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Verband Deutscher Kriegssammlungen [Editor]
Mitteilungen — Leipzig, 1919

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Mitteilungen Heft 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.11371#0024
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Geheime Kriegsdrucksachen

Von Oberbibliothekar vr. Iohann Saß, Vorstand der Äibliothek des

Auswartigen Amts.

Mollo: „Helß mich nicht reden, heiß mich schweigen;

Oenn mein Geheimnis ist mir Pflicht!"

i^Xie heute bereits fasi unübersehbare Menge geheimer Kriegsdrucksachen möchte ich,
ohne mich auf weitere ünterteilungen einzulassen, nach ihrem Ursprung in zwei
große Gruppen scheiden. Oie eine Gruppe umfaßt alle Drucksachen amtlichen Charakters,
die von Äehörden oder unter ihrer Mitwirkung herausgegeben werden, die andere die zahl-
losen oertraulichen Drucke, die privaten Kreisen ihre Entstehung verdanken und dabei sowohl
von Einzelpersonen als auch von Derbanden und Körperschaften ausgehen können.

üeber die außerordentliche Äedeutung dieser ganzen Dteratur als Quellenmaterial
für die wissenschaftliche Grforschung der Kriegszeit, für die Erkenntnis der innersten und
feinsten Zusammenhänge ihrer Grscheinungen, Stimmungen und Strömungen brauche ich
keine Worte zu verlieren. DaS Wertvollste, Äeste, das Wesentlichsie, den Kern der Oinge
Treffende und darum Aufschlußreichste ist vielfach ausschließlich in diesen geheimen Druck-
sachen niedergelegt, und oft stnd eS grade die berufensten, kenntniSreichsten und tüchtigsten
Männer unseres öffentlichen Lebens, die hier zu Worte kommen! Ferner gibt es kaum eine
Seite des Krieges, kaum ein politisches Gebiet, auf dem man nicht unter den Schranken
der Zensur oder aus anderen besonderen Gründen seine Zuflucht zu geheimen Drucksachen
hat nehmen müssen. Zch möchte da ganz besonderS die zahlreichen bedrutungSvollen
volkswirtschafilichen Schristen und Oenkschristen hervorheben, die neben den rein politischen
eine Fülle tiefgründiger probleme ofi in umfassenden Untersuchungen behandeln. <ZS kommt
hinzu, daß die allermeisten dieser geheimen Drucksachen nur in beschränkter Anzahl hergestellt
werden, und garnicht selten leider grade von den wichtigsten am allerwenigsten. Verfällt
nun gar eine an sich schon geheime Kriegsschrifi privaten Sharakters bald nach ihrem ersten
Auftreten der Äeschlagnahme, und versinkt sie damit gewissermaßen aus dem geheimniö-
vollen Halbdunkel ihres Oaseins, in dem der suchende Älick ihre Spur immerhin noch
einigermaßen zu erkennen vermochte, in absolute Finsternis und Verborgenheit, so gehören
schon sehr gute Nachschlüssel und ganz besonders für dunkle Wege geschärste Augen dazu,
sie noch wieder zu entdecken.

Alle diese Tatsachen und Derhältnisse haben dazu geführt, daß diejenigen deutschen
Kriegssammlungen, die in erster Linie der Wissenschaft und Forschung dienen wollen, sich
pfiichtgemäß der geheimen Kriegsdrucksachen mit besonders regem Sifer angenommen und
ihr Augenmerk darauf gerichtet haben, bei Zeiten soviel wie möglich davon in die Scheuern
zu bringen. Mit welchem Srfolg, vermag ich nicht zu übersehen. Zmmerhin möchte ich
annehmen, daß schon viel wichtiges Material geborgen ist. Andererseits dürfte auch manches
Stück von Wert und Äedeutung noch fehlen. Möglichste Dollständigkeit ist jedoch auf diesem
Sammelgebiet dringendstes Gebot, und es schadet auch nichts, im Gegenteil, es bedeutet
eine Förderung der Wissenschaft, wenn diese Vollständigkeit an mehr als einer Stelle an-
 
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