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B Kunstbibliothek
liche Museeı
staatlict n
zu Berlin — Z—
Die Patinierung weist grüne und blaue (Vivianit-) Töne auf, also
in Anlehnung an das Original im Neapeler Museum. Sie ist ebenso
— — wie die technische Ausführung, z.B.
der Haarpartien, nicht schlecht,
wenn sich auch der Gesamteindruck
sehr weit vom Original entfernt
und lange nicht die zwingende
Wirkung hat wie dieses. Moderne
Unsauberkeiten sind vor allem
im Innern des Kopfes vorhanden,
dort ist auch die Patinierung
viel salopper. Nach der Art der
Patinierung möchte ich am ehe-
sten an eine Neapeler Werkstatt
denken. Da das Original im
Jahre 1875 in Pompeji gefunden
ward, haben wir einen unge-
fähren Anhalt für die Zeit der
intstehung der Fälschung. (Archiv
Nr. 1327.) Fritz Fremersdorf.
Archiv Nr. 1327 zu Mitt. 689
690. Gefälschte Runeninschrift auf einem frän-
kischen Tonpf.
Im Oktober 1931 tauchte im Kölner Kunsthandel ein frän-
kischer sogenannter doppelkonischer Topf aus schwarzblauem Tone
auf, als dessen Fundort Andernach mit Bestimmtheit angegeben ward,
Höhe 17,5 cm, innerer Mündungsdurchmesser 10,9 cm(Archiv Nr. 1328).
Der Henkel fehlt zum größten Teil, ist jetzt nur noch an seiner
oberen Ansatzstelle erhalten; ihm gegenüber ist eine Ausgußtülle
angebracht. Die obere Hälfte des Gefäßes weist zweimal je drei
eingetiefte, umlaufende Rillen auf, zwischen denen sich ein Wellen-
bandmuster befindet, das wohl vermittels eines Hölzchens in den
noch weichen Ton eingetieft worden ist. In der unteren Gefäß-
hälfte, links vom Henkel, stehen zwei Grafftos, offensichtlich in
Nachahmung von Runenschrift, in das schon gebrannte Gefäß ein-
geritzt (Ss. Abb.). Die Nachprüfung unter dem Vergrößerungsglas
ergab, daß es sich um eine moderne Fälschung handeln muß. Denn
die Oberfläche des Gefäßes weist an mehreren Stellen braune Flecken
auf, die als Sinterungsniederschlag des Bodens anzusehen sind, in
dem das Gefäß lag. An einer Stelle schneidet sich Inschrift und
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liche Museeı
staatlict n
zu Berlin — Z—
Die Patinierung weist grüne und blaue (Vivianit-) Töne auf, also
in Anlehnung an das Original im Neapeler Museum. Sie ist ebenso
— — wie die technische Ausführung, z.B.
der Haarpartien, nicht schlecht,
wenn sich auch der Gesamteindruck
sehr weit vom Original entfernt
und lange nicht die zwingende
Wirkung hat wie dieses. Moderne
Unsauberkeiten sind vor allem
im Innern des Kopfes vorhanden,
dort ist auch die Patinierung
viel salopper. Nach der Art der
Patinierung möchte ich am ehe-
sten an eine Neapeler Werkstatt
denken. Da das Original im
Jahre 1875 in Pompeji gefunden
ward, haben wir einen unge-
fähren Anhalt für die Zeit der
intstehung der Fälschung. (Archiv
Nr. 1327.) Fritz Fremersdorf.
Archiv Nr. 1327 zu Mitt. 689
690. Gefälschte Runeninschrift auf einem frän-
kischen Tonpf.
Im Oktober 1931 tauchte im Kölner Kunsthandel ein frän-
kischer sogenannter doppelkonischer Topf aus schwarzblauem Tone
auf, als dessen Fundort Andernach mit Bestimmtheit angegeben ward,
Höhe 17,5 cm, innerer Mündungsdurchmesser 10,9 cm(Archiv Nr. 1328).
Der Henkel fehlt zum größten Teil, ist jetzt nur noch an seiner
oberen Ansatzstelle erhalten; ihm gegenüber ist eine Ausgußtülle
angebracht. Die obere Hälfte des Gefäßes weist zweimal je drei
eingetiefte, umlaufende Rillen auf, zwischen denen sich ein Wellen-
bandmuster befindet, das wohl vermittels eines Hölzchens in den
noch weichen Ton eingetieft worden ist. In der unteren Gefäß-
hälfte, links vom Henkel, stehen zwei Grafftos, offensichtlich in
Nachahmung von Runenschrift, in das schon gebrannte Gefäß ein-
geritzt (Ss. Abb.). Die Nachprüfung unter dem Vergrößerungsglas
ergab, daß es sich um eine moderne Fälschung handeln muß. Denn
die Oberfläche des Gefäßes weist an mehreren Stellen braune Flecken
auf, die als Sinterungsniederschlag des Bodens anzusehen sind, in
dem das Gefäß lag. An einer Stelle schneidet sich Inschrift und