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Verband Deutscher Kriegssammlungen [Hrsg.]
Mitteilungen — Leipzig, 1919

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Mitteilungen Heft 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.11371#0055
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Oie Äedeutung
der Sammeltatigkeit

>I^amme1n von Grzeugmffen der Natur und der Menschen-
vD hand dieni nicht nur der Äefriedigung eines mehr oder
weniger flark in jeder Seele vorhandenen Triebes, dem zu-
nächfl der Gegenfland gleichgültig ist, auch nicht etwa nur
der Ausfüllung müßiger Stunden oder der Ausspannung
nach ansirengender Äerussarbeit. Oie Sammeltätigkeit ge-
hört zu den unerläßlichen Vorbedingungen der höchsien Äil-
dung, denn ste weckt und entwickelt Kräfie der Seele und des
Geifles, die sonst ruhen, fle gewährt Fühlung mit dem geheim-
nisvollen Wesen der Wiffenschafi und der Kunst und Sinblick
in ihre Werkflatt, fle öffnet einen Weg zu den Oingen und
in die Oinge hinein, und fle ersüllt mit einem ruhigen, alles
durchdringenden und erwärmenden Glücksgefühl, das sonst
nur der Forscher oder der Künfller kennt. Gerade deshalb
mag fle zur Srgänzung unserer heutigen, auf das Wort und
das Wiffen gegründeten Äildung wesentlich mitzuwirken.

Oie Srfahrung lehrt, daß, wer auf irgendeinem Gebiete
ernsilich zu sammeln angesangen hat, eineWandlung in seiner
Seele anheben spürt, die ihn zu einem sreudigeren, von le-
bendigerer Teilnahme, von offnerem Verfländnis für die Sr-
scheinungen des Lebens bewegten Menschen macht. Ueber
flch selbfl hinauswirkend hat flch der Sammler als den un-
entbehrlichen Untergrund alles künstlerischen Schaffens be-
wiesen, und als Anregungszentrum seines Lebenskreises hilfi
er die Krafi des Künfllers, die flch in tausend Kultur- und
Wirtschastswerte umseht, auf das ganze Volk überleiten.

Alfred Lichtwark

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Druck: Graph. Kunstdruüerei Gebr. Feyl, Berltn SW 48, Friedrichftraße 16
 
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