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Miethke, Jürgen [Hrsg.]
Geschichte in Heidelberg: 100 Jahre Historisches Seminar, 50 Jahre Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde — Berlin, Heidelberg [u.a.], 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.2741#0121
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Die Mediävestik in Heidelberg seit 1933 111

An der Vennehrung der Lehrstühle in ihren verschiedenen Stufen und Formen
vom neugeschaffenen Extraordinariat, bis zum neuen Parallel-Lehrstuhl oder neuen
Fach, gar der Gründung neuer Institute und Disziplinen war das Mittelalter
zunächst nicht unmittelbar beteiligt Das „Institut für Pfälzisch-Fränkische Ge-
schichte" wurde zwar 1952 wieder eröffnet und wiederum dem Lehrstuhl für mit-
telalterliche und neuere Geschichte und dem geographischen Ordinariat gemeinsam
angeschlossen. Immerhin brachte das dem Seminar einen zusätzlichen Assistenten,
einen bald kräftig wachsenden eigenen Bibliotheksetat und somit eine blühende
Spezialabteilung der Bibliothek, die mediävistische Belange intensiv berücksich-
tigte. Das war nicht wenig. Da Bibliotheken die hauptsächlichen Arbeitsmittel des
Historikers sind, schlugen landesgesebichtliche Themen sowohl bei mittelalterli-
chen, als auch bei neuzeitlichen Examina und Dissertationen künftig merklich zu
Buch. In Ermangelung eines eigenen Ordinariats - wie es damals anderwärts iängst
bestand oder eingerichtet wurde - blieb die Landesgeschichte in Heidelberg aber
gleichwohl in das Historische Seminar, als Sonderbibliothek gewissermaßen, inte-
griert, und konnte oder sollte sich hier zu eigener Entfaltung nicht emanzipieren.
Die alte Seminarorganisation, gleichsam um die beiden Lehrstühle herum grup-
piert, blieb vorerst - diesem Tochterinstitut zum Trotz - unangetastet70

Änderungen griffen gleichwohl am Ende der 50er Jahre Platz, die bald auch die
Mediävistik betrafen; ich muß erneut einen Seitenblick auf die Neuzeit werfen, um
das zu erklären: Werner Conze, der 1957 das neuhistorische Ordinariat übernom-
men hatte, konnte aufgrund günstiger Umstände seinen „Arbeitskreis" 1956/57 und
noch im Jahr 1957 auch sein „Institut für moderne Sozialgeschichte" begründen,71
das dieses Forschungsgebiet befördern und zugleich auch organisatorisch eine
Klammer zu den Sozial- und Staatswissenschaften, insbesondere zum Alfred-We-
ber-Institut bilden sollte. Schon ein Jahr später wurde das Institut um eine wirt-
scbaftsgeschichtliche Abteilung erweitert und in „Institut für Sozial- und Wirt-
schaftsgeschichte" umbenannt. Die zweite Direktorenstelle neben Werner Conze
übernahm der Ordinarius der Wirtschafts- und Sozialgeschichte am Alfred-Weber-
Institut, das damals noch im Verbände der Philosophischen Fakultät angesiedelt
war, Erich Maschke,^ und damit ein Mann, der seiner Herkunft nach als langjähri-
ger Ordinarius der mittelalterlichen Geschichte bis zu dieser Zeit der klassischen
Tradition politischer Geschichte zugehört hatte.

Norbert Giovanni ui, Zwischen Republik und Faschismus, Heidelberger Student innen und
Studenten 1918-1945, Weinheim 1990; statistische Zahlen hier S. 245-264.

70 Conze/Mußgnug (wie Anm. 1), S. 146, sprechen prägnant von der „alten Zwei-Ordinari-
enstruktur" des Seminars.
1 Vgl. im einzelnen zuletzt Schulze, Geschichtswissenschaft (wie Anm. 26) S. 254-262.

72 Sein Selbstporträt in der Antrittsrede in: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften, Jahresheft 1958/59, Heidelberg 1960, S. 39-41; ausführlicher: Begeg-
nungen mit Geschiebte, in: Erich Maschke, Städte und Menschen, Beitrage zur Geschichte
der Stadt, der Wirtschaft und Gesellschaft 1959 bis 1977 (Vierteljahrschrift für Sozial-
und Wirtschaftsgeschichte, Beih.68) Wiesbaden 1980, S. VII-XJX Vgl. auch die Nach-
rufe von Werner Conze, in: Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
1983, Heidelberg 1984, S. 108-111, sowie in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirt-
schaftsgeschichte 69 (1982) S. 300 f.
 
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