Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Miethke, Jürgen / Lutzmann, Heiner [Hrsg.]
Die Rektorbücher der Universität Heidelberg (Band 1): 1386 - 1410 (zugleich das erste Amtsbuch der Juristischen Fakultät) — Heidelberg, 1986-1999

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2227#0607
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2. Das Rektorbuch des Marsflius von Inghen

2. Das Rektorbuch des Marsilius von Inghen:
Entstehung, Funktion und Nachwirkung

von Matthias Nuding

Der Beginn schriftlicher Überlieferung an der Heidelberger Universität fällt
bereits in die ersten Wochen ihres Bestehens: In einer Vollversammlung
am 22. November 1386, gut einen Monat nach der bescheidenen, noch
dürftig besuchten Eröflhungszeremonie, beschloß die schnell anwachsen-
de Korporation einstimmig die Anlage eines Matrikelbuchs1. Darin sollten
alle diejenigen verzeichnet werden, die sich der universitas studii anschlös-
sen. Hinter der Entscheidung2 stand Marsilius von Inghen, ein magister
artium und ehemaliger Rektor der Pariser Universität, der, gleichermaßen
wissenschaftlich und organisatorisch begabt, als hoch besoldeter „Grün-
dungsunternehmer"3 den Wunsch Pfalzgraf Ruprechts I. nach einer eige-
nen Hochschule in die Tat umsetzte4. Die schriftliche Verwaltungspraxis

'Man beschloß „quod expedietfieri matriculam sive librum unhersitatis", vgl. die vorlie-
gende Edition [künftig zitiert: AUH I], Nr. 79, S. 153.

2In den Quellen ist schon am Tag vor dem genannten Beschluß von dem anzulegenden
Matrikelbuch die Rede (AUH I, Nr. 77, S. 152), als das erst wenige Köpfe zählende Ma-
gisterkollegium unter der Führung des Marsilius die Aufnahmeformalitäten für Scholaren
statutarisch festlegte. Gleichwohl ist generell zu beachten, daß in Texten, die, wie die vor-
liegende Quelle, in gewissem zeitlichen Abstand zum Geschehen niedergeschrieben sein
können, bisweilen anachronistische Vorwegnahmen auftreten.

'Diese pointierte Charakterisierung stammt von Peter Moraw, Die wirtschaftlichen
Grundlagen der Universität Heidelberg: Mittelalterliche Fundierung und staatliche Finan-
zierung, in: Die Geschichte der Universität Heidelberg (= Studium Generale. Vorträge im
Wintersemester 1985/86) Heidelberg 1986, S. 69-89, hier S. 72.

4Die Literatur über die hier nur angedeuteten Vorgänge ist reichhaltig; genannt seien
an dieser Stelle folgende Texte: Zu Marsilius vgl. Frank Rexroth, Deutsche Universitätsstif-
tungen von Prag bis Köln. Die Intentionen des Stifters und die Wege und Chancen ihrer
Verwirklichung im spätmittelalterlichen deutschen Territorialstaat (Beihefte zum Archiv für
Kulturgeschichte, 34), Köln/Weimar/Wien 1992, bes. S. 189 ff. (s. jedoch auch die beiden
Besprechungen von Jürgen Miethke, in: Mittellateinisches Jahrbuch 30, 1995, S. 163-169,
und Dietmar Willcweit, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung för Rechtsgeschichte, Germ. Abt.
113, 1996, S. 561-563); Jürgen Miethke, Marsilius von Inghen als Rektor der Universität
Heidelberg, in: HA.G. Braakhuis/MJ.F.M. Hoenen (Hgg.), Marsilius of Inghen. Acts of
the International Marsilius of Inghen Symposium Organized by the Nijmegen Centre for
Medieval Studies, Nijmegen 1992, S. 17-37 [leicht gekürzt auch in: Ruperto Carola 76,
1987, S. 110-120]; Gerhard Ritter, Marsilius von Inghen und die okkamistische Schule in
Deutschland (Studien zur Spätscholastik, 1 = Sitzungsberichte der Heidelberger Akad. d.
Wiss., Phil.-hist. Kl, 1921/4), Heidelberg 1921; Georg Poensgen, Berühmte Lehrer der Hei-
delberger Universität aus den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens, in: Ruperto Carola 17,

601
 
Annotationen