Thätigkeit des zweiten Sohnes, Lucas des Jüngeren, an. Für
den Meister als Schattenden käme demnach hauptsächlich die Periode
bis um i$22 in Betracht. Seit dieser Zeit, so nimmt der Verfasser
an, würde folgendes Verhältnis innerhalb der Cranachschen Werkstatt
geherrscht haben: „Während der Vater in früheren Jahren die Haupt-
arbeit in der Werkstatt selbst gethan hatte, nimmt allmählich der
heranwachsende älteste Sohn seine Stelle ein, und während der
Vater das Geschäft nach aussen vertritt, die Aufträge in Empfang
nimmt und für die Güte der Arbeit allein mit seinem Namen ein-
steht, leitet der Sohn thatsächlich das Geschäft, gewissermassen als
Altgeselle, und führt mit den Gesellen, unter denen sich auch der
jüngere Bruder befindet, und mit Lehrjungen die Arbeit aus" (S. 2^3).
— Auf die Mitarbeit des älteren Sohnes werde ich in folgendem,
auf die des jüngeren unter Abschnitt IV eingehen.
Um die Stellung des alten Meisters, der ja den Mittelpunkt
vorliegender Arbeit bildet, wieder zu klären, sei zunächst kurz seine
persönliche Bethätigung bis ins höchste Alter beleuchtet, seine
Werkstatt und seine Stellung zu ihr. Es gilt ferner, zu der Pseudo-
Cranachfrage -— der Name Pseudo-Grünewald muss als voll-
kommen unzutreffend endlich verschwinden — und der Hans
Cranachfrage Stellung zu nehmen. Endlich ist, um über die
Richtung vorliegender Arbeit keinen Zweifel zu lassen, der Stand-
punkt zu nennen, der für mich bei der Beurteilung des Künstlers
Cranach massgebend war. —
Die Archivalien, die Cranachs persönliches Schaffen bis kurz
vor seinem Tode beweisen, wurden schon vor dreissig Jahren durch
Schuchardt veröffentlicht. Indem hier nachdrücklich auf den ersten
und dritten Band von dessen Cranachwerk hingewiesen wird, kann
von der Aufzählung der einzelnen Belege, der fortlaufenden Ver-
merke, in denen er sich selbst als Verfertiger von Gemälden
nennt, den litterarischen Quellen, die seine noch späte Schaffens-
kraft und -freude rühmen, wohl abgesehen werden. — Die Annahme
E. Fiechsigs, dass Cranach seine Thätigkeit infolge zunehmenden
Alters oder wegen seines Eintrittes in städtische Ehrenämter seit
etwa 1322 einschränkte (S. 242), ist zurückzuweisen. Meines Wissens
hat kein rüstiger Künstler freiwillig auf seine Kunst verzichtet, nur
den Meister als Schattenden käme demnach hauptsächlich die Periode
bis um i$22 in Betracht. Seit dieser Zeit, so nimmt der Verfasser
an, würde folgendes Verhältnis innerhalb der Cranachschen Werkstatt
geherrscht haben: „Während der Vater in früheren Jahren die Haupt-
arbeit in der Werkstatt selbst gethan hatte, nimmt allmählich der
heranwachsende älteste Sohn seine Stelle ein, und während der
Vater das Geschäft nach aussen vertritt, die Aufträge in Empfang
nimmt und für die Güte der Arbeit allein mit seinem Namen ein-
steht, leitet der Sohn thatsächlich das Geschäft, gewissermassen als
Altgeselle, und führt mit den Gesellen, unter denen sich auch der
jüngere Bruder befindet, und mit Lehrjungen die Arbeit aus" (S. 2^3).
— Auf die Mitarbeit des älteren Sohnes werde ich in folgendem,
auf die des jüngeren unter Abschnitt IV eingehen.
Um die Stellung des alten Meisters, der ja den Mittelpunkt
vorliegender Arbeit bildet, wieder zu klären, sei zunächst kurz seine
persönliche Bethätigung bis ins höchste Alter beleuchtet, seine
Werkstatt und seine Stellung zu ihr. Es gilt ferner, zu der Pseudo-
Cranachfrage -— der Name Pseudo-Grünewald muss als voll-
kommen unzutreffend endlich verschwinden — und der Hans
Cranachfrage Stellung zu nehmen. Endlich ist, um über die
Richtung vorliegender Arbeit keinen Zweifel zu lassen, der Stand-
punkt zu nennen, der für mich bei der Beurteilung des Künstlers
Cranach massgebend war. —
Die Archivalien, die Cranachs persönliches Schaffen bis kurz
vor seinem Tode beweisen, wurden schon vor dreissig Jahren durch
Schuchardt veröffentlicht. Indem hier nachdrücklich auf den ersten
und dritten Band von dessen Cranachwerk hingewiesen wird, kann
von der Aufzählung der einzelnen Belege, der fortlaufenden Ver-
merke, in denen er sich selbst als Verfertiger von Gemälden
nennt, den litterarischen Quellen, die seine noch späte Schaffens-
kraft und -freude rühmen, wohl abgesehen werden. — Die Annahme
E. Fiechsigs, dass Cranach seine Thätigkeit infolge zunehmenden
Alters oder wegen seines Eintrittes in städtische Ehrenämter seit
etwa 1322 einschränkte (S. 242), ist zurückzuweisen. Meines Wissens
hat kein rüstiger Künstler freiwillig auf seine Kunst verzichtet, nur