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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.35251#0050
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= 50 —

Weise abgeformten gezogenen Innenlaufs einer schweren
Büchse des 17. Jahrhunderts aus dem Zeughaus (Abb. 2 d)
gegenübergestellt. Ihre Übereinstimmung ist augenscheinlich.
Der Fälscher hat also für seine „Stangenbüchsen“ sich einer
oder zweier alter schwerer Büchsenläufe aus dem 17. Jahr-
hundert bedient, aus denen er durch Zerschneiden seine drei
— oder mehr — Rohre gewonnen hat, in die er einfach hinten
einen eisernen Stoßboden trieb, um die Tülle zu gewinnen.
Spuren dieser Manipulation waren noch am hinteren Teil der
Rohre an der Außenhaut erkennbar. Vor den Stoßboden hat er
das Zündloch angebracht, das in allen drei Fällen durch seinen
wenig alt anmutenden Charakter schon bei flüchtiger Betrach-



Abb. 2 a—d

tung ersten Verdacht weckte. Eine weitere Zutat des Fälschers
ist die ja durch das Zerschneiden der alten Rohre notwendige
Gestaltung der Mündung, die in zwei Fällen von ihm einfach
gestaucht wurde (Abb. 1 a und c), in einem Fall außerdem
durch Feilen zu einer runden Wulst gestaltet wurde (Abb. 1 b).
Da er die beim Stauchen verengte Mündung nachträglich mit
einem hineingetriebenen Dorn wieder auftreiben mußte, führen
die Züge nicht wie üblich bis an die Mündung (Vergleiche
Abb. 2).

Besonders belastend und zugleich beweiskräftig für den
geschilderten wahren Sachverhalt sind weitere Beobachtun-
gen an den als Tüllen geltenden hinteren Enden der Rohre.
Alle drei Rohre weisen hier in der Tiefe noch Spuren von
Zügen auf, die hier technisch natürlich nichts zu suchen haben,
vor allem aber, wie sich hieraus ergibt, entspricht der innere
Durchmesser der Tüllen dem 20 mm starken Kaliber der Läufe.
 
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