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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Bes.

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vereinfacht; daß er nach der Mode gekleidet, als Krieger8) oder Mann aus dem Volk (261,
264) erscheint, nimmt nach dem früher bemerkten nicht wunder.
1. Βησάς εστηκεν war ein Sprichwort der spottlustigen Alexandriner9): mit seiner Bedeutung,
,,er hält Maulaffen feil", traf es den Eindruck, den der glotzende Gott macht, wie er die Hände
auf die Oberschenkel legend, im Federschmuck, mit heraushängender Zunge stier dasteht
(250—252); — es ist ein oft wiederholter Typus, der sogar außerhalb Ägyptens nicht selten be-
kannt geworden ist10).
2. 253 lehrt wieder, daß das Volk den Gott in gleicher Gestalt vervielfältigt sich denkt;
denn es ist kein Kniff des Töpfers, der in rascher Arbeit zwei Stücke fertigstellen will, wie
zahlreiche Parallelen lehren11).
3. Ausschreitend, einen Krug auf der 1. Schulter tragend und bekleidet mit dem Kittel
der einfachen Leute erscheint der Gott in 261. Man kennt ihn öfter12) mit einem Gefäß,
das man nicht in allen Fällen sicher deuten kann. Schon früh, in der klassisch-ägyptischen
Kunst, begegnet er als Lastträger, genau wie Silen, sein griechischer Partner (S. 68) 13).
4. Der Zwerggott im Kampf: Aus alter Zeit kennen wir ihn, wie er Schlangen würgt,
wie er Messer in der Hand trägt14). Mit Schild und Schwert schreitet er einem den Feind
niedertretenden Flügeltier voran, zum Streich ausholend15). Diese Haltung zeigen wie die
Figuren auf Taf. 15 auch die Terrakotten 257— 262 16). Wenn da Schilde verschiedener Form
und abweichender Dekoration erscheinen, so bedeutet das höchstens etwas für die realen In-
teressen des Töpfers. Man hat ihn als Schützer gegen die Unholde und schädlichen Tiere an-
gesehen; ihm die Obhut über die Toten, den Kampf gegen die bösen Geister, die bei der Ge-
burt Leids tun, überlassen. Gab's aber nicht auch einen Mythos, in dem der Gott als Krieger
gegen die Feinde seines Gottes auszog?17)
8) Z. B. Ballod, Fig. 72, 84, 97.
9) Suidas, I p. 986 Bernh. Crusius, proverbia Alexandrina S. 52.
10) Ganz abzusehen von dem Material der vorrömischen Zeit, denke man an die nicht seltenen Darstellungen des Bes
in Isisheiligtümern Italiens, etwa Rom.
i1) Berlin 4537, zwei Bronzebese auf Lotos (Anm. 6). Daressy, Stat. de div. 38 771 zeigt sogar 4, zwei zu zwei Rücken
an Rücken, zum Aufhängen wie unsere Nr. 253, Ballod, a. a. 0. 96, Fig. 103 ebenfalls 4 nebeneinander. Vgl. auch Edgar, Moulds
32074, wo ein Besgesicht auf dem Rücken sitzt; ebenso Bull. soc. archeol. Alex. V, 81 Nr. 28. „Bes..., il quale su un corpo
unico posta due opposte facce". Vgl. auch Ballod 62, Fig. 73. Zu dieser Erscheinung vgl. Schrader, Athen. Mitt. 1896, 277 ff.,
Usener, Strena Helbigiana 328 ff. Perdrizet, Coll. Fouquet Nr. 36. Ballods oben genannte Untersuchung über die Namen der
Zwergengötter.
12) Daressy, Stat. de div. 38735, 38735'bis, 38710 pl. XL, 38 728. Ballod, S. 70, Fig. 91. Man mag in Einzelfällen an
die Vermischung mit dem Patäken denken (oben S. 72 Abb. 43), vgl. auch das tanzende Besweib des Louvre, MN. 1418, oben
S. 154 Anm. 2, dann wieder (38 738) an das Schminkfläschchen (s. unten).
13) Vgl. die Berliner Flasche Inv. 8238 oben Anm. 7; vgl. auch Winter, Typ.-Kat. II, 460, 7 (Naukratis). Silen: z. Β.
Furtwängler, Berliner geschn. Steine Nr. 1026 u. 1027. Das Motiv des Tragenden gut ägyptisch, vgl. Wallis, Eg. ceram.
Art II, Fig. 2 u. 4. — Es kann wohl angenommen werden, daß ähnlich wie die Verwendung des Götzen als Trinkhorn
(Anm. 7) und als Sarg (Gaillard-Daressy, La faune momm. LIII Nr. 29955), Figuren wie 261 ins große übertragen als Brunnen-
figuren gedient haben. Vgl. als Motiv Amelung, Vatikan II, Taf. 78 Chiaramonti 700.
14) Ballod passim.
15) Lepsius, Denkm. V, 73. Ballod, Fig. 90: Kalksteinplatte in Konstantinopel, Ottom. Mus. Äg. 829.
16) Parallelen bei Ballod, s. oben Anm. 8. Daressy, Stat. de div. pl. XL, 38 724. Karlsruhe H. 798 (auf dem Rund-
schild ein springender Sonnenlöwe), II. 826 (mit Kittel). Hildesheim 815 (Kittel); 637 (nackt). Bonn, Ak. K.-Mus. J. n. 192.
Schmidt, Graesk-Aeg. Terr. pl. XXV, Fig. 61 (Panzer). Brit. Mus. Cat. Terr. C. 608. — Bemerkenswert ist, daß ein kurzes
Schwert in Scheide (Bonn, Ak. K.-Mus. D. 104) und ein ovaler Schild wie 258 ihn trägt (ebd. D. 52), unter diesen Terr. vorkommen
(auch Schmidt, Graesk-Aeg. Terr. pl. LV, Fig. 165. Formstein aus Benha: Berlin 10614, vgl. 10615, 9606, 7649); Grabbei-
gaben gegen die Untiere der Unterwelt?
17) Vgl. den Sonnenlöwen als Schildzeichen, Anm. 16 mit S. 155 Anm. 14. Athenaeus 200d, e erzählt von den Satyrn
in Kriegsrüstung, die vom Indienfeldzug heimgekehrt in der πομπή mit aufziehen. Öfter stellen Terrakotten Knaben, Jünglinge,
auch solche mit zottig-behaartem Körper dar, die mit Schild (oval oder rund) und Schwert ausfallend sicher mythologischen
Charakters sind, s. auch oben Abb. 74, S. 112 Anm. 22. Denkt man bei einzelnen von ihnen an solche Satyrn oder an die
Πάνες, die Helfer des Osiris, dann möchte man glauben, daß auch Bes als Mitkämpfer dargestellt ist.
 
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