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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.35251#0075
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SM

B Kunstbibliothek

Staatliche Museen
zu Berlin

aus Mutzig im Deutschen Museum in Berlin vollständig nach-
bildete. (Archiv Nr. 1717, vgl. Pinder, Abb. 174). Unter den weni-
gen Fälschungen, die nicht in die Gruppe des „weichen Stiles“
gehören, sind vor allem zwei sitzende Madonnen zu nennen,
die den Kölner Typ des 14. Jahrhunderts mit dem langgewan-
deten, auf dem linken Knie der Madonna stehenden Kind nach-
ahmen. (Abb. S; die zweite Fälschung bei Wilm, Abb. 11).
Ein Original dieses Typus in Ton ist bisher nicht bekannt
geworden, die Fälschung war also auch in diesem Falle recht
gewagt.

Auf stilistische Einzelheiten der Fälschungen einzugehen
erübrigt sich, die Abbildungen sprechen klar genug. Vor allem
das stupide Lächeln der Madonnen und die verkrampfte Hal-
tung der Kinder sind ebenso wenig zu verkennen, wie die
weiche teigige Faltenbildung. Gegenüber den Vorbildern sind
die Proportionen der Figuren regelmäßig gedrungener. Gerne
gab der Fälscher seinen Madonnen und Vesperbildern Sockel,
die mit der Plastik aus einem Stück gearbeitet sind und ent-
weder durchbrochene Maßwerkmuster (Abb. 2 und 7) oder
aufgesetzte Rosetten (Abb. 1) zeigen. Die Größe der Bildwerke
schwankt zwischen 30 und 60 cm.

Der von dem Fälscher verwendete Ton ist im Brand meist
grau, teils auch bräunlich-rot. Modelliert wurde über einem
Kern aus angefeuchtetem Papier, der beim Brennen von selbst
verging. Die innere Höhlung wurde in der Regel mittels einer
Petroleumlampe künstlich geschwärzt. Auch die farbige Fas-
sung, die jedes der Bildwerke erhielt, machte man künstlich
alt, und zwar durch fleckiges Auftragen bzw. teilweise Zer-
störung der Fassung, durch Beimengungen von Ofenruß- zu
den Farben und ähnliche Manipulationen. Die verwendeten
Farben sind vorwiegend rot, blau, zrün und violett und geben
sich zum Teil durch ihren grellen Ton leicht als modern zu er-
kennen. Man nahm auch absichtliche Verstümmelungen der
Bildwerke vor oder ließ einzelne Teile, namentlich die Hände,
von vornherein fort, um auch hierdurch den Eindruck zu ver-

stärken, daß es sich um Originale handele.
Rademacher.

780. Herr Sprater- Speyer: warnt dringend vor einem
Herrn Egon Wagner in Ludwigshafen a. Rlı., der u. a.
dem Stadtgeschichtlichen Museum in Ludwigshafen gefälschte
 
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