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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 4): Schenkungsurkunden Nr. 2000 - 2910 — Lorsch, 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.20608#0019
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VORWORT

In der gegenwärtigen öffentlichen Diskussion spielt die Geschichte nicht die ihr
eigentlich gebührende Rolle; dagegen ist sehr viel von der Zukunft die Rede, von
ihren Erfordernissen, denen wir jetzt schon nachkommen müßten, von Zukunfts-
planungen und sogar von der Zukunftsforschung. Häufig wird die Vergangenheit
geradezu gegen die Zukunft ausgespielt; in der Geschichte wird die mindere, zugun-
sten des Fortschritts der Gesellschaft überwundene Qualität gesehen. Diese auf dem
historischen Materialismus beruhende und heute verbreitete Meinung muß natür-
licherweise zu einem Schwinden des Interesses an der Geschichte führen. Hinzu
kommt, daß der Optimismus des technischen und wirtschaftlichen Fortschritts die
Geschichte aus dem Gesichtsfeld des Menschen in der modernen Industriegesellchaft
verdrängt. Auch waren wir zu stark daran gewöhnt, daß uns die Geschichte aus
zweiter Hand und zu wenig von ihren Quellen her vermittelt wurde.

Unser Volk und die moderne Industriegesellschaft überhaupt muß ein neues
Verhältnis zur Geschichte finden. Nur das Studium der Geschichte kann uns jene
unvoreingenommene Sicht des Menschen, seiner Grenzen und Fähigkeiten liefern,
die wir für die Lösung der schwierigen geistigen und technischen Probleme unserer
Zeit benötigen. Ein neues und ungestörtes Verhältnis zur Geschichte können wir
aber nur durch das Studium der historischen Quellen gewinnen, die uns mit jenem
unermeßlichen Schatz menschlicher Erfahrungen vertraut machen, der uns hilft,
unsere eigene Situation und die unseres Volkes zu erkennen und unsere Zukunft im
Rahmen menschlicher Möglichkeiten zu meistern.

Den Herausgebern und dem Übersetzer des Lorscher Codex bin ich für die
außerordentlich gründliche und umfangreiche Arbeit dankbar. Sie gibt dem histo-
risch interessierten, aber des Lateinischen nicht mächtigen Leser die Möglichkeit,
sich mit einer bedeutenden Epoche südwestdeutscher Vergangenheit zu beschäf-
tigen.

Ich hoffe, daß dieser IV. Band des Lorscher Codex in der deutschen Überset-
zung, das ihm gebührende Interesse der Geschichtswissenschaft, aber auch der histo-
risch interessierten Laien findet.

Prof. Dr. Wilhelm Hahn
Kultusminister des Landes Baden-Württemberg
 
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