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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Agathodaimon (Nr. 152). Athena und Ares.

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152. Thronender Agathodaimon (?) mit Harpokrates (?). (Tafel 15.)
Berlin 11885. Hohe, glatte Basis. Thronender Gott, auf den Kopf eines Knaben die
Hand legend. Thron mit Rückenlehne und Armpolstern, dessen allein sichtbares vorderes 1. Bein
aufgemalte Doppelvoluten zeigte. Der Gott stellt den r. Fuß vor, zieht den 1. leicht zurück. Um
den Schoß ein Mantel. Oberkörper sonst nackt. In der 1. Hand Füllhorn und Keule, r. Kerykeion,
die r. Hand ruht seitlich auf dem Lockenköpfchen eines nackten Knaben, der mit über-
geschlagenem 1. Bein, den r. Zeigefinger an den Mund legend, lässig auf eine schlanke Halbsäule
vor dem r. Bein des Throns sich lehnt. Kindliche Formen, freie (schwarze) Frisur, r. Knaben-
locke. (Doppelkrone??) Der Kopf des Gottes war, wie andere Exemplare zeigen, bärtig, seine
Krone überragte die horizontal schließende Lehne (vgl. Abb. 68).
Maß: H. 11 cm. — Herkunft: Unbekannt. Geschenk R. Mosse. — Material: Lederbrauner
Ton, Kern schwarz, Reste von Weiß, Schwarz, Gelb. — Erhaltung: Obere Hälfte bis Leib ab-
gebrochen. — Arbeit: Scharfe Form. ·— Erwähnt: 27; 28, 18; 45; 46; 106, 2; 107 f.
7. Athena und Ares (Tafel 15-17).
Unter den figürlichen Terrakotten läßt eine Gruppe zweckbestimmter Stücke sich aus-
sondern: sie sind als Lämpchen eingerichtet, und zwar so, daß diese die ganze Basisfront
einnehmen können, 153, oder vor ihrer Mitte, 170, r. oder 1., 155 ff. und sonst, oder an
beiden Ecken oder über der Basis beliebig, 168, 265, dann auch in größerer Zahl auf-
gereiht, 153, 168, angebracht sind. Wer freilich die Größe der Lampenbehälter, die Möglich-
keit ihrer Ölversorgung, den intakten Zustand ihrer oft ungeschwärzten Schnauzen beachtet,
neigt nicht zur Ansicht, daß sie häufig ihre Bestimmung erfüllt haben können. Dafür möchte
man allerlei Gründe anführen; aber, wo man zwischen der Gewohnheit und Fähigkeit der
Töpfer und den Neigungen der Käufer herumsuchen kann, scheint es ratsamer, auf die Be-
tonung eines einzelnen Grundes zu verzichten; es wird wichtiger sein, aus den vorhandenen
Formen Anhaltspunkte chronologischer Art zu gewinnen; und wenn eine Durchmusterung der
Gruppe lehrt, daß keine menschliche Gestalt1), nur heilige Tiere und Götter, vor allem Eros,
Dionysos, Sarapis, Isis und ein göttliches Paar in Waffen unter ihnen sich finden, so scheint
das bedeutsame Resultat zu bleiben, daß diese Figuren nicht Schmuck sind, wie die Szenen im
Spiegel vieler Gebrauchslampen, daß vielmehr zumeist zwischen Lampen und Figuren eine inhalt-
liche Beziehung besteht, derart, daß die Lampen vor den Göttern zu brennen hatten2).
Zu diesen Figuren mit Lampen gehören nun vor allem die auf Tafel 15—17 abgebildeten, von
denen die wesentlichen Stücke zu einer inhaltlichen Einheit zusammengefaßt werden müssen.
Das nämlich ergibt sofort die Tracht: hat doch jede einzelne mindestens ein Waffenstück,
Helm3), Panzer, Ägis, Lanze, Schwert und Schild, der sogar von den armlosen Büsten, fast
dekorativ-ornamental, getragen wird4). Bewaffnung ist daher ein Grundelement ihrer Erschei-

!) Phalloslampen, wie 323, 324, 325 auch 148 sind hier als besondere Gattung auszuschließen.

2) Bei Eros nehme man die Erweiterung des „Totengenius“motivs auf den Knabengott an, bei Dionysos die allgemeine
Beziehung zum Totenkult. — Sarapis, s. S. 26 Anm. 6, Isis, s. S. 40 Anm.46. Griechisches: Nilsson, Griech. Feste 345, 348;
Frickenhaus, Tiryns 100.

3) Einzig 165, über das s. unten Anm. 32 und 166, Selene, tragen ihn nicht.

4) Vgl. zu 156, 157, 158, 168, 169, 170 und den Anm. 10 zu erwähnenden Parallelen die Darstellung Alexanders in

dem bekannten Goldmedaillon, Springer I9, 339, Fig. 608; so auch noch ganz spät: Dattari, Numi 5824 (Maximian), 6030.
 
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