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III. HAUS UND GARTEN

A. DIE PLANUNG

Haus und Garten gehören nicht nur äußerlich zusammen. Baukultur
ist auch dem Geiste nach von Gartenkultur nicht zu trennen. Die
eine entsteht aus und auf der anderen. Es hat zwar hin und wieder inter-
essante Gartengebilde gegeben, die fern von menschlichen Wohnstätten
lagen, aber niemals vollkommene Gärten ohne hochentwickelte Baukunst
und umgekehrt. Ja, ich glaube, kein geringerer als Lichtwark war es,
der irgendwo ausführte, daß wir nicht eher gute Landhäuser, Häuser
überhaupt bauen würden, bevor wir wieder schöne, brauchbar schöne
Gärten gehabt haben.

Wer die Absicht hat, sich ein eigenes Haus mit einem Garten zu er-
richten, der muß vor allem die ersten Maßnahmen hierzu gründlich und
überlegt vornehmen.

Schon die Wahl des Grundstückes ist von entscheidender Bedeutung.
Die mehr oder weniger geschützte Lage, für das jeweilige Bedürfnis wohl
abgewogene Größe, die sogenannte Bonität des Bodens, Baugrund, Was-
serzufuhr und -Abfluß in allerlei Gestalt, Straßen, Einfriedigung, Kana-
lisation oder Gruben — das alles sind Fragen, die für das künftige har-
monische Gedeihen von Haus und Garten, für das unverminderte Ge-
nießen des Landlebens sehr wichtig sind. Ich würde mich beispielsweise
nie auf der Nord- oder Ostseite eines Berghanges ansiedeln, oder doch
nur, wTenn eine bestehende Aussicht oder überlegene Verkehrsmöglich-
keiten dafür entschädigten. Dagegen würde ich unter Umständen den
anregenden und stählenden Kampf mit sterilem Erdreich in armseliger
Umgebung als eine wünschenswerte Aufgabe begrüßen. Wie immer
Hemmungen im Leben anspomen, so sind es auch auf dem Gebiete des
Gartens die Widerstände, die zu den originellsten Gartenschöpfungen
inspirieren.

Wenn das Gelände gesichert ist, stehen wir vor der Frage: wohin am
besten das Haus setzen ? Ich habe es bei den Gartenstädten schon an-
gedeutet: hier zittert der wahre Gartenerbauer fast schon berufs-
mäßig. Neun Zehntel aller Wohnsiedelungen der Begüterten werden
heute noch durch eine falsche Disponierung des Hauses und seiner
Nebengebäude im Gelände im Werte gemindert, ja direkt entwertet.

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