Elsheimerzeichnungen kennen
wir die eine, eine Volksmenge
darstellend. Ebenso befindet
sich die Landschaft mit Jakobs
Herden von Schönfeld noch
heute in der Sammlung. Auch
die beiden Ostades erscheinen
unter den Deutschen, da sie
derKatalog inLübeck geboren
sein läßt. Das Barock bringt
außerdem Blätter von Sandrart,
den beiden Roos, Rugendas,
Querfurt, Dietrich. Das heimi-
sche Barock ist reichlich be-
dacht mit Spilberger, Strudel,
Baumgartner, Brand, Palko,
Wagenschön, Weirotter,
Zimmermann.Trotz der anders-
artigen künstlerischen Ein-
stellung des frühen Klassizis-
mus macht es der Objektivität des Sammlers und seines Beraters alle Ehre, daß diese Kunst so berücksichtigt wurde.
Vom jüngeren Fischer enthielt die Sammlung den Entwurf für die Quadriga der Hofbibliothek. Von Troger die Ruhe auf
der Flucht (»dessin capital de la plus grande beaute«); von Maulbertsch den ungarischen Kuppelentwurf (»beau morceau
d'une composition riche«). Man ersieht aus Bartsch' Urteil, daß diese Dinge damals keineswegs wie heute als aus-
schließlich »österreichische Angelegenheit« betrachtet wurden.
Die niederländische Schule setzt erst mit Romanisten und Manieristen ein. Floris und sein Kreis stehen am Beginn
der Viaemen. Was als Lukas van Leyden galt, ist Nachzeichnung. Wir treffen die Namen Crispin van den Broeck,
Sustris, Wiericx, Veen. In dem großzügigen Abendmahl des Joos van Winghe (Kat. 194) besaß der Fürst eine der schönsten
Manieristenzeichnungen. Unter den Holländern befanden sich Werke von Karel van Mander, Goltzius (das schöne weib-
liche Pastellbildnis von 1595) und Bloemaert. Das Hauptinteresse konzentriert sich natürlich auf den Rubens- und
Rembrandtbesitz. 27 Blätter werden von Rubens angeführt. Doch nur zwei davon sind heute noch nachweisbar; der
Bacchusknabe, der Faidherbe die Vorlage für seine Elfenbeinschnitzerei gab; die Guasch der Feldarbeiterinnen, die mit
der Landschaft des Palazzo Pitti zusammenhängt. Beide sind heute der Rubensschule zugewiesen. Von den Zeichnungen
Van Dycks lassen sich nur wenige nachweisen und gerade nicht Blätter von seiner Hand, wie die Vision Ezechiels, der
Kopf eines Bischofs und andere. Die endlose Reihe von Diepenbeecks der Albertina stammt aus de Lignes Sammlung
(113 Stück). Die Sammlung muß für Viaemen ziemlich übersichtlich gewesen sein. Der ganze Rubenskreis ist reichlich
vertreten: Snyders, Pieter de Jode, Jan Brueghel, Crayer, Schut, Jordaens, Thulden, Quellinus. Auch von Teniers gab es
eine größere Anzahl (33).
Von Rembrandt werden 26 Blätter im Katalog angeführt. Die Albertina besitzt heute davon ein originales: den von
einem Knaben geführten blinden Bettler, ein eindrucksvolles Blatt der späten vierziger Jahre (HdG. 1451). Ferner eine Werk-
stattkopie nach einem verschollenen Original: die Enthauptung des Täufers (HdG. 1415). Zwei der Blätter dürften die heute
im Berliner Kabinett befindlichen sein: Jakobs Traum (HdG. 25) und der Aufbruch zur Flucht nachÄgypten (HdG.53; 2und3
in Bartsch'Katalog). Sicher befand sich die Landschaft (HdG. 180) im Besitz des Fürsten; er hat sie radiert und dasBlatt seinem
Lehrer Bartsch gewidmet (Abb. 2). Schließlich das kleine tenebrose Schulblatt mit dem Gastmahl der Esther, das mit
einer Erfindung Aert de Gelders zusammenhängen dürfte. Unter den übrigen Holländern dominieren die Landschafter.
Einige Kostbarkeiten der französischen Schule gehen auf die fürstliche Sammlung zurück. Unter 84 Blättern von
Callot befand sich die schöne Vorzeichnung für den großen Markt zu Impruneta. Vier der prachtvollsten Landschafts-
zeichnungen von Poussin machen dem Verständnis ihres Besitzers alle Ehre: breit mit demPinsel hingeworfene Naturstudien
aus dichten alten Wäldern; windgeborstene Stämme und Fernblicke auf die römische Landschaft. Auch das schönste
Blatt von Claude nannte der Fürst sein eigen: eine in schwarzer Kreide duftig ziselierte Baumgruppe, in weiche Bistertöne
gebettet, silbertonig wie ein Corot. Sehr müssen wir den Verlust einer Federzeichnung von Beilange beklagen: einer Pietä.
Die Sammlung, soweit wir sie heute noch rekonstruieren können, bewies durchwegs die hohe künstlerische Kultur
und den persönlichen Geschmack des Fürsten. Er dürfte darin wohl an der Spitze der Wiener Sammler seiner Zeit ge-
standen haben. Sein Werk erlebte nicht das gleiche günstige Schicksal wie das seines mächtigeren »Kollegen« Herzog
Albert von Sachsen-Teschen. Der größere Teil davon verlor sich in alle Welt und nur das, was in der Albertina seine
endgültige Zuflucht fand, vermag uns ein fragmentarisches Bild seiner einstigen Gestalt zu geben. Olto Benesch.
