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VORWORT

Archivalien aus der Frühzeit der Universität Heidelberg sind nicht allzu reichlich über-
liefert. Vor allem die Katastrophen des Dreißigjährigen Krieges und des Orleansschen
Erbfolgekrieges im 17. Jahrhundert, die die älteren Bestände des Stadtarchives fast völ-
lig vernichteten, haben die ohnedies wohl nie sehr umfangreichen Bestände in Mit-
leidenschaft gezogen. In Rücksicht auf diese Verluste ist es eher erstaunlich, was doch
noch alles erhalten blieb: Von Originalausfertigungen der Gründungsurkunden (von
denen einige erst 1945 verschollen sind) über die nur durch eine einzige größere Lücke
unterbrochene Reihe der Matrikelbücher und Amtsbücher bis hin zu einer ganzen
Anzahl von Kopialbüchern besitzt das Universitätsarchiv einen recht ansehnlichen
Bestand von Schriftgut, Quellen, die vor allem über die Rechtsgestalt, die Institutionen
der Korporation, ihre Privilegien, Besitztümer und über die Personen, die zur Univer-
sität gehörten, Aufschluß geben. Die historische Forschung hat diese Quellen nicht nur
eifrig benutzt, sie hat wesentliche Teile dieses Bestandes auch öffentlich im Druck
zugänglich gemacht. Gustav Toepke hat in jahrzehntelangen Bemühungen in sieben
vorbildlichen Bänden die Matrikelbücher vollständig vorgelegt (1884-1916), Eduard
Winkelmann hat zum 500. Gründungsjubiläum der Universität vor nunmehr hundert
Jahren ein Urkundenbuch herausgegeben, das aus den verstreuten Quellen in chrono-
logischer Folge (in vornehmlich von Adolf Koch erarbeiteten Editionen) die Über-
lieferung, die vollen Texte, oder doch wenigstens zusammenfassende Regesten der
Benutzung erschließt. Schließlich hat August Thorbecke 1891 die „Statuten und Refor-
mationen der Universität Heidelberg vom 16. bis 18. Jahrhundert" folgen lassen.
Manch eine Universität kann Heidelberg um diese wertvollen Arbeitsgrundlagen
beneiden, die seit ihrem Erscheinen nicht wesentlich durch Neufunde überholt
worden sind.

Zum Universitätsjubiläum 1936 hat Gerhard Ritter den ersten Band seiner großange-
legten und großartigen Darstellung „Die Heidelberger Universität. Ein Stück deut-
scher Geschichte" vorgelegt. Schon 1916 hatte Hermann Oncken den jungen Historiker
namens der Heidelberger Akademie zu dieser Aufgabe verpflichtet. Seit 1919 hatte
Ritter an dem Projekt gearbeitet, dessen bedeutende Vorarbeiten er in drei berühmten
Heidelberger Akademie-Abhandlungen 1921 bis 1927 publizierte. Zu einer Fort-
führung dieses grundlegenden ersten Bandes ist es freilich aus verschiedensten Grün-
den nicht mehr gekommen.

Als in Heidelberg Mitte der siebziger Jahre dann erwogen wurde, was die Akademie
zum 600. Jubelfeste der Universität als bleibende Gabe widmen könne, da lag jeden-
falls der Verzicht auf eine „Fortsetzung des Ritter" nahe: eine synthetische historische
Darstellung läßt sich anläßlich eines Jubiläums vielleicht leichter publizieren, sie läßt
 
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