er Statuen aus Bronze und
Marmor, antike und moderne,
für den König ein. Aus Paris hat
er 1715 die Mehrzahl aller fran-
zösischen Bronzen im Grünen
Gewölbe, darunter die große Reiter-
statue Augusts des Starken und das
Bad des Apollon, besorgt. Solche
Ankaufsreisen macht er 1722 und
1723 nach Italien und Frankreich,
1728 nach Rom, um Kunstwerke
zur Verschönerung der Residenz
Dresden und zur Bereicherung der
Sammlungen Augusts des Starken
anzukaufen. Im Großen Garten
stehen noch heute die von ihm aus
Italien mitgebrachten Statuen, da-
runter die Gruppe Corradinis »Die
Zeit entschleiert die Wahrheit«
unddieBalestras »Die Zeit entführt
die Schönheit «.11733 erschien sein
Kupferstichwerk über die bisher
Abb. 2. Vorschlag Le Plats zur Orleansvase. Zeichnung. Grünes Gewölbe, Dresden.
vorhandenen und vor allem von ihm gekauften antiken und modernen Statuen: Recueil des marbres.'2 Sein Wirken wird
in der Oberleitung beim Bau der ersten katholischen Pfarrkirche im früheren Komödienhaus, in der Ausstattung der
Repräsentationsräume Augusts des Starken im Dresdner Residenzschloß, bei der Einrichtung von Schloß Pillnitz und
den Räumen im Stallgebäude (Gemäldegalerie usw.) fühlbar.'1
Aber Le Plat war auch in kommerzieller Hinsicht tätig: »Daß ... in frembden Landen ein guthes Commercium mit dem
Sächsischen porcellain getrieben werden könne, bezeugen unterschiedene Casus und Exempel; als da ein gewisser Hof-
bedienter Nahmens Leplat vor 3 oder 4 Jahren davon eine Parthie mit sich nach Braband und ferner nach Paris genommen;
von wannen er zurück geschrieben, daß die Waare der Orthen sehr beliebt wäre.« Das war also in den Jahren vor 1717.
Steinbrucks Worte werfen ein helles Licht auf die Situation: man brauchte Exportumsatz und hatte auch Erfolg,
dazu in dem geschmacklich verwöhntesten Lande. Die eigentliche merkantile Werbung ging damals über Fürstenhof
und Adel: so tauchte das Projekt auf, eine große Vase mit dem Wappen der Orleans zu schaffen.4 Das Orleanswappen
zusammen mit dem Jahre 1716, in dem die Vase hergestellt wird, bzw. werden soll, läßt Vermutungen über die von Le Plat
angeknüpften Beziehungen zu. Orleans — das wird der Herzog Philipp II. sein, Sohn der Liselotte von der Pfalz. Eine
der merkwürdigsten Persönlichkeiten dieser Zeit, draufgängerisch, gebildet — zu seinen Lieblingswissenschaften gehörte
Chemie —, genießerisch, zeitweise selbst Gegenspieler Ludwigs XIV. und Prätendent des spanischen Königsthrones. Nach
dem Tode Ludwigs XIV., 1715, wurde er Regent. Schon im nächsten Jahre nach dem Regentschaftsantritt sehen wir also
Le Plat um die Pflege der Beziehungen zum französischen Hof seitens der neuen Meißner Manufaktur bemüht! 1723
wurde Ludwig XV. mündig, Orleans legte die Regentschaft nieder und wurde erster Minister.
Man weiß, daß der Brand der großen Vase durch Ungunst der zu kleinen Öfen mißlang, so daß Böttger seine Ge-
danken auf Herstellung größerer Öfen richtete. »Also solte vielleicht hier auch ohnmaßgeblich beygefüget werden,
wie dieses Werck (die Manufaktur) ferner in guthem Stande erhalten, und verbessert werden mögte. Soviel den Herrn
Inventorem betrifft, so verlangt Derselbe Zu dessen Beförderung unter andern größere Öfen, und einen Raum, wo solche
hinzusetzen; (wie Er vor längsten ratione der borrax-fabrique auch gethan) damit er destomehr auf einmal brennen,
auch größere Stücke verfertigen könne; welche in denen ietzigen Öfen auch deswegen nicht gerathen wollen; weiln sie
den Ofen bey nahe gantz Zufüllen, und solchergestalt dem Feuer seinen Zug hemmen; wodurch geschiehet, daß das
Gefäße auf der einen Seite allzu viel Hitze ausstehen, und also verderben muß: geschweige des Schadens, so an denen
Orthen des Ofens, wohin das Feüer vom Gefäße abspiehlet, nothwendig erfolget. Hiervon nun kan der H. Administrator
1 Varia Saxonica. Manuscr. Sä. La. Bi. Msc. Dresd. J 242. S. 48: »1730. Jan. hat man die raren marmorsteinernen großen und kleinen Statuen
auch Vasen, welche im vorigen Jahre 1729 aus Rom größten Theils zu Waßer sind gebracht worden, in diesem Garten durch die ßaugefangenen
auspacken laßen.« — Die Gruppen 1723 bezw. 1728 angekauft. Haupt-Staats-Archiv Dresden, Loc. 380. Die Kunstak. betr. u. Lettres.
-' Dessen Originalzeichnungen um 1 7S8 der Maler u. Kupferätzer Holtzmann in Dresden besaß. H. Keller, Nachrichten von allen in Dresden
lebenden Künstlern. Leipzig 1788.
3 C. Gurlitt, Inventar v. Sachsen. Stadt Dresden.
I In diesem Zusammenhang nicht uninteressant, daß auch ganz große Vasen mit dem Wappen der Orleans, heute im Louvre, in China be-
stellt wurden. E. Zimmermann, Chinesisches Porzellan I. S. 229.