Abb. 2. Rembrandt, Landschaft. Radierung von Charles Prince de Ligne.
wir die eine, eine Volksmenge
darstellend. Ebenso befindet
sich die Landschaft mit Jakobs
Herden von Schönfeld noch
heute in der Sammlung. Auch
die beiden Ostades erscheinen
unter den Deutschen, da sie
derKatalog inLübeck geboren
sein läßt. Das Barock bringt
außerdem Blätter von Sandrart,
den beiden Roos, Rugendas,
Querfurt, Dietrich. Das heimi-
sche Barock ist reichlich be-
dacht mit Spilberger, Strudel,
Baumgartner, Brand, Palko,
Wagenschön, Weirotter,
Zimmermann.Trotz der anders-
artigen künstlerischen Ein-
stellung des frühen Klassizis-
mus macht es der Objektivität des Sammlers und seines Beraters alle Ehre, daß diese Kunst so berücksichtigt wurde.
Vom jüngeren Fischer enthielt die Sammlung den Entwurf für die Quadriga der Hofbibliothek. Von Troger die Ruhe auf
der Flucht (»dessin capital de la plus grande beaute«); von Maulbertsch den ungarischen Kuppelentwurf (»beau morceau
d'une composition riche«). Man ersieht aus Bartsch' Urteil, daß diese Dinge damals keineswegs wie heute als aus-
schließlich »österreichische Angelegenheit« betrachtet wurden.
Die niederländische Schule setzt erst mit Romanisten und Manieristen ein. Floris und sein Kreis stehen am Beginn
der Viaemen. Was als Lukas van Leyden galt, ist Nachzeichnung. Wir treffen die Namen Crispin van den Broeck,
Sustris, Wiericx, Veen. In dem großzügigen Abendmahl des Joos van Winghe (Kat. 194) besaß der Fürst eine der schönsten
Manieristenzeichnungen. Unter den Holländern befanden sich Werke von Karel van Mander, Goltzius (das schöne weib-
liche Pastellbildnis von 1595) und Bloemaert. Das Hauptinteresse konzentriert sich natürlich auf den Rubens- und
Rembrandtbesitz. 27 Blätter werden von Rubens angeführt. Doch nur zwei davon sind heute noch nachweisbar; der
Bacchusknabe, der Faidherbe die Vorlage für seine Elfenbeinschnitzerei gab; die Guasch der Feldarbeiterinnen, die mit
der Landschaft des Palazzo Pitti zusammenhängt. Beide sind heute der Rubensschule zugewiesen. Von den Zeichnungen
Van Dycks lassen sich nur wenige nachweisen und gerade nicht Blätter von seiner Hand, wie die Vision Ezechiels, der
Kopf eines Bischofs und andere. Die endlose Reihe von Diepenbeecks der Albertina stammt aus de Lignes Sammlung
(113 Stück). Die Sammlung muß für Viaemen ziemlich übersichtlich gewesen sein. Der ganze Rubenskreis ist reichlich
vertreten: Snyders, Pieter de Jode, Jan Brueghel, Crayer, Schut, Jordaens, Thulden, Quellinus. Auch von Teniers gab es
eine größere Anzahl (33).
Von Rembrandt werden 26 Blätter im Katalog angeführt. Die Albertina besitzt heute davon ein originales: den von
einem Knaben geführten blinden Bettler, ein eindrucksvolles Blatt der späten vierziger Jahre (HdG. 1451). Ferner eine Werk-
stattkopie nach einem verschollenen Original: die Enthauptung des Täufers (HdG. 1415). Zwei der Blätter dürften die heute
im Berliner Kabinett befindlichen sein: Jakobs Traum (HdG. 25) und der Aufbruch zur Flucht nachÄgypten (HdG.53; 2und3
in Bartsch'Katalog). Sicher befand sich die Landschaft (HdG. 180) im Besitz des Fürsten; er hat sie radiert und dasBlatt seinem
Lehrer Bartsch gewidmet (Abb. 2). Schließlich das kleine tenebrose Schulblatt mit dem Gastmahl der Esther, das mit
einer Erfindung Aert de Gelders zusammenhängen dürfte. Unter den übrigen Holländern dominieren die Landschafter.
Einige Kostbarkeiten der französischen Schule gehen auf die fürstliche Sammlung zurück. Unter 84 Blättern von
Callot befand sich die schöne Vorzeichnung für den großen Markt zu Impruneta. Vier der prachtvollsten Landschafts-
zeichnungen von Poussin machen dem Verständnis ihres Besitzers alle Ehre: breit mit demPinsel hingeworfene Naturstudien
aus dichten alten Wäldern; windgeborstene Stämme und Fernblicke auf die römische Landschaft. Auch das schönste
Blatt von Claude nannte der Fürst sein eigen: eine in schwarzer Kreide duftig ziselierte Baumgruppe, in weiche Bistertöne
gebettet, silbertonig wie ein Corot. Sehr müssen wir den Verlust einer Federzeichnung von Beilange beklagen: einer Pietä.
Die Sammlung, soweit wir sie heute noch rekonstruieren können, bewies durchwegs die hohe künstlerische Kultur
und den persönlichen Geschmack des Fürsten. Er dürfte darin wohl an der Spitze der Wiener Sammler seiner Zeit ge-
standen haben. Sein Werk erlebte nicht das gleiche günstige Schicksal wie das seines mächtigeren »Kollegen« Herzog
Albert von Sachsen-Teschen. Der größere Teil davon verlor sich in alle Welt und nur das, was in der Albertina seine
endgültige Zuflucht fand, vermag uns ein fragmentarisches Bild seiner einstigen Gestalt zu geben. Olto Benesch.
Abb. 2. Rembrandt, Landschaft. Radierung von Charles Prince de Ligne.