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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.35245#0020
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= 20 —

Der Besitzer, Sir Otto Beit, ist noch nicht meiner Meinung und
hält den Teller noch immer für gut. Für die Umrisse der Zeich-
nung hat man das unerfreuliche Purpurblau angewandt, das sehr
häufig bei moderner Majolikamalerei vorkommt. Der Lüster ist



Archiv Nr. 1276 a/b zu Mitt. 656

dem des letzten Exemplares ähnlich. Auf der Rückseite trägt
der Teller, wie man hier sieht, ein sehr unbeholfenes Randmuster.
In der Mitte steht eine ganz sinnlose Marke, die bei alten Majoliken
fast nicht zu denken wäre.

Vielleicht die gefährlichsten aller keramischen Fälschungen
sind die echten alten Waren, denen man unter Beseitigung ein-
facher ursprünglicher Muster eine interessantere oder prächtigere
Verzierung gegeben hat. Das geschieht, wie bekannt, sehr oft
bei altpersischen Fayencen. Solcher Verfälschung bei italienischer
Majolika kenne ich nur ein einzelnes Beispiel. Das ist eine große
Derutaschüssel des späten sechzehnten Jahrhunderts im Victoria
and Albert Museum. Im ihrem ursprünglichen Zustande war sie
wahrscheinlich einer anderen, im Schloßmuseum zu Stuttgart be-
findlichen Schüssel ähnlich, die genau dasselbe Randmuster trägt
mit Vögeln und Raupen. Die beiden Schüsseln wären einer Fabrik
in Deruta zuzuschreiben. Beim Londoner Exemplar ist die ganze
Oberfläche des Mittelfeldes, wahrscheinlich durch Fluorwasserstoff-
säure, weggenommen worden; dann war sie neu mit Zinnglasur
überdeckt und mit einem Bildnisse von Perugino bemalt. Von
derselben Hand ist zweifellos eine bei Delange farbig abgebildete
Schale im Louyre mit Bildern nach Raphael.

Die gefälschten Orvietomajoliken entstanden erst um 1900
 
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