die Gregorsmesse.
Bemalter Holzschnitt. Nürnberg, Germanisches Museum.

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