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Mitteilungen der Galerie Helbing, München — 3.1914

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Nr. 5 (10. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.47892#0046
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Nr. 5.

MITTEILUNGEN DER GALERIE HELBING, MÜNCHEN.



Freihändig verkäufliche Antiquitäten
aus der Galerie Helbing.


Pieta.
parbenlose, plastische Schönheit des Quinquecento zeigt
die stimmungsDolle Pietä eines unbekannten, oberitalienischen
Meisters. Wuchtig und eindrucksDoll tritt die weiße Marmor-
gruppe aus dem dunkeln Hintergrund. Auf, in schöne palten
gelegtem Tuche liegt der Leichnam Christi, dessen Körper-
linie und herabhängende Hand sich in eleganter form in den
Rahmen des Kreisrundes fügen. Hinter ihm kniet, nach Dor-
wärts gebeugt mit gefalteten Händen Maria, deren Gesidit
seelenDollen Ausdruck und leidenschaftlichen Schmerz spiegelt.
Über Haupt und Schultern fällt der weite Mantel in feinem
palten wurf; das eine flatternde Ende des Mantels läßt in dem
Künstler einen Mann erkennen, der der bauschigeren Zukunft
zusteuert. Das Relief entstand um tszo jedenfalls in Oberitalien.


Reliefbildnis Karl X. von Schweden.


Ein interessantes Werk alter Hafnerkeramik ist z. Z. im Besitze
der Galerie Helbing- Es ist ein Porträtrelief, das den späteren
König Don Schroeden Karl'X. Gustao als Prinz darstellt; bekanntlich
ein Wittelsbacher aus dem Hause Pfalz-Zroeibrücken. Dargestellt
ist er im Hüftbilde nach rechts in der üblichen peldherrntracht der
Zeit Dor einer flau angedeuteten Draperie. Die Bemalung ist in
lebhaften parben gehalten, Harnisch braunrot, Schärpe weiß. Als
Umrahmung ist ein Lorbeerkranz geroählt. Das Relief ist eine
gleichzeitige Arbeit, nach dem Alter des tXzz geborenen pürsten
roohl um t^5o entstanden. Rechts nomJRelief die ziemlich flau ein-
getragene Inschrift: Carolus GustaDus Palat(inus). (Per Prinz
wurde in Schweden 'seiner Abkunft wegen Pfalzgraf genannt.)


Gedeckelte Bronzeschüssel.
Zum freihändigen Verkauf befindet sich in der Galerie
Helbing ein interessantes Stück alten Bronzegusses, eine ge-
deckelte Renaissanceschüssel. Die Außenwandung des runden
Behältnisses zeigt in einem, den ganzen Raum ausfüllenden
Fries Musikanten und tanzende Bauern in ziemlich grober
Reliefarbeit. Der leicht gewölbte Deckel ist durch Lorbeer-
gewinde in radial zulaufende pelder geteilt, die mit allegori-
schen prauengestalten darstellende Justitia, Ines, pides, Charitas,
Prudentia und Temperantia sowie eleganten Mauresken aus-
gefüllt sind. Der Deckel ist in Ornamentik und Komposition
Don feinem Renaissancegeschmack. Das Ganze ist in Alde-
greDers Art ausgeführt und dürfte aus der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts stammen.

Relief Geburt Christi.
Dieses Relief stammt aus gotischer Zeit; es ist wie die
meisten Alabasterplastiken jedenfalls englische Arbeit. In Per-
spektiue, Gruppierung, paltenwurf, Hände- und Gesichtsbehand-
lung folgt es den Bahnen gotischer Plastik. Im Mittelpunkt
des Reliefs ist die Muttergottes, die, auf ihren rechten Arm
gestüßt, auf einem Ruhebett liegt; ihre Körperlinie zeigt die
typisch-gotische Krümmung. Um Maria gruppieren sich die
übrigen piguren, links neben ihr sißt auf hohem Stuhl der hl.
Joseph, daneben der hochgestellte puttertrog, aus dem Ochs
und Esel fressen. Vor dem Ruhebett Marias kleine Bettstelle
mit Jesuskind und dienender prau. An der oberen Seite des
Reliefs inmitten körperloser Seraphims OottDater mit Weltkugel.
Das Relief entstand zu Ende des t z. Jahrhunderts in England.

Herausgeber und Verleger: Hugo Helbing. — Verantwortlicher Redakteur: Dr. Georg Lill. — Druck von R. Oldenbourg, sämtlich in München.
 
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