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Marmor, antike und moderne,
für den König ein. Aus Paris hat
er 1715 die Mehrzahl aller fran-
zösischen Bronzen im Grünen
Gewölbe, darunter die große Reiter-
statue Augusts des Starken und das
Bad des Apollon, besorgt. Solche
Ankaufsreisen macht er 1722 und
1723 nach Italien und Frankreich,
1728 nach Rom, um Kunstwerke
zur Verschönerung der Residenz
Dresden und zur Bereicherung der
Sammlungen Augusts des Starken
anzukaufen. Im Großen Garten
stehen noch heute die von ihm aus
Italien mitgebrachten Statuen, da-
runter die Gruppe Corradinis »Die
Zeit entschleiert die Wahrheit«
unddieBalestras »Die Zeit entführt
die Schönheit «.11733 erschien sein
Kupferstichwerk über die bisher
Abb. 2. Vorschlag Le Plats zur Orleansvase. Zeichnung. Grünes Gewölbe, Dresden.
vorhandenen und vor allem von ihm gekauften antiken und modernen Statuen: Recueil des marbres.'2 Sein Wirken wird
in der Oberleitung beim Bau der ersten katholischen Pfarrkirche im früheren Komödienhaus, in der Ausstattung der
Repräsentationsräume Augusts des Starken im Dresdner Residenzschloß, bei der Einrichtung von Schloß Pillnitz und
den Räumen im Stallgebäude (Gemäldegalerie usw.) fühlbar.'1
Aber Le Plat war auch in kommerzieller Hinsicht tätig: »Daß ... in frembden Landen ein guthes Commercium mit dem
Sächsischen porcellain getrieben werden könne, bezeugen unterschiedene Casus und Exempel; als da ein gewisser Hof-
bedienter Nahmens Leplat vor 3 oder 4 Jahren davon eine Parthie mit sich nach Braband und ferner nach Paris genommen;
von wannen er zurück geschrieben, daß die Waare der Orthen sehr beliebt wäre.« Das war also in den Jahren vor 1717.
Steinbrucks Worte werfen ein helles Licht auf die Situation: man brauchte Exportumsatz und hatte auch Erfolg,
dazu in dem geschmacklich verwöhntesten Lande. Die eigentliche merkantile Werbung ging damals über Fürstenhof
und Adel: so tauchte das Projekt auf, eine große Vase mit dem Wappen der Orleans zu schaffen.4 Das Orleanswappen
zusammen mit dem Jahre 1716, in dem die Vase hergestellt wird, bzw. werden soll, läßt Vermutungen über die von Le Plat
angeknüpften Beziehungen zu. Orleans — das wird der Herzog Philipp II. sein, Sohn der Liselotte von der Pfalz. Eine
der merkwürdigsten Persönlichkeiten dieser Zeit, draufgängerisch, gebildet — zu seinen Lieblingswissenschaften gehörte
Chemie —, genießerisch, zeitweise selbst Gegenspieler Ludwigs XIV. und Prätendent des spanischen Königsthrones. Nach
dem Tode Ludwigs XIV., 1715, wurde er Regent. Schon im nächsten Jahre nach dem Regentschaftsantritt sehen wir also
Le Plat um die Pflege der Beziehungen zum französischen Hof seitens der neuen Meißner Manufaktur bemüht! 1723
wurde Ludwig XV. mündig, Orleans legte die Regentschaft nieder und wurde erster Minister.
Man weiß, daß der Brand der großen Vase durch Ungunst der zu kleinen Öfen mißlang, so daß Böttger seine Ge-
danken auf Herstellung größerer Öfen richtete. »Also solte vielleicht hier auch ohnmaßgeblich beygefüget werden,
wie dieses Werck (die Manufaktur) ferner in guthem Stande erhalten, und verbessert werden mögte. Soviel den Herrn
Inventorem betrifft, so verlangt Derselbe Zu dessen Beförderung unter andern größere Öfen, und einen Raum, wo solche
hinzusetzen; (wie Er vor längsten ratione der borrax-fabrique auch gethan) damit er destomehr auf einmal brennen,
auch größere Stücke verfertigen könne; welche in denen ietzigen Öfen auch deswegen nicht gerathen wollen; weiln sie
den Ofen bey nahe gantz Zufüllen, und solchergestalt dem Feuer seinen Zug hemmen; wodurch geschiehet, daß das
Gefäße auf der einen Seite allzu viel Hitze ausstehen, und also verderben muß: geschweige des Schadens, so an denen
Orthen des Ofens, wohin das Feüer vom Gefäße abspiehlet, nothwendig erfolget. Hiervon nun kan der H. Administrator
1 Varia Saxonica. Manuscr. Sä. La. Bi. Msc. Dresd. J 242. S. 48: »1730. Jan. hat man die raren marmorsteinernen großen und kleinen Statuen
auch Vasen, welche im vorigen Jahre 1729 aus Rom größten Theils zu Waßer sind gebracht worden, in diesem Garten durch die ßaugefangenen
auspacken laßen.« — Die Gruppen 1723 bezw. 1728 angekauft. Haupt-Staats-Archiv Dresden, Loc. 380. Die Kunstak. betr. u. Lettres.
-' Dessen Originalzeichnungen um 1 7S8 der Maler u. Kupferätzer Holtzmann in Dresden besaß. H. Keller, Nachrichten von allen in Dresden
lebenden Künstlern. Leipzig 1788.
3 C. Gurlitt, Inventar v. Sachsen. Stadt Dresden.
I In diesem Zusammenhang nicht uninteressant, daß auch ganz große Vasen mit dem Wappen der Orleans, heute im Louvre, in China be-
stellt wurden. E. Zimmermann, Chinesisches Porzellan I. S. 229.
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