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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.35248#0003
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B Kunstbibliothek
staatliche Museen
zu Berlin

= 5

oder der Kenner und Studierende nicht den Sinn des Ganzen ver-
lieren, der so wichtig ist für die Vergegenwärtigung einer vergangenen
Zeit, die nur durch die Objekte selbst geschehen kann.

An dieser Stelle muß ich einfügen, daß das Cleveland Museum
kein Museum ist, das historisierende Räume für seine Objekte oder
einen historisierenden Rahmen für sie hat oder einen Architekten
mit einer „historisch getreuen‘‘ Ausstattung beauftragte, in der
nur allzuoft das Objekt selbst untergeht. Es glaubt vielmehr, daß
das innere Leben eines KEinzelkunstwerks und einer einzelnen
Periode schon durch die Art einer guten Aufstellung so herauskommt,
daß die Objekte selbst sich ihre eigene Atmosphäre schaffen. Es
glaubt auch, daß diese Atmosphäre legitimer ist als diejenige, die
eine falsche, historisierende Architektur geben kann. Wir haben
keine Klöster oder gotische oder andere originale alte Innen-
räume, so wie Sie sie in Deutschland vielfach haben, die durch ihre
tatsächliche Wahrhaftigkeit dieses Problem nicht aufkommen lassen.
Es ist merkwürdig genug, daß bei jeder Reproduktion der innere
Geist des originalen Kunstwerks verlorengeht.

Die Ausstellung des Welfenschatzes fand statt in einem hohen,
quadratischen Raum von etwa 16 m Seitenlänge, mit Oberlicht,
das fast die gesamte Deckenfläche bis auf einen schmalen Rand
einnahm. Der Raum war zugänglich von der Mittelrotunde des
Museums aus und an beiden Seiten durch zwei weitere Eingänge,
von den Galerien aus. Bei der großen Höhe des Raumes war es
klar, daß die kleinen Objekte des Schatzes sich in ihm verlieren
würden. Es wurde daher ein architektonisches Rahmenwerk aus
Holz von 3,35 m Höhe hergestellt, dessen Wände mit Celotex be-
deckt wurden; das Ganze freistehend im. Raum.

Der Grundriß in Abb. 1 gibt das Gesamtschema mit dem
Eingang von der Rotunde aus und den zwei Seitengängen. Der Plan
zeigt ein Oktogon in der Mitte mit zwei eingebauten Eckvwitrinen,
zwei ähnliche Oktogone mit je einer Eckvitrine, einen rechteckigen
Raum mit zwei eingebauten Eckvitrinen gegenüber dem Rotunden-
eingang, zwei einfache rechteckige Räume und schließlich einen um
das Ganze herumführenden Gang.

In diesem Plan sind auch die freistehenden Vitrinen einge-
zeichnet. Man sieht sofort, daß dieses Schema zahlreiche Blick-
punkte ergibt. So sieht man zum Beispiel vom Mitteloktogon aus
sieben verschiedene Vitrinen, ebenso mehrere von jedem Eingang
aus. Zugleich aber sieht man klar, daß auch die nötige Isolierung
der Vitrinen und Einzelobjekte gewährleistet ıst.
 
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