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Mitteilungen der Galerie Helbing, München — 3.1914

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Nr. 6 (24. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.47892#0050
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Nr.

MITTEILUNGEN DER GALERIE HELBING. MÜNCHEN


tiDe ganz besonders hemorgehoben zu roerden
Derdienen. Das im Jahre T85^ entstandene „Mot’ro
aus Niederbayern“ und der „Kohlenmeiler“ be-
schließen die Epochen der Bürkelschen Bilder dieser
Kollektion in roürdiger Weise.
Alexander Calames „Gießbach im Schroarzroald“
gehört zroar einer etroas früheren Epoche an, meist
aber alle Vorzüge dieses so geschaßten Schweizer
Künstlers auf. Eine seltene und interessante Erschei-
nung bildet das Gemälde „Reiter in Landschaft“, das
zroei bedeutende Künstler zum Autor hat, nämlich
Jean Ferdinand Chaigneau und Adolf Schreyer.
Chaigneau, der im Jahre ryo£ zu Barbizon starb und
Schüler Don Picot, Brascassat und Jules Coignet
mar, stand Dollständig unter dem Einflüsse der Barbi-
zoner, seine feintönige Landschaft beroeist dieses.
Adolf Schreyer hat in feinem Empfinden seinen
Reiter in die Chaigneausche Landschaft hinein-
komponiert, so daß das Ganze roie aus einem Guße
erscheint. Tm Anschlüsse hieran sei auch A. G. De-
camps, roie auch Narcisso Virg. Diaz’s Ermahnung
getan, die beide durch ihre Beleuditungseffekte
Beitall finden roerden. Der „Blick Don St. Anton auf
das Wettersteingebirge“ (Kat. Nr. 58) an einem
sonnigen Wintertage Don E. Harrison Compton be-
roeist, roie Dorzüglich der Künstler die hehre Berg-
roelt zu schildern roeiß. Franz oon Defreggers
„Stämmiger Bursche aus dem Passeiertal“ und sein
urroüchsiges, liebliches „Nannerl“, deren beider Ent-
stehungszeit ungefähr um das Jahr f?oo fällt, und
ferner das „Hüftbild eines Bauernmädchens“ zeigen
uns, daß der Meister nicht nur die äußerliche Figur,
sondern auch die Seele zu malen roeiß. Bei Wilhelm
Don Diez’ „Halt Dor dem Wirtshause“ möge außer
der Dorzüglichen Zeichnung der Figuren noch ganz
besonders auf den feinen grauen Ton, der das
ganze Bild beherrscht, hingeroiesen sein. Auch das
Bildchen „Abgesessen“ des gleichen Künstlers Derdient
sehr der Beachtung. August Fink ist mit drei Werken
Dertreten. Die Landschaft mit „steil abfallendem
Hochplateau“ (Kat. Nr. ys) roirkt mit ihrer kolossalen
Wucht in der Komposition und kräftigen Farbe ge-
radezu überroältigend, die „Landschaft mit Fluß“
(Kat. Nr. y£) und „Landschaft mit untergehender
Sonne“ (Kat. Nr. 77) sind zroar zahmer, roeisen
jedoch ebenfalls die Vorzüge dieses geschäßten
Landschafters auf. Auf Waldemar Friedrichs Aqua-
relle sei nicht nur ihrer Qualität sondern auch
ihres seltenen Vorkommens roegen hier besonders
hingeroiesen. Die am Ufer eines Baches, in den
ein Hündchen gefallen ist, erschreckt herum-
springenden Schafe Otto Geblers zeigen die be-
kannte Virtuosität dieses Künstlers. Besonders feines
Kolorit und flotte Behandlung meist auch die Natur-
studie „Hirte mit Herde“ (Kat. Nr. Po) auf. Nikolaus
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Gysis lernen roir mit dem seiner Technik roegen
schon interessanten Studienkopf eines alten Bauern
Don einer neuen Seite kennen. Von Ludroig Hart-
mann sei des „Im Stalle liegenden Kalbes“ (Kat.
Nr. TT8) und der „Partie aus Etting“ ganz besonders
ermähnt. Zu den roohl heute nur noch selten Dor-
kommenden Künstlern gehört Karl W. Don Heideck,
genannt Heidegger, seine Gemälde tragen den
ausgesprochenen Charakter der Münchener Schule
der ersten Hälfte des iy. Jahrhunderts. Exakt in
der Zeichnung und Dornehm in Kolorit und Kompo-
sition, darf die „Italienische Landschaft“ dieser Kol-
lektion roohl zu seinen besten Arbeiten gezählt
roerden. Johann Bapt. Hofners „Angriff einer Gänse-
mutter auf ein Böcklein“ zeigt, roie sehr dieser
Künstler es Derstanden hat, die Tiere in ihrem Leben
und Treiben zu schildern. Ch. Hoguet imponiert
durch die Wuchtigkeit, mit der er seine Landschaft
behandelt. Das müheDolle Leben des F'scheroolkes
darzustellen hat sich Josef Israels zur Aufgabe ge"
macht, einfach in der Wahl der MotiDe, ohne Effekt-
haschen in seiner Malroeise, roeiß er mit roenigen
Strichen die beabsichtigte Wirkung zu erzielen, roas
ihm auch bei seinem Bilde „Zroei Fischerfrauen am
Strande“ oorzüglich gelungen ist. Der das Bild
hauchartig durchziehende blaugraue Ton ist eine
besondere Charakteristik dieses Meisters. Mit roelch
großem Können Karl Juß seine Geflügelbilder be-
handelt, ist längst bekannt, seine Henne mit Jungen
(Kat. Nr. f58) beroeist dieses ebenfalls, neu stellt
sich uns der Künstler mit seiner Früharbeit aus der
Münchener Zeit — — Dor, mit breitem Pinsel
gibt er uns eine Gebirgslandschaft, in die er roei-
pende Rinder und Schafe als Staffage gesetzt hat.
Diese Arbeit Derdient schon der Epoche roegen
ganz besondere Beachtung. Bei Hugo Kauffmanns
„Eingenickt“ ist noch stark der Einschlag der Kron-
berger Zeit zu erkennen. Mit großer Realistik mußte
der Künsiler die Derschiedenen Typen der Musi-
kanten zu schildern. In der diesem Künstler eigenen,
Dornehmen Art hat Friß August d. Kaulbach das in
duftiger Frühlingslandschaft lustroandelnde Ritter-
fräulein mit ihrem treuen Leonberger (Kat. Nr. T4l)
dargestellt (Sammlung J, Pini, Hamburg), der roeib-
liche Kopf mit schroarzem Haar des gleichen Künstlers
— Röthelzeichnung — meist ebenfalls beste Qua-
litäten auf. „Lucrezia Borgia tanzt Dor ihrem Vater
Papst Alexander VI.“ Don Hermann Kaulbach läßt
Erinnerungen an Dergangene Zeiten auftauchen, das
in großem ausgeführte Bild gleichen MotiDes ge-
langte im Jahre T882. in München im Kgl. Odeon zur
Ausstellung, fand damals sehr Diel Interesse, aber
auch die Derschiedensten Beurteilungen, insbesondere
gab das Bild in der Presse zu Dielen Erörterungen
Anlaß. In Württemberg rourde 1885 die Ausstellung
 
